Der Bierkonsum sinkt seit Jahren in Deutschland – aber im Allgäu nicht. Zumindest das „Allgäuer Brauhaus“ verbreitet positive Zahlen – und sieht einen Grund dafür im Tourismus. Als „Wachstumsmotoren“ seines Unternehmens macht Vorstand Heinz Christ die Büble-Biere und Oberdorfer Helles aus.
An den „Verlust jeglicher Geselligkeit“ durch die Corona-Krise erinnert Aufsichtsratsvorsitzender Guido Mockel auf der Hauptversammlung in Kempten. Weil große Feste ausfielen und die Gastronomie massiv eingeschränkt war, sank auch der Bierabsatz. Spürbar wurde das auch in seinem Unternehmen: Kunden konnten nicht mehr besucht werden, Lieferketten waren unterbrochen und es gab Kurzarbeit. Letzteres habe das Unternehmen immerhin aufgestockt, um den Mitarbeitern den Alltag zu erleichtern und sie zu halten. „Wir haben uns gut geschlagen.“
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Krisen verteuern Rohstoffe und Energie auch beim Allgäuer Brauhaus
Als es mit Corona besser wurde, kam der Ukraine-Krieg – mit Auswirkungen vor allem auf die Energie- und Logistikkosten, aber auch auf knappere Rohstoffe wie Hopfen oder Malz. Auch die Herstellung von Kronkorken, Paletten oder Verpackungen sei teurer geworden – um bis zu 70 Prozent. „Über Effizienzprogramme kann das nicht abgepuffert werden.“ Das alles mache sich nun auch beim Bierpreis bemerkbar. Fraglich sei auch, wie sich die Konsumlaune der Leute entwickle – angesichts sinkender Kaufkraft.
Mockel sieht in Krisen aber auch Chancen. „Wir müssen jetzt handeln.“ Und nennt als Beispiel die sich ändernden Genussansprüche in der Gesellschaft, die nun auch andere Produkte nötig machten. Das „traditionelle Pils“ reiche für einen ordentlichen Absatz längst nicht mehr. Als „aktuellen Megatrend“ macht Mockel „Helles“ aus. Ausgebaut würden auch die alkoholfreien Biere.
Vorstand Christ untermauert das vor den Aktionären: Während deutschlandweit der Bierabsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent sank, stieg er im Allgäu um 1,1 Prozent – und beim Allgäuer Brauhaus sogar um 3,4 Prozent. Dieser Trend setze sich heuer fort.
Derzeit wird das Bier für die Allgäuer Festwoche gebraut
Aktuell braue man das Bier für die Allgäuer Festwoche und auch sonst sei wegen vieler endlich wieder stattfindender Feste auch die Nachfrage nach Fassbier gestiegen. Apropos Produktion: Am Standort in Leuterschach investierte das Unternehmen fast vier Millionen Euro unter anderem in eine zweite Abfüllanlage für Bügelverschlussflaschen samt Logistikhalle und drei neuen Gärtanks.
Chancen sieht Christ auch durch den Allgäuer Tages- und Urlaubstourismus: „Wer in unserer schönen Heimat eines unserer Biere in der Gastronomie oder auf Veranstaltungen genossen hat, bleibt auch nach seiner Rückkehr gerne dabei.“ Durch die Zugehörigkeit zur Radeberger-Gruppe gibt es das Allgäuer Bier auch in der Ferne.
Zahlen und Fakten
- Das Allgäuer Brauhaus geht auf eine Gründung im Jahr 1394 zurück.
- Über 90 Prozent der Aktien hält inzwischen die Radeberger-Gruppe, der Rest ist im Streubesitz.
- Unternehmenssitz ist in Kempten, produziert werden die Getränke – vor allem Bier mit etwa 20 verschiedenen Sorten – im Marktoberdorfer Ortsteil Leuterschach.
- 145 Mitarbeiter sind im Unternehmen beschäftigt – vier mehr als im Vorjahr.
- Der Umsatz lag 2021 bei 28,3 Millionen Euro (plus 7,8 Prozent), der Gewinn nach Steuern beträgt knapp 1,4 Millionen Euro – dreimal so viel wie 2020.
- Die Dividende – also die Gewinnausschüttung an die Anteilseigner – liegt bei einem Euro pro Aktie. In den Jahren zuvor waren es zwei Euro.
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