"Die Überheblichkeit nimmt zu", sagt Thomas Hanrieder vom staatlichen Bauamt Kempten. Dass Menschen Baustellenschilder und Absperrungen ignorieren, komme immer öfter vor. "Greifbare Zahlen gibt es dazu nicht, das sind Bauchgefühle." Kürzlich hatte die Behörde Probleme bei einer Baustelle am Ortseingang nach Lindenberg aus Richtung Scheidegg (Kreis Lindau). Dort soll ein neuer Kreisverkehr entstehen, die Absperrung wird aber von vielen Autofahrern nicht beachtet. Bei einer Baustelle in Niedersonthofen (Kreis Oberallgäu) zeigt sich die Entwicklung noch drastischer. Dort wurde ein Sicherheitsdienst vom Landkreis beauftragt, die Baustelle zu bewachen. Eine Sprecherin des Landratsamtes Oberallgäu teilt mit: Dies sei eine günstige Möglichkeit gewesen. Das eigene Fachpersonal habe nicht die Kapazitäten dafür gehabt.
Absperrung ignoriert: So viel kostet der Schaden
Der Sicherheitsdienst diene auch dazu, Verkehrsteilnehmer zu schützen, da sie sich im voll gesperrten Baustellenbereich verletzen könnten. Zu dieser Maßnahme habe das Landratsamt gegriffen, da Absperrungen speziell in diesem Jahr häufig ignoriert wurden. Insbesondere bei der Baustelle in Niedersonthofen seien die Sperrungen nicht beachtet und umfahren worden. Teilweise wurden sie laut der Sprecherin abgebaut oder seitlich in die Felder geschmissen. Zudem fuhren Autofahrer über die Felder sowie Wald- und Wiesenwege. Die Securities bewachten die Baustelle nicht nur, sie suchten auch das Gespräch, wenn es Probleme gab.
Denn wenn Schäden entstehen, kann es teuer werden. Wenn Felder, Wege und auch Absperrmaterial beschädigt werde, könne das bis zu 10.000 Euro kosten. Noch teurer wird es laut Pressesprecherin, wenn an einer frisch hergestellten Fahrbahndecke, Schäden durch Spurrillen entstehen, die nicht reparabel sind. Zwischen 50.000 und 100.000 Euro können anfallen, wenn der Täter nicht gefunden wird.
Baustellenschilder und Umleitungen: Früher gab es mehr Akzeptanz
Dass ein Sicherheitsdienst beauftragt werden muss, ist nicht die Regel, sagt Hanrieder. Was ihm auch auffällt: Menschen halten sich immer weniger an Umleitungsschilder, sondern vertrauen blind ihrem Navi. "Das Navi lotst über den kleinstmöglichen Weg um", sagt Hanrieder. Das führe aber immer wieder zu Problemen, weil dadurch Wege genutzt werden, die die Autos gar nicht befahren dürfen. Hanrieder betont: "Die Umleitungsschilder hätten schon ihren Sinn."
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