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50 Prozent mehr Arbeitslose im Allgäu - Kurzarbeit explodiert

Die Arbeitsmarkt-Zahlen im Detail

50 Prozent mehr Arbeitslose im Allgäu - Kurzarbeit explodiert

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    Die Zahl der Arbeitslosen im Allgäu steigt im Vergleich zum Vorjahresmonat.
    Die Zahl der Arbeitslosen im Allgäu steigt im Vergleich zum Vorjahresmonat. Foto: Matthias Becker

    Patricia Glinka (20) will sich mehr Zeit lassen für die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Stefanie Bongers (46), die sich noch um ihre Kinder und den Haushalt kümmern muss, sattelt um von einer Büro- und Servicetätigkeit zur Pflegefachkraft. Beide absolvieren ihre Lehre im Allgäu Stift, ein Zentrum für Familie, Gesundheit und Pflege mit Hauptsitz in Kempten und insgesamt 13 Standorten im Großraum Allgäu. Das Besondere daran: Die Frauen machen ihre Ausbildung in Teilzeit. Patricia Glinka ist nur 20 Stunden pro Woche im Einsatz, Stefanie Bongers arbeitet mit 36 Wochenstunden 90 Prozent.

    Teilzeit ist in der Pflege weit verbreitet. Warum also nicht auch in der Ausbildung anbieten? „Wir wollen die Richtigen haben, die zu uns passen“, sagt Geschäftsführerin Yvonne Spöcker. Und wenn gute Kandidaten, warum auch immer, nicht in Vollzeit die Lehre machen können, „dann versuchen wir es auch mit Teilzeit-Ausbildung“. Im Pflegebereich ist das schon ein paarmal mit Erfolg passiert, im Büro erfolgt es nun beim Allgäu Stift zum ersten Mal.

    Ausbildung in Teilzeit kommt gut an - ist aber noch die Ausnahme

    Die beiden Teilzeit-Azubis fühlen sich gut aufgehoben bei ihren Ausbildern: „Toll ist, dass ich viele Abteilungen trotz meiner Teilzeitausbildung durchlaufen darf“, freut sich Patricia Glinka. Und Stefanie Bongers schätzt, „dass ich alles fragen kann und immer ausführliche Erklärungen bekomme.“

    Die Teilzeit-Ausbildung in den Tagesablauf der insgesamt 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu integrieren, bedarf einer guten Planung: „Das steht und fällt mit dem Willen, die Aufgaben so zu organisieren, dass alles funktioniert“, sagt Yvonne Spöcker.

    Patricia Glinka und Stefanie Bongers sind (noch) die große Ausnahme unter den Azubis im Allgäu. Wie viele Lehrlinge in der Region eine Teilzeit-Ausbildung absolvieren, kann auch die Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen nicht sagen. Pressesprecher Reinhold Huber erklärt, dass es darüber derzeit keine Statistik gebe. Er weiß aber aus Gesprächen, dass viele Betriebe gar nicht wissen, dass es die Teilzeit-Ausbildung, die dann etwas länger dauert als die üblichen drei Jahre, überhaupt gibt.

    Unternehmen: Hohe Bereitschaft zum Ausbilden

    Zur Situation auf dem Lehrstellenmarkt generell sagt Maria Amtmann, Leiterin der Allgäuer Arbeitsagentur: „Es besteht nach wie vor eine hohe Bereitschaft zum Ausbilden bei den Unternehmen.“ Bis Mai haben sich 3450 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle an die Allgäuer Agentur gewandt. Im gleichen Zeitraum stellten Firmen 5540 Ausbildungsstellen zur Verfügung. Viele Verträge seien inzwischen unterschrieben. Aktuell suchen noch 1400 Jugendliche eine Lehrstelle bei noch 2700 offenen Angeboten.

    Im Gegensatz zu den Teilzeit-Azubis verfügt die Agentur bei den Arbeitsmarktdaten für den Mai über exakte Daten. So schnellte wegen der Corona-Krise die Zahl der Arbeitslosen im Allgäu um über 800 auf 13 475 hoch. Im Vergleich zum Mai 2019 bedeutet dies sogar eine Steigerung um mehr als 50 Prozent(siehe Grafik). Die Arbeitslosenquote stieg damit innerhalb eines Jahres und 1,2 Punkte auf 3,5 Prozent. Betroffen von steigender Arbeitslosigkeit waren vor allem die Tourismusgebiete im Ober- und Ostallgäu sowie in Lindau. Gleichzeitig sank die Zahl der offenen Stellen in den vergangenen zwölf Monaten um knapp 40 Prozent auf 4202.

    Wegen der Pandemie und des damit verbundenen Herunterfahrens des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft explodierte, wie berichtet, die Kurzarbeit im Allgäu im März und April in insgesamt 7000 Betrieben auf 90 000 Beschäftigte. Im Mai verlangsamte sich mit weiteren gut 9000 Kurzarbeitern dieser Trend. „Die Kurzarbeit ist für uns durchaus aber auch ein positives Signal“, sagt Maria Amtmann. Das zeige, dass die Arbeitgeber ihre Kräfte in der Krise halten wollen.

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