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22 Jahre Künstlerhaus Marktoberdorf: Ausstellung zeigt Sammlung

Kunstschätze aus Depot

22 Jahre: Künstlerhaus Marktoberdorf stellt Sammlungsbestand vor

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    Aus dem dunklen Depot ins Rampenlicht geholt: Das Künstlerhaus Marktoberdorf zeigt einen Teil seiner Sammlung: (von links) die Holzskulpturen „Salon de thé“ von Raimund Göbner und „Pas de deux“ von Terence Carr sowie das Triptychon „Der Fluss“ von Peter Krusche.
    Aus dem dunklen Depot ins Rampenlicht geholt: Das Künstlerhaus Marktoberdorf zeigt einen Teil seiner Sammlung: (von links) die Holzskulpturen „Salon de thé“ von Raimund Göbner und „Pas de deux“ von Terence Carr sowie das Triptychon „Der Fluss“ von Peter Krusche. Foto: Martina Diemand

    Sammler kennen das: Über die Jahre hinweg häufen sich die erstandenen Objekte der Begierde an, und weil irgendwann kein Platz mehr ist, verschwinden sie in Schränken und Schubladen, wandern in den Keller oder auf den Dachboden. Eine ansehnliche Zahl an Kunstwerken hat das Künstlerhaus Marktoberdorf beisammen. Es existiert zwar erst seit 2001, doch der Sammlungsbestand reicht weiter zurück, bis ins Jahr 1978. Damals organisierte die Stadt Marktoberdorf erstmals die Ostallgäuer Kunstausstellung. Durch Ankäufe aus der Ausstellungsreihe, die Künstlerinnen und Künstlern aus der Region ein Forum bietet, hat sich ein kleiner Schatz an zeitgenössischer schwäbischer Kunst angesammelt: über 250 Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Plastiken. Knapp 80 Werke sind nun im Künstlerhaus zu sehen.

    Im Untergeschoss des Künstlerhauses Marktoberdorf zu sehen: das Triptychon „Wind“ von Anja Güthoff.
    Im Untergeschoss des Künstlerhauses Marktoberdorf zu sehen: das Triptychon „Wind“ von Anja Güthoff. Foto: Martina Diemand

    Beim Sichten der beiden Depots entdeckte Museumsdirektorin Maya Heckelmann gleich das Motto der Ausstellung: Vielfalt. „Ein großes und heute sehr aktuelles Thema“, sagt sie. So gibt es auf 1200 Quadratmetern Fotografien, Gemälde in Öl und Acryl, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken und auch ein paar Skulpturen zu sehen. Und ganz verschiedene künstlerische Ansätze von abstrakt bis gegenständlich, von monochrom-melancholisch bis bunt-ekstatisch.

    Künstlerhaus Marktoberdorf: Bei dieser Ausstellung gibt es erstaunliche Entwicklungen zu entdecken

    Dabei gibt es erstaunliche Entwicklungen zu entdecken. Wer beispielsweise Pit Kinzer (Markt Rettenbach) durch seine Gerngroß-Models kennt, wird sich die Augen reiben angesichts zweier blauer Farbholzschnitte von 1993, die zur Reihe „Rayuela Blues Projekt“ gehören und so ganz anders aussehen. Auch Bruno Wank ist vertreten: 2004 verwandelte der Görisrieder Bildhauer das Künstlerhaus in ein „Grünes Haus“ und zündete ein Jahr später beim Abschiedsfest der „Roten Zelle“ in München in einem Raum ein Raketen-Feuerwerk. Eine Aktion, die auch an die Gewaltexzesse in der jüngsten Silvesternacht erinnern, findet Heckelmann. Wanks fotografisches Triptychon empfängt einen beim Eintritt. Eindrucksvolle Triptychen gibt es gleich mehrere, so auch von der Augsburgerin Anja Güthoff („Wind“) und vom Ostallgäuer Peter Krusche („Der Fluss“, 1987).

    Es schlummern noch zahlreiche Schätze im Depot des Künstlerhauses Marktoberdorf (im Bild Künstlerhaus-Direktorin Maya Heckelmann).
    Es schlummern noch zahlreiche Schätze im Depot des Künstlerhauses Marktoberdorf (im Bild Künstlerhaus-Direktorin Maya Heckelmann). Foto: Martina Diemand

    Manches wirkt so fern und ist doch so nah an unserer Zeit. Dazu gehören Arbeiten von Gottfried Herrmann (1907 - 2002), der in Füssen arbeitete und in Schwangau lebte, und der mit seinen Gemälden wie „Der Fremdling“ und „Volksbegehren“ dem magischen Realismus zuzuordnen ist.

