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Allgäuer Darmkrebs-Patientin erzählt: „Ich habe nie viel von Vorsorge gehalten“

Wie der Krebs entdeckt wurde

Allgäuer Darmkrebs-Patientin erzählt: „Ich habe nie viel von Vorsorge gehalten“

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    Ilona Schneider hat eine Darmkrebs-OP hinter sich. Ende September darf sie voraussichtlich wieder arbeiten.
    Ilona Schneider hat eine Darmkrebs-OP hinter sich. Ende September darf sie voraussichtlich wieder arbeiten. Foto: Matthias Becker

    Ilona Schneider hat ein ansteckendes, kehliges Lachen. „Ich bin ein Mensch, der immer das Positive sieht“, sagt sie über sich. Das hat ihr Kraft gegeben in den vergangenen Monaten. Denn im April wurde bei ihr ein Tumor im Darm diagnostiziert.

    „Ich habe nie viel von Vorsorge gehalten“, sagt die 61-Jährige. Sie arbeitet in der Gastronomie und war über den Winter in einem Restaurant in der Schweiz tätig. „Da hat es dann angefangen“, erzählt Schneider. Zuerst habe sie immer schlechter Luft bekommen, dann sei sie immer schwächer geworden, ihre Muskulatur habe nicht mehr mitgemacht. Zurück im Allgäu wies ihr Hausarzt sie mit Verdacht auf Corona oder eine Lungenembolie ins Krankenhaus ein. Doch die Diagnose war Darmkrebs.

    Etwa fünf Prozent der Bevölkerung erkranken im Lauf ihres Lebens an Darmkrebs

    „Das ist in Deutschland die zweithäufigste Tumorerkrankung, sowohl bei Männern als auch bei Frauen“, sagt Dr. Christian Hart. Er ist Oberarzt in der Klinik Kempten im Bereich viszerale Chirurgie (innere Organe) und Koordinator des Darmkrebszentrums. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von dieser Tumorerkrankung betroffen.

    Häufig mache sich die Erkrankung durch eine dauerhafte Veränderung bei der Verdauung oder durch Blutmangel bemerkbar. „Wenn der Tumor größer wird, kann er anfangen zu bluten und das scheidet man aus. Deswegen hilft bei der Aufklärung auch ein Stuhl-Test“, erklärt Hart.

    Die beste Präventiv-Maßnahme ist eine Darmspiegelung

    Ab etwa 50 Jahren steige die Wahrscheinlichkeit stark an, Darmkrebs zu bekommen. Daher zahlt die Krankenkasse ab 50 Jahren die präventive Untersuchung in Form einer Darmspiegelung oder eines Stuhltests. Manche Menschen hätten allerdings eine erbliche Veranlagung. Wenn in der Familie gehäuft Darmkrebs auftrete, könne die Krankenkasse die Untersuchung bereits unter 50 Jahren übernehmen.

    Lesen Sie auch: Kaufbeurer Ärzte: Nur 25 Prozent nutzen den Darmkrebs-Check

    Termine für eine Untersuchung könne man bei gastronenterologischen Arztpraxen ausmachen, die mit dem Darmkrebszentrum zusammenarbeiteten. Die Wartezeit für einen regulären Untersuchungstermin betrage aktuell zwischen vier und fünf Monaten. „Ein Darmtumor wächst relativ langsam“, erklärt der Oberarzt. Etwa sechs bis sieben Jahre dauere es, bis der Krebs Beschwerden macht: „Deswegen ist es auch so wichtig, zur Vorsorge zu gehen.“ Um mehr Patientinnen und Patienten versorgen zu können, plant der Klinikverbund Allgäu ein zweites Darmkrebszentrum in Ottobeuren.

    Betroffene Patientin: "Ich hatte unglaubliches Glück"

    „Ich hatte unglaubliches Glück und verdanke meinem Hausarzt viel“, sagt Ilona Schneider. Auch in ihrem persönlichen Umfeld habe sie Unterstützung und Zuwendung erfahren: von ihrem Lebenspartner, ihrer Mutter und ihren Freundinnen. Dadurch, dass man bei Ilona Schneider den Tumor noch rechtzeitig entdeckte, konnte man ihn gut operieren.

    „Wenn man den Krebs frühzeitig bemerkt, sind die Heilungschancen ausgezeichnet“, sagt Christian Hart. Im Bereich des Klinikverbundes Allgäu seien etwa 250 Patientinnen und Patienten in Behandlung. Am Darmkrebszentrum Kempten seien es etwa 150 Personen. „Bei einem Drittel der Patienten, die zu uns kommen, ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten. Der Krebs hat dann oft bereits in andere Organe gestreut, so dass die Chancen auf eine Heilung deutlich eingeschränkt sind“, sagt Hart.

    Die Operation hat Ilona Schneider gut überstanden, im August geht es für sie zur Reha. „Dann hoffe ich, dass ich danach wieder loslegen kann“, sagt sie und man hört die Ungeduld in ihrer Stimme. Untätig zu sein, ist nicht ihre Art. Zur Vorsorge wird die Wertacherin nun regelmäßig gehen. „Ich will noch eine ganze Weile auf diesem Planeten Leute ärgern“, sagt sie und lacht ihr kehliges Lachen.

    Ein Informationstag zur Prävention und Behandlung von Darmkrebs findet am Samstag, den 9. Juli, 9.30 - 14.30 Uhr vor dem Forum in Kempten statt.

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