Erstmals in der Geschichte der Allgäuer Brauhaus AG hat es eine Hauptversammlung gegeben ohne das gesellige Beisammensein, ohne gemeinsames Essen, ohne Beifall für den Vorstand und ohne Generaldebatte der Aktionäre. In der Corona-Pandemie wurden die Berichte von Aufsichtsrat und Vorstand online aus dem Stadttheater Kempten übertragen, und die Abstimmung erfolgte virtuell. Vorstand Heinz Christ freute sich über einen Gewinn von 1,2 Millionen Euro, der aber angesichts der Pandemie voll in die Rücklage fließt. In diesem Jahr gibt es keine Dividende auf die 87 000 Aktien. Nach sieben Jahren wechselt Dr. Niels Lorenz in den Beirat der Radeberger Gruppe und gibt den Aufsichtsratsvorsitz an Guido Mockel ab.
Wachstumsmotor "Büble Bier"
„Im Vorjahr stieg der Absatz von 372 500 auf 389 000 Hektoliter“, sagte Vorstand Christ. Wachstumsmotor war wieder das Allgäuer Büble Bier mit einem Plus von 23 500 Hektolitern. Für das laufende Jahr war eine Steigerung von 26 400 Hektolitern Allgäuer Büble Bier auf insgesamt 492 500 Hektoliter Getränke geplant. In den ersten beiden Monaten des Jahres schien der Plan aufzugehen, doch dann machten das Corona-Virus und der daraus resultierende Lockdown alle Pläne zunichte.
Für das Allgäuer Brauhaus folgten in einzelnen Unternehmensbereichen Kurzarbeit, Stopp der Investitionen in ein neues Werkleitkonzept, Erarbeitung eines Sicherheitskonzepts, Einfrieren der Investitionsbudgets und Unternehmenssteuerung auf Sicht. Ein guter Sommer bescherte der Brauerei ein leichtes Plus von 1,8 Prozent in der Getränkeproduktion. „Treiber sind das Allgäuer Büble Bier. Und auch das neue Oberdorfer Helles in der Euroflasche liegt deutlich über Plan und überschritt Ende August die 10 000-Hektoliter-Schwelle“, sagte Aufsichtsrats-Chef Lorenz. „Wir investieren derzeit 16 Millionen Euro in eine zweite, effiziente und ressourcenschonende Abfülllinie für Bügelflaschen, um unsere Lieferfähigkeit selbst bei saisonalen Spitzen durchgehend abzusichern“, sagte Christ. „Weitere Abfüllkapazitäten sind dringend erforderlich. Das Allgäuer Brauhaus wird nach Corona weiter wachsen“, ergänzte Lorenz.
Domino-Effekt wegen Corona
Der aktuelle „Lockdown light“ sei für das Gastgewerbe, die Hotellerie und den Veranstaltungsbereich schwere Kost. Christ: „Wir erleben einen Domino-Effekt: Schließungen, Absagen und Verbote treffen nicht nur Gastgeber und Veranstalter, sondern auch ihre vielen Partner und damit Brauereien wie uns.“
Neu im Amt als Aufsichtsratsvorsitzender ist Guido Mockel, der die Branche, die Radeberger Gruppe und das Allgäuer Brauhaus aus verschiedenen Führungspositionen in Vertrieb, Marketing sowie seit dem Jahr 2019 als Mitglied der Radeberger-Geschäftsführung kennt. Auf den 49-Jährigen entfielen 99,97 Prozent Ja-Stimmen. Für die Aktionäre gibt es noch eine Neuerung: Die Brauerei stellt nach knapp 110 Jahren auf eine sogenannte Globalverbriefung um. Damit werden alle Aktien eingesammelt, bei der Quirin-Privatbank mittels Lochbohrung entwertet, zurückgeschickt und anschließend digital verwaltet.