    Künstlerhaus-Direktorin Maya Heckelmann lässt vielerorts ganz unterschiedliche Werke in Beziehung zueinander treten (im  Vordergrund die Holzskulptur „Sommerfrischling“ von Raimund Göbner).
    Künstlerhaus-Direktorin Maya Heckelmann lässt vielerorts ganz unterschiedliche Werke in Beziehung zueinander treten (im  Vordergrund die Holzskulptur „Sommerfrischling“ von Raimund Göbner). Foto: Martina Diemand

    Beziehungen zwischen ganz unterschiedlichen Arbeiten herzustellen, das ist Maya Heckelmann an einigen Stellen prima gelungen: Im Obergeschoss etwa nimmt die „Sommerfrischling“-Holzskulptur (2001) des Donauwörthers Raimund Göbner Kontakt mit Bildern von Gitta Merkle (Marktoberdorf), Christa Kyrein-Fröhlich (München/Sulzberg) und Karin Haslinger (Kaufbeuren) auf. Ein kleines Manko sind die aufs Wesentliche reduzierten Angaben zu den Werken und Künstlerinnen und Künstlern, die teils aus dem Allgäu, teils aus Nordschwaben kommen.

    Der Görisrieder Künstler Bruno Wank verwandelte 2004 das Künstlerhaus Marktoberdorf in ein „Grünes Haus“.  Ein fotografisches Triptychon erinnert daran.
    Der Görisrieder Künstler Bruno Wank verwandelte 2004 das Künstlerhaus Marktoberdorf in ein „Grünes Haus“.  Ein fotografisches Triptychon erinnert daran. Foto: Martina Diemand

    Beim Kuratieren erlebte Maya Heckelmannn Überraschungen, stammen doch die meisten Werke der Sammlung aus der Zeit vor 2010, als sie die Leitung des Künstlerhauses übernahm. In den letzten Jahren hat die Stadt Marktoberdorf keine Ankäufe getätigt, dafür das Geld in partizipative Kunstvermittlungs-Angebote gesteckt, berichtet Maya Heckelmann. Sie konzipierte und leitete viele Jahre an der Pinakothek der Moderne in München Kunstvermittlungs-Workshops mit dem Schwerpunkt Diversität. Kunst vor allem auch Kindern und Jugendlichen näher zu bringen, das ist für sie eine Herzensangelegenheit. Und so war es auch bei Franz Schmid (1924 - 2017), dem großen Marktoberdorfer Kunst-Mäzen und Vater des Künstlerhauses und der Ostallgäuer Kunstausstellung. Ihn gibt es übrigens bei dieser kurzweiligen Zeitreise auch zu sehen – in Gestalt zweier Porträtbüsten in Gips und Bronze von Bruno Wank.

    Was alles in den Depots des Künstlerhauses Marktoberdorf schlummert

    • Depots: Das Künstlerhaus verfügt über zwei Depots, in denen nicht nur die Ankäufe der Stadt Marktoberdorf lagern (etwa 250 Arbeiten seit 1978). Sie beherbergen auch die Sammlung Franz Hitzler (52 großformatige Gemälde und über 350 Papierarbeiten), etwa 100 Werke des Marktoberdorfer Malers Hermann Götz (Inventarisierung läuft derzeit), 53 Arbeiten der Allgäuer Künstlerin Gertrude Mendler und eine Gemälde-Sammlung von Antonia Höger (Münchner Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts). Eingelagert sind auch Relikte aus größeren Ausstellungen (etwa Bruno Wanks „Grünes Haus“ und Alexandra Vogts Leuchtschrank „o. T.“) sowie Dauerleihgaben.
    • Öffnungszeiten: Die Ausstellung „22 Jahre Künstlerhaus Marktoberdorf – Sammlungspräsentation“ läuft bis 1. Mai: Dienstag bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 14 bis 18 Uhr.
    • Führungen: Kunsthistorikerin Urte Ehlers führt sonntags durch die Schau (5. März und 23. April, je 15 Uhr, mit Kaffee und Kuchen). Museumsdirektorin Maya Heckelmann bietet am 17. März (17 Uhr) eine Führung an; Ralf Baur eine zur Architektur am 19. März (15 Uhr).
    • Infos gibt es online unter kuenstlerhaus-marktoberdorf.de
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