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Allgäu: Deponien und Müllentsorgung in der Region

Serie "Der Klima-Check", Teil 20

Was landet heutzutage noch auf Mülldeponien im Allgäu?

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    Eine Bauschuttdeponie betreibt die Firma Geiger mit dem Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten seit 1988 in Steinegaden.
    Eine Bauschuttdeponie betreibt die Firma Geiger mit dem Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten seit 1988 in Steinegaden. Foto: Olaf Winkler (Archivbild)

    Bayern will bis 2040 klimaneutral werden. Manche Allgäuer Kommune hat sich sogar noch ehrgeizigere Ziele gesetzt. Um diese zu erreichen und in der Region nachhaltig etwas zu verändern, sind viele Aspekte wichtig. Vom Bau neuer Windräder über den Umgang mit Abfall bis zum Pflanzen von Bäumen. In unserer Serie „Der Klima-Check“ greifen wir jeden Samstag einen Gesichtspunkt auf, informieren über den Stand der Dinge – und zeigen auf, was noch getan werden muss. Der heutige Teil dreht sich um die Frage: Was landet heutzutage noch auf Mülldeponien?

    Vor 51 Jahren trat in Deutschland das Abfallgesetz in Kraft. Damit begann die geordnete Müllentsorgung. Die Nutzung von „wil-den“ Müllkippen der Gemeinden sollte so beendet werden.

    Warum gibt es Deponien?

    „Die Beseitigung von Abfällen auf Deponien erfolgt nur dann, wenn die Abfälle nicht verwertet werden können“, sagt das Bundesumweltamt. So dürfen Hausmülldeponien seit 2005 nur noch vorbehandelte Abfälle aufnehmen, bei denen organische Bestandteile nahezu völlig entfernt sind. Damit soll das Grundwasser geschützt und eine Bildung von Gasen verhindert werden. Deponien der Klasse 1, 2 und 3 (DK, siehe unten) sind ausschließlich mineralischen Abfällen vorbehalten. Sie fallen vor allem bei Bauarbeiten an. „Deponien in Deutschland sind auf eine langfristige Ablagerung ausgelegt“, sagt Karl-Heinz Lumer, Geschäftsführer des Zweckverbands für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK). Sollte zukünftig eine Verwertung möglich sein, könnte gegebenenfalls auf diese Ablagerungen zurückgegriffen werden. Derzeit sei das aber nicht absehbar.

    Wie viele Deponien gibt es im Allgäu?

    Aktuell sind im Allgäu 25 Deponien der Klasse 0 in Betrieb, vor zehn Jahren waren es laut Regierung von Schwaben noch 29. In ihnen werden sogenannte Inertabfälle gelagert – also Müll, der keinen wesentlichen physikalischen, chemischen oder biologischen Veränderungen unterliegt. Inertabfälle lösen sich nicht auf, sind nicht brennbar und bauen sich nicht biologisch ab. Im Entsorgungsgebiet des ZAK ist außerdem die Deponie Steinegaden (DK I) im Landkreis Lindau in Betrieb, im Landkreis Ostallgäu die Deponie Oberostendorf (DK II). Die ehemaligen Oberallgäuer Hausmülldeponien Herzmanns und Ursulasried sind stillgelegt, ebenso die ehemalige Hausmülldeponie Füssen. Im Landkreis Unterallgäu ruht der Betrieb der Deponie Breitenbrunn (DK II). Das heißt, sie ist noch nicht vollständig befüllt, aber aktuell wird nichts abgelagert. Temporäre Abdichtungen sollen sicherstellen, dass keine Umweltbeeinträchtigungen entstehen. Die ehemaligen Unterallgäuer Hausmülldeponien Egelhofen und Derndorf sind stillgelegt – ebenso wie die ehemalige Hausmülldeponie Kaufbeuren.

    Wie viel Müll landet jedes Jahr auf Allgäuer Deponien?

    Im Jahr 2021 wurden auf der Deponie Oberostendorf 2654 Tonnen Abfälle und auf der Deponie Steinegaden 30.424 Tonnen abgelagert. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Bodenaushub, Baureste, Abfälle mit Asbest und künstlichen Mineralfasern.

    Geht eine Gefahr von den Deponien aus?

    Eine akute Gefahr geht von den Deponien nicht aus, heißt es von der Regierung von Schwaben. Altablagerungen und ehemalige Hausmülldeponien könnten jedoch zu Belastungen des Grundwassers führen. Das werde aber überwacht. Beeinträchtigungen des Grundwassers gab beziehungsweise gibt es bei den Unterallgäuer Altdeponien in Apfeltrach, Dietratried und Benningen. Dort wurde die Oberflächenabdichtung saniert oder es ist geplant. Deponien der Klasse I bis III und ehemalige Hausmülldeponien werden vom Landesamt für Umwelt je nach Einstufung im ein- bis dreijährigen Turnus kontrolliert.

    Ein Großteil der Deponieabfälle sind Baureste. Warum ist dabei die Wiederverwertung schwierig?

    „Produktionsabfälle wie künstliche Mineralfasern oder Gipskarton können wiederverwertet werden“, sagt ZAK-Chef Lumer. In der Praxis sei eine sortenreine und saubere Erfassung aber schwierig, sodass große Mengen dieser Stoffe als nicht verwertbare Baureststoffe nach wie vor deponiert werden. Allein auf der Deponie Steinegaden sind das jährlich etwa 25.000 Kubikmeter.

    Wie lange reichen die Kapazitäten der Deponien?

    Die Deponien in Oberostendorf und Breitenbrunn können auf Grundlage der bestehenden Genehmigungen noch weiter ausgebaut werden und haben dann eine Laufzeit von voraussichtlich mehreren Jahrzehnten, teilt die Regierung von Schwaben mit. Die Deponie Steinegaden hat noch eine Laufzeit von etwa vier Jahren.

    Wird es neue Deponien geben?

    Die Zahl der noch genutzten Deponien in Deutschland sinkt, sagt die Statistik-Onlineplattform Statista. Demnach gab es 2014 insgesamt 1131 Anlagen, sechs Jahre später waren es 1005. „Aufgrund der hohen Anforderungen an heutige Deponien werden in Zukunft nur noch größere Deponien errichtet werden“, sagt ZAK-Chef Lumer. Für Kraftisried liegt der Regierung von Schwaben ein Antrag für die Errichtung und den Betrieb einer Deponie der DK I vor mit einer geplanten Laufzeit von 19 Jahren.

    Die einzelnen Kategorien der Mülldeponien

    Deponien werden in mehrere Klassen unterteilt. Vereinfacht kann man sagen, eine frühere Bauschuttdeponie entspricht der Deponieklasse (DK) 0. DK I ist eine Lagerstätte für mäßig belastete (nicht gefährliche) Abfälle. Das ist die Regeldeponie für mäßig belasteten Erdaushub und Bauschutt sowie vergleichbare mineralische gewerbliche Abfälle. Eine frühere Hausmülldeponie ist DK II, eine Sonderabfalldeponie (zum Beispiel für Industrieabfälle) entspricht DK III. DK IV wäre demnach eine Untertagedeponie, die es in Bayern jedoch nicht gibt, erklärt die Regierung von Schwaben.

    Die anderen Teile unserer Serie "Der Klima-Check" fnden Sie hier.

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