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Allmikäs in Kimratshofen im Oberallgäu will grüner werden

Marke kennen Verbraucher aus Supermarkt

Die Allgäuer Marke Allmikäs soll grüner werden - mit Schnittkäse

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    Der Geschäftsführer der Allgäu Milch Käse eG, Hubert Dennenmoser, wirft einen kritischen Blick in eine Maschine, die Reibekäse herstellt.
    Der Geschäftsführer der Allgäu Milch Käse eG, Hubert Dennenmoser, wirft einen kritischen Blick in eine Maschine, die Reibekäse herstellt. Foto: Ralf Lienert

    Der Weg zum Schnittkäse, der die Marke Allmikäs „grüner“ machen soll, führt durch eine Hygienestraße. Dort werden die Hände gewaschen und desinfiziert, auf die Haare kommt eine Haube, auf die Schuhe ebenfalls. Ein Mantel wird über die Schultern geworfen, dann erst darf die Produktionshalle betreten werden. Dort liegen mehrere rechteckige Käseblöcke einer Maschine. Es dauert nur wenige Sekunden, dann sind sie zu Scheiben geschnitten. Automatisiert werden sie verpackt. 150 Gramm aufgeschnittener Bergbauern-Käse sind das Ergebnis.

    Allmikäs im Oberallgäu: Was macht die Molkerei?

    Unter anderem hinter dieser Anlage verbirgt sich eine Investition von 20 Millionen Euro. Sie geht auf das Konto der Allgäu Milch Käse eG, das Unternehmen hinter der Marke Allmikäs. „Alles was klein ist, können wir nun selber verpacken“, sagt Geschäftsführer Hubert Dennenmoser. Klein heißt vereinfacht gesagt: Produkte unter 400 Gramm. „Ich gehe davon aus, dass wir uns so Kilometer sparen, die mehr als einmal um die Welt führen“, sagt er. Denn bislang konnte Allmikäs den in Kimratshofen im Oberallgäu hergestellten Käse nicht selbst schneiden und verpacken.

    Das übernahmen andere Firmen. Und an die musste der Käse geliefert werden – eine Strecke, die jetzt wegfällt. Ein weiterer Vorteil: Direkt benachbart liegt die Käsemanufaktur Albert Herz GmbH. Sie hat ebenfalls rund 20 Millionen Euro investiert. Das Unternehmen verpackt für Allmikäs Produkte, die „groß“ sind, also über 400 Gramm haben, erklärt Dennenmoser. Nur eine Tür trennt die Firmen – der Weg der Produkte ist somit kurz.

    Welche Produkte stellt Allmikäs her?

    Die Marke Allmikäs kennen Verbraucherinnen und Verbraucher aus Supermärkten. Dorthin liefert die Allgäu Milch Käse eG Quark, Butter und natürlich Käse. In Scheiben, geriebener Form oder am Stück. Der größte Abnehmer ist Edeka, sagt Dennenmoser. Gefolgt von Aldi-Süd. Etwa 20 Prozent der hergestellten Lebensmittel gingen ins EU-Ausland. Das meiste bleibe im Süden Deutschlands. Die Milch bezieht das Unternehmen aus dem gesamten Allgäu und angrenzenden Gebieten.

    Die Schnittkäse-Maschine ist nur ein Weg für die Genossenschaft, um langfristig nachhaltiger zu werden, sagt Dennenmoser. So befinden sich Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Produktionshallen. 15 Prozent des Energiebedarfs werden dadurch gedeckt, bis 2027 sollen es 20 Prozent werden. Auch ein zweites Blockheizkraftwerk wurde auf dem Gelände errichtet. Und durch eine neue Kaltwasseranlage könne der Käse nun mit Außenluft anstatt mit Eiswasser gekühlt werden, sagt Dennenmoser.

    Über 20 Millionen hat das Unternehmen in seine neue Anlage investiert.
    Über 20 Millionen hat das Unternehmen in seine neue Anlage investiert. Foto: Ralf Lienert

    Mit allen Energie-Sparmaßnahmen sei der Bedarf des Unternehmens innerhalb eines Jahres gesunken: Lag er bisher bei einem rechnerischen Verbrauch von 4000 Menschen, konnte dieser um den Bedarf von 288 Verbrauchern reduziert werden. Langfristig wolle die Genossenschaft vom Erdgas wegkommen. Dennenmoser ist seit 1993 ihr Geschäftsführer. Im nächsten Jahr will der 65-Jährige in Rente gehen.

    Geschäftsführer von Allmikäs geht in Rente

    Die Verantwortung für die rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie über tausend Lieferanten wird er dann in jüngere Hände übergeben. Ein Unternehmen müsse vernünftig handeln, sagt Dennenmoser. Für ihn sei das der Antrieb für viele Investitionen gewesen. Allmikäs und seine Milchbauern seien in der Region verwurzelt. „Die Landwirte können nicht einfach wegziehen“, sagt er. Es liege an ihnen, ihre Heimat nachhaltig zu bewirtschaften. Der Begriff „Greenwashing“ liege ihm fern, sagt er. Darauf angesprochen winkt er ab – dass sich Unternehmerkollegen grüner darstellen, als sie sind, ärgere ihn. Wachstum sieht er für Allmikäs deshalb in Zukunft mehr im Ausbau der Qualität als in Größe und hergestellter Menge.

    Das ist die Allgäu Milch Käse eG

    Die Allgäu Milch Käse ist eine eingetragene Genossenschaft. Ihren Sitz hat sie in Kimratshofen, einem Ortsteil der Oberallgäuer Gemeinde Altusried. Rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten für die Molkerei. Allgäu Milch Käse bezieht fünf verschiedene Milchsorten, aus denen unterschiedliche Käse- oder Quarkprodukte für den Handel hergestellt werden: Bergbauernmilch, Biobauernmilch, Bio-Heumilch, konventionelle Heumilch und konventionelle Milch.

    • Wer als Lieferant aufgenommen werden will, wird vorher kontrolliert – und vom Geschäftsführer vor Ort besucht.
    • Pro Jahr werden rund 400 Millionen Kilo Milch verarbeitet.
    • Das Unternehmen erzielte 2022 einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro.
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