Grüne Wiesen, Berge, Kühe: Dieses Bild haben wohl viele vor Augen, wenn sie an das Allgäu denken. Wir stellen die Region, ihre Geschichte und Traditionen vor.
Bild: Ralf Lienert (Symbolbild)
Grüne Wiesen, Berge, Kühe: Dieses Bild haben wohl viele vor Augen, wenn sie an das Allgäu denken. Wir stellen die Region, ihre Geschichte und Traditionen vor.
Bild: Ralf Lienert (Symbolbild)
Beliebte Ausflugsregion und Wirtschaftsstandort - das Allgäu hat vor allem in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Wir stellen die Region vor und klären unter anderem folgende Fragen:
Das Allgäu ist keine eindeutig definierte Region, wo es beginnt und endet, darüber streiten sich auch die Einheimischen. Folgende Landkreise und Städte gehören aber dazu:
Das bayerische Allgäu liegt im Regierungsbezirk Schwaben. Auch Teile Baden-Württembergs, beispielsweise die Gegenden um Wangen und Isny, werden als "württembergisches Allgäu" im weitesten Sinne zur Region gezählt. Kempten ist die größte Stadt im Allgäu und hat sogar eine Hochschule.
Das Allgäu grenzt an die österreichischen Bundesländer Tirol und Vorarlberg im Süden. Westlich erstreckt sich Baden-Württemberg, östlich der Regierungsbezirk Oberbayern mit dem Landkreis Weilheim-Schongau. Nördlich liegt die Stadt Augsburg mit ihrem Einzugsgebiet, dem Landkreis.
Zwei große Autobahnen, die A96 und die A7, führen durch das Allgäu.
Das Allgäu ist vor allem im südlichen Teil eine Alpin geprägte Region, an die Allgäuer Alpen grenzen die Lechtaler Alpen, das Lechquellengebirge, das Bregenzerwaldgebirge und die Ammergauer Alpen.
Die höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen liegen streng genommen nicht mehr in Deutschland, sondern in Österreich. Die fünf höchsten Gipfel sind:
Lediglich die Hochfrottspitze und die Mädelegabel liegen direkt auf der deutsch-österreichischen Grenze.
Bekannter sind jedoch einige andere Gipfel im Allgäu. Dazu zählen:
Übrigens: Hochfrottspitze, Mädelegabel und Trettachspitze bilden das sogenannte Allgäuer Dreigestirn.
Das Allgäu ist aber nicht nur ein Berg-, sondern auch ein Seenland. Im Allgäu liegen viele bekannte Seen, darunter:
Das Westallgäu grenzt außerdem an Lindau und somit an den Bodensee.
Das von den Alpen geprägte Oberallgäu und das südliche Ostallgäu mit den Königsschlössern gelten als als die beliebtesten Tourismusgebiete des Allgäus und werden hauptsächlich vermarktet. Das Oberallgäu bietet die Landschaft, die viele vor dem inneren Auge haben, wenn sie an das Allgäu denken. Beliebte Urlaubsorte sind:
Füssen im Ostallgäu ist nicht hauptsächlich wegen der Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. In und um Füssen gibt es aber noch zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten.
Das Allgäu hat eine lange Geschichte: Bis heute sind Zeichen der römischen Besatzung nach den Augusteischen Alpenfeldzügen zu sehen, denn in Kempten, einst "Cambodunum", gibt es einen archäologischen Park, der die Geschichte des einstigen Limes-Stützpunkt erklärt. Kempten könnte dadruch als älteste Stadt Deutschlands gelten, um diesen Titel muss sich die Stadt aber mit Trier und Köln streiten.
Namentlich wurde das Allgäu als "Albigauge" oder "Albigoi" im 9. Jahrhundert erstmals erwähnt. Mehr über die Herkunft des Begriffs "Allgäu" erfahren Sie hier.
Besonders prägend für die Gegend war der Bauernkrieg im 16. Jahrhundert, im Zuge dessen die "Zwölf Artikel" in Memmingen veröffentlicht wurden, eine erste Version der Menschenrechte in Europa.
