Eigentlich würde Ines Thoma gerade mitten in der Saisonvorbereitung stecken, viele Stunden auf dem Fahrrad verbringen und von einem ins nächste Trainingslager reisen. Doch die 31-jährige Wildpoldsriederin hat ihr Mountainbike erst einmal in die Ecke gestellt respektive der Jahreszeit entsprechend auf Eis gelegt. Der Grund ist ein ganz erfreulicher: Die Profifahrerin ist schwanger. Mit ihrem langjährigen Freund und ehemaligen Enduro-Profi, Max Schumann, erwartet Thoma ihr erstes Kind. „Wir sind sehr glücklich und können es kaum erwarten, bis das Baby da ist“, sagt Thoma, die im siebten Monat ist.
„Ich habe es irgendwie geahnt, dass ich schwanger bin“
Von der Schwangerschaft hat die Allgäuerin kurz vor den Weltcuprennen vergangenen September erfahren. Nur wenige Wochen davor siegte sie noch bei der „Megavalanche“ Alpe d’Huez in Frankreich: „Das ist immer mein Highlight im Rennkalender. Ich war in Topform und glücklich über den Sieg.“ Dann wäre es eigentlich zu den ersten Weltcup-Rennen gegangen, doch Thoma fühlte sich nicht gut. „Ich habe es irgendwie geahnt, dass ich schwanger bin. Ich hatte es im Gefühl.“ Ein Frühtest sorgte dann für Klarheit: Thoma war in der fünften Woche schwanger.
„Damit ist ein großer Wunsch von Max und mir in Erfüllung gegangen. Wir hätten nie damit gerechnet, dass es so schnell klappt.“ Trotzdem sei ihr im ersten Moment der Weltcup-Wettbewerb in den Kopf geschossen: „Du trainierst das ganze Jahr darauf. Es war keine leichte Entscheidung, die Rennen sausen zu lassen, aber es war die richtige.“ Trotz der verkürzten Saison feierte die Wildpoldsriederin Erfolge. Sie fuhr bei Enduro-Rennen in Frankreich, Italien und Tschechien auf das Podest und siegte dabei zweimal. „Ich bin froh, dass die durch Corona durcheinandergewirbelte Saison so gut lief.“ Der verpasste Weltcup war schnell vergessen. Nun steht das Baby im Mittelpunkt.
Thoma bleibt auch wärhend der Schwangerschaft sportlich
„Klar ist das eine Umstellung, wenn der Sport in den Hintergrund rückt – aber eine schöne“, sagt Thoma. Normalerweise war sie ständig bei Wettkämpfen unterwegs oder absolvierte Trainingslager. Jetzt hat sie Zeit und ist daheim in der Heimat, im Allgäu. „Es ist entspannend. Ich genieße es gerade frei zu sein und nicht zu trainieren.“ Aber ganz still sitzen kann Thoma nicht. „Ich fahre Rennen seit ich sechs bin, bin immer draußen und in Action gewesen. Ich brauche die Bewegung.“ Gerade in der Schwangerschaft würde sie merken, wie gern sie ihren Sport macht und bleibt deswegen aktiv. Ob auf Langlauf– oder Touren-Ski – Thoma probiert momentan verschiedene Sportarten aus. „Leichte Sachen mit wenig Erschütterungen gehen und fühlen sich gut an.“ Das Körpergefühl in der Schwangerschaft habe sich geändert. „An einem Tag läuft es super beim Joggen, am nächsten Tag fühlt es sich nicht mehr so gut an.“
Vor zwei Wochen war Thoma sogar noch mit dem Rad in Italien in der Toskana unterwegs und fuhr den einen oder anderen Trail. „Ich war auf Recherche, da ich einen Trail– und Mountainbike-Guide schreiben werde.“ Neben Rennen fahren hat sich die Profisportlerin schon immer für Projekte wie Werbekampagnen oder Mountainbike-Guides interessiert. „Ich könnte mir durchaus vorstellen auch in dieser Richtung weiterzumachen“, sagt Thoma, die 2013 ihr Studium für Lehramt Grundschule abgeschlossen hatte.
„Entscheide mich im nächsten Winter, was ich 2022 mache“
„Enduro Fahren ist eine Risikosportart und altersbegrenzt, weil irgendwann einfach die Schnellkraft fehlt“, sagt sie. Trotzdem kann sich Thoma vorstellen, nach der Schwangerschaft wieder zu starten. Festlegen will sie sich aber nicht. Die Unterstützung ihrer Sponsoren hätte sie weiterhin. Ihr Vertrag bei ihrem Profiteam, Canyon Factory Racing pausiert: „Ich bin offiziell noch im Team und entscheide mich im nächsten Winter, was ich 2022 machen werde.“ Bis dahin genießt sie ihr Muttersein.