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Allgäu-Rap mit Kleister: Unterallgäuer Rap-Duo verbindet Provinz und Großstadt

Neues Album erschienen

"Landei und Kosmopolit": Kleister macht Allgäu-Rap mit Berlin-Sound

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    Lukas Derungs (links) und Johannes Fäßler wollen mit ihrem „Allgäu-Album“ Weltoffenheit und Heimatliebe vereinen.
    Lukas Derungs (links) und Johannes Fäßler wollen mit ihrem „Allgäu-Album“ Weltoffenheit und Heimatliebe vereinen. Foto: David Schlichter

    Welches Bild haben Sie beim Gedanken an das Allgäu vor Augen? Idyllisches Bergpanorama mit Schnee-gezuckerten Gipfeln? Oder mit Gülle überschüttete Wiesen? Dem Rap-Duo „Kleister“ kommt beides in den Sinn. Auf ihrem neuen „Allgäu-Album“ setzen sich Johannes Fäßler und Lukas Derungs mit der Region auseinander – manchmal kritisch-ironisch, manchmal liebevoll. Sie vereinen Identitäten: Allgäu, Mannheim und Berlin, Jazz, Hip-Hop und Punk – Kleister klebt das alles zusammen. Fäßler, der im Unterallgäuer Mindelheim aufgewachsen ist, sagt: „Ich bin ein Landei und ...“ – Bandkollege Derungs ergänzt: „... ein Kosmopolit.“

    Von der WG-Musik ging es für Kleister zum Heimatsound-Wettbewerb von Bayern 2

    Kennengelernt haben die Musiker sich in einer Wohngemeinschaft in Mannheim. Derungs studierte Jazz und Musik auf Lehramt, Fäßler im angrenzenden Heidelberg Geschichte und Politik. „Ich habe auch viel Musik gemacht, allerdings nicht akademisch“, erzählt Fäßler. Er stand mit Punkbands auf der Bühne oder als Singer-Songwriter mit Gitarre. Auch heute kümmert sich der 35-Jährige um die Texte, Derungs, 32, um Melodie und Beat. Seit fünf Jahren treten sie gemeinsam auf, bislang vor allem auf Hochdeutsch.

    Geändert hat das ihre Teilnahme beim Heimatsound-Wettbewerb von Bayern 2: Dort kamen sie mit Hip-Hop in Allgäuer Mundart bis ins Finale. „Die Idee war geboren, und wir wollten weitermachen“, sagt Johannes Fäßler. Dialekt habe sie als Band verändert. Schrieb er die Texte vorher zur Musik von Derungs, ist es heute umgekehrt. Die Dialektsprache habe eine ganz eigene Rhythmik. So sei zum Beispiel der Song „Schal Rum“ im eher ungewöhnlichen 17/8-Takt entstanden. Derungs: „Die Worte haben sich perfekt in diesen Beat reingelegt.“

    Geschichten aus dem Allgäu werden zum Thema in den Texten von "Kleister"

    Mit der neuen Ausrichtung gen Allgäu habe sich für Derungs freilich die Frage gestellt, wo er sich widerspiegele. Aufgewachsen ist er in Südbaden, die Mutter kommt aus Schwaben, der Vater aus der Schweiz. „Ich finde Dialekt geil“, sagt er. Auch die Unterallgäuer Sprachfärbung kann Derungs täuschend echt imitieren.

    „Jedes Mal, wenn ich im Allgäu bin, begegnet mir irgendein Thema, das ich in der Musik verarbeite“, erzählt Fäßler. Corona-Proteste, die in der Kleinstadt Mindelheim für Gesprächsstoff sorgten, greift Kleister etwa im Lied „Aluhut“ auf. Das Lied „Henna legat Eier“ baut Fäßler auf Wortwitze auf, die er aus seiner Kindheit kennt. Steigert sich von einem ins andere – von der Fahrerflucht, über das daraus entstandene schlechte Karma landet er bei der Wiedergeburt als Dalai Lama. Die Basis dieses Gedankenspiels ist ein Reim: „Gäns schwimmet im Weiher/ Henna legat Eier/ Kuah gibt Milch für Kas/ Bolla scheißt dr Has.“

    Bei Kleister kommen Hip-Hop, Jazz und Punk zusammen

    Fäßler und Derungs spielen mit Klischees über das Leben auf dem Land, thematisieren Gesellschaftspolitisches wie Klimawandel und die Ausbeutung der Natur im Tourismus, geben Einblick in Persönliches wie Fäßlers Aufwachsen als „Bäckersbua“. Ebenso vielfältig ist die Klanglandschaft, die Derungs entstehen lässt. Den Ton von Alphörnern löst er in satte, tanzbare Rhythmen auf. Bei „Habergaukel“ legt sich jazzig-verträumte Klaviermusik unter den Gesang über den Sommer. Live kommt Improvisation und Witz hinzu, ebenso hochdeutsche Titel.

    Mit dem Zug reisen die beiden Musiker aktuell herum und stellen ihr Allgäu-Album zwischen Berlin und Kempten vor. Mit Liedern daraus traten sie auch schon bei einem kleinen Festival in Kaufbeuren auf. Fäßler: „Da haben die Leute gefeiert und viel gelacht.“

    • Info: Kleister spielt am Freitag, 25. November, ab 20 Uhr im Lollipop Kempten und am Samstag, 26. November, ab 22 Uhr im Roundhouse Kaufbeuren.
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