Die derzeitige Hitze macht vielen beim Arbeiten und auch in der Freizeit zu schaffen. Selbst im Büro, das als kühler Arbeitsplatz gilt, können die Temperaturen in diesen Tagen schon mal unangenehm werden. Richtig anstrengend wird es für Menschen, deren Arbeit überwiegend im Freien stattfindet. Was macht zum Beispiel der Allgäuer Landwirt auf seinen Feldern, wenn die 30 Grad Marke auf dem Thermometer erreicht ist? Unsere Redaktion hat sich an verschiedenen Arbeitsplätzen umgehört.
Ein Landwirt aus Obergünzburg verschiebt anstrengende Arbeiten auf den kühlen Abend
"Untertags versuche ich, Arbeiten zu erledigen, die drinnen stattfinden", sagt Landwirt Daniel Schmid (25) aus Obergünzburg. Lüfter hielten den Stall relativ kühl. Anstrengende Arbeiten im Freien, wie zum Beispiel das Aufstellen eines Zauns erledige er möglichst abends ab 20 Uhr oder in den kühlen Morgenstunden. "Und ich trage so kurze Sachen wie möglich - manchmal nicht mal ein T-Shirt", sagt der Landwirt und lacht. Eine Kopfbedeckung sei unbedingt notwendig, genau wie regelmäßiges Eincremen und eine Sonnenbrille. "Mit der Zeit wird man abgehärtet, man gewöhnt sich einfach ein bisschen an die Hitze", fügt Schmid hinzu. Ältere Traktoren hätten keine Klimaanlage, der Fahrtwind müsse ausreichen.

Bei zu großer Hitze können Ernteausfälle drohen
Das eigentliche Problem bei der Hitze sei weniger ein körperliches als viel mehr ein möglicher Ausfall der Ernte. "Wenn es zu trocken ist und zu wenig regnet, wächst weniger. Das bedeutet weniger Futter für das Vieh. Dann muss man im schlimmsten Fall den Tierbestand abstocken, es gibt weniger Milch und man kann nicht mehr so viel verkaufen", schlussfolgert der 25-Jährige. Solange die Hitze nicht zu lange andauere, sei sie aber kein Problem, da so Trockenfutter - also Heu - für die Tiere eingebracht werden könne.
Daniel Schmid: "Ab 20 Grad wird es für die Kühe unangenehm"
Für seine Kühe seien die hohen Temperaturen eher ein Problem als für ihn selbst, sagt Schmid. "Ab 20 Grad wird es für sie unangenehm. Sie ertragen die Hitze nicht." Deshalb sollten sie nachts ausgetrieben werden. "Auf meinem Hof geht das aber leider nicht, weil er direkt an der Hauptstraße liegt. Das ist in der Nacht zu gefährlich." Stattdessen achte er verstärkt darauf, dass für die Tiere ausreichend Schatten unter Bäumen oder neben dem Stall vorhanden ist. "Und es ist immer ein Fass mit genug Wasser da. Hoch leistende Kühe trinken um die 150 Liter am Tag."
Schutzkleidung und Ausrüstung machen Polizisten in der Hitze zu schaffen
Von der Wiese auf die Straße: Auch für Polizistinnen und Polizisten sind die hohen Temperaturen belastend - insbesondere auf Streife. "Die Schutzweste, die viele im Dienst tragen, heizt richtig auf", sagt Holger Stabik, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Sie sei wie eine zusätzliche Wärmehülle und nicht nur unangenehm, sondern tatsächlich eine zusätzliche Belastung.
"Jeder und jede darf aber selbst entscheiden, ob er oder sie die Weste trägt oder nicht. Manche tragen sie immer, manchen ist es zu heiß", sagt Stabik. Man hoffe natürlich, dass die Weste nie gebraucht werde, doch gleichzeitig könne man nie wissen, was passiert. Mit dem Risiko müsse jeder umgehen, wie er es für richtig halte.
"In vielen Jobs kann es bei der Hitze anstrengend werden - gerade wenn viel körperliche Betätigung dabei ist", sagt Stabik. Beispiele seien im Fall der Polizei Personentransport, Erste Hilfe, Unfallaufnahmen oder einen Tatort abzusperren. "Der Unterschied zu anderen Berufen ist die Ausrüstung. Waffe, Funkgerät und Gürtel sind immer dabei und wiegen einiges."
Holger Stabik: "Bei einem Einsatz kann nicht eben mal jemand Getränke ausgeben"
Richtig anstrengend werde es bei hohen Temperaturen in Gefahrensituationen, in denen noch mehr Schutzkleidung benötigt wird. "Da werden noch schwerere Schutzwesten getragen als gewöhnlich. Sie decken noch mehr vom Körper ab. Außerdem hat man bei solchen Einsätzen einen Helm auf", sagt der Polizeioberkommissar. Bei Übungen und Einsätzen sei es bereits zu Kreislaufproblemen gekommen und die Betroffenen mussten ausgewechselt werden. "Bei einem Einsatz kann nicht eben mal jemand Getränke ausgeben wie auf einer Baustelle. Es kommt auf die Situation an."
Schutzkleidung im Krankenhaus: "So verschwitzt, dass man sich danach komplett umziehen muss"
Zwar nicht so schwer, doch genauso schweißtreibend ist die Schutzkleidung im Krankenhaus. "Im Sommer ist es sehr unangenehm, im Isolationszimmer zu arbeiten", sagt Jochen Zettler, stellvertretender Pflegedirektor im Klinikum Memmingen. "Mit Kittel und Maske ist es sehr heiß. Meistens ist man darunter so verschwitzt, dass man sich danach komplett umziehen muss." Das sei vor allem in der Früh bei der Ganzkörperpflege der Patientinnen und Patienten der Fall, bei der Pflegerinnen und Pfleger die Schutzkleidung bis zu einer Stunde am Stück tragen müssten. Sie sei teilweise aus Plastik.
"Wir sind sehr froh, dass wir diesen Sommer keine FFP2-Masken mehr tragen müssen", fügt Zettler hinzu. "Es gibt - zumindest bei uns auf der Überwachungsstation - keine Ventilatoren oder Klimaanlagen." Natürlich sei es auch für die Patienten unangenehm, wenn es draußen so heiß ist. Sie würden nur mit dünnen Decken zugedeckt, das Personal lüfte am Morgen und schließe dann die Jalousien.

Vergangenen Sommer kam ein Eiswagen beim Klinikum Memmingen vorbei
"Alle trinken sehr viel. Wasser steht kostenlos zur Verfügung. Und es ist wichtig, öfter mal eine Pause einzulegen, sich hinzusetzen und durchzuatmen", sagt Zettler. Sein Team gönne sich in der Pause auch ab und an ein Eis. Vergangenes Jahr sei ein vom Klinikum bezahlter Eiswagen für das Personal gekommen.
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