Das Allgäu war viele Jahrhunderte vor allem eine ländlich geprägte Region, in der Flachs angebaut wurde. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Milchwirtschaft im Allgäu ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Heimatdichter Peter Dörfler entwickelte die Metapher "vom blauen zum grünen Allgäu", wobei das "blau" für die blau blühende Flachspflanze steht und das grün für die Wiesen, auf denen die Kühe der Milchwirtschaft grasen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Touristen ins Allgäu, nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Beliebheit der Region als Urlaubs- und Freizeitziel zu. Während des Regimes der Nationalsozialisten gab es im Allgäu diverse Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. In der Pogromnacht 1938 und danach wurde vor allem in Kempten und Memmingen viel jüdisches Leben im Allgäu ausgelöscht.
Nach dem Krieg wurde das Allgäu von amerikanischen - und vor allem im Westallgäu - von französischen Truppen besetzt. Mit der Gebietsreform im Jahr 1972 wurden die Landkreise teils neu definiert. Im Jahr 1978 wurde die Fachhochschule Kempten eröffnet.
In den vergangenen Jahren ist das Allgäu außerdem auch als Wirtschaftsstandort immer attraktiver geworden. Im Allgäu sind beispielsweise weltweit erfolgreiche Unternehmen wie Dachser, Liebherr oder Grob ansässig.
Zudem hat sich das Allgäu mit seiner Kultur auch immer mehr als Marke etabliert. Vor allem die Allgäuer Gerichte sind in den vergangenen Jahren immer bekannter geworden. Dazu zählen beispielsweise:
Den einen Allgäuer Dialekt gibt es nicht - teilweise sprechen die Menschen schon wenige Kilometer entfernt ein wenig anders. Trotzdem gibt es einige Begriffe, die man in der Gegend nahezu überall verwendet. Wollen Sie sich selbst testen? Hier finden Sie unser Quiz zum Allgäuer Dialekt.
Das Allgäu ist von Traditionen geprägt, die manchmal die ganze Region umfassen und teilweise nur einzelne Orte. Sehr bekannt ist das Christbaumloben, bei dem man um Weihnachten herum von Haus zu Haus zieht, die Christbäume der Nachbarn und Freunde bewundert und dafür einen Schnaps bekommt. Auch typische Silvesterbräuche wie das Böllerschießen oder das Silvesterblasen gehören zum Allgäu.
Auch die Funkenfeuer, die am Sonntag nach Aschermittwoch leuchten, sind ein beliebter Allgäuer Brauch. Hintergrund ist, dass früher so der Winter vertrieben werden sollte. Alte Holzstücke werden aufgetürmt und entzündet, das ganze Dorf kommt zusammen.
Auch in den Rauhnächten werden viele alte Rituale gepflegt - mehr dazu erfahren Sie hier.
Wie bereits erwähnt, ist die Milchwirtschaft ein essentieller Pfeiler der Allgäuer Wirtschaft und Identität. Sowohl das Unter- als auch das Ostallgäu konnten sich in verschiedenen Jahren die Top-Platzierungen sichern, wenn es darum ging, in welchen bayerischen Landkreis die meisten Rinder leben. Charakteristisch für das Allgäu ist das sogenannte Braunvieh.
Die Rinder verbringen ihren Sommer teilweise in den Bergen, etwa bis Ende September, wenn die Herde angeführt vom Kranzrind beim Viehscheid ins Tal getrieben wird. (Welche Viehscheid-Termine 2022 im Allgäu stattfinden, lesen Sie hier.) Der Viehscheid ist nur ein Teil der Alpwirtschaft, die im Allgäu betrieben wird. Weitere Fakten rund um das Thema Alpwirtschaft im Allgäu erfahren Sie hier.
Neben dem Viehscheid gibt es weitere Veranstaltungen, die nicht nur Allgäuerinnen und Allgäuer, sondern auch Gäste und Touristen aus anderen Gebieten Deutschlands und anderen Ländern anziehen. Dazu zählen:
Das Allgäu ist bei Naturliebhabern und Sportlern sehr beliebt, denn es bietet perfekte Bedingungen zum Wandern, Klettern, Skifahren, Winterwandern, Rodeln, Fahrradfahren, E-Biken, Mountainbiken, Gleitschirmfliegen und Trail-Running. Beliebte Ausflugsziele im Allgäu sind beispielsweise: