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Allgäuer Energieversorger Präg über Heizöl, Gas und andere Energie

Allgäuer Energieversorger

Hohe Spritpreise und Energiekosten: Präg-Chefs erklären, wie es in der Krise weitergeht

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    Neben einem Netz an E-Ladesäulen gehören auch Strom, Gas, Pellets, Heizöl und Kraftstoffe zum Angebot des Energieunternehmens Präg aus Kempten.
    Neben einem Netz an E-Ladesäulen gehören auch Strom, Gas, Pellets, Heizöl und Kraftstoffe zum Angebot des Energieunternehmens Präg aus Kempten. Foto: Ralf Lienert

    An Durchatmen ist angesichts der hohen Spritpreise noch nicht zu denken. Wie wird es weitergehen? Die Firma Präg ist mit 120 Stationen nicht nur einer der größten mittelständischen Tankstellennetz-Betreiber in Deutschland, sondern versorgt die Region auch mit Heizöl, Gas und anderer Energie. Was die Geschäftsführer Marc Deisenhofer und Klaus-Rüdiger Bischoff für die Zukunft des Energiemarkts fordern.

    Wie wirkt sich die aktuelle Krise bei Ihnen aus?

    Marc Deisenhofer: Die große Verunsicherung macht sich vor allem bei den starken Preisbewegungen bemerkbar. Die Energieversorgung in Deutschland ist derzeit aber stabil. In den ersten Tagen nach Kriegsausbruch hatten die Kunden bei uns Heizöl und gewerblich auch Diesel stark nachgefragt.

    Gibt es ausreichend Vorräte?

    Deisenhofer: Durch unsere längerfristige Beschaffungsstrategie sind wir gut versorgt. Aber natürlich bestehen Unsicherheiten gerade im Hinblick auf mögliche Sanktionen und Lieferstopps. Bei Öl ist die Abhängigkeit von russischen Importen nicht ganz so hoch wie bei Gas. Sollte es im deutschen Markt zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von Rohöl- und Ölprodukten kommen, gibt es einen staatlichen Krisenvorrat. Beim Gas ist der russische Lieferanteil höher, die Flexibilität bei der Beschaffung gering und es gibt auch keine staatliche Bevorratung.

    Präg-Geschäftsführer Marc Deisenhofer
    Präg-Geschäftsführer Marc Deisenhofer Foto: Ralf Lienert

    Im Alltag merken viele Menschen diese Unsicherheit vor allem an der Tankstelle …

    Klaus-Rüdiger Bischoff: In der Tat, wenn man die jüngsten Preisbewegungen betrachtet. Der Zapfsäulenpreis ist in erster Linie ein Ergebnis aus dem Rohölpreis, dem Euro-Dollar-Kurs, von Nachfrage und Angebot auf dem Großhandelsmarkt und dem intensiven Wettbewerb zwischen den Tankstellen.

    Klaus-Rüdiger Bischoff, Geschäftsführer mit Schwerpunkt Tankstellen bei Präg
    Klaus-Rüdiger Bischoff, Geschäftsführer mit Schwerpunkt Tankstellen bei Präg Foto: Anne-Sophie Schuhwerk

    Haben Sie eine Situation wie die aktuelle schon einmal erlebt?

    Deisenhofer: Natürlich kennt man als Händler Situationen, in denen es Versorgungsstörungen zu meistern gilt. Eine Situation wie jetzt, die durch große Unsicherheit auf dem gesamten Energiemarkt gekennzeichnet ist, habe ich so aber noch nicht erlebt. Lokal gab es beispielsweise 2018/19 einen Engpass, als eine Raffinerie bei Ingolstadt nach einem Unfall teilweise brannte. Damals kam der niedrige Wasserstand des Rheins hinzu, wodurch Tankschiffe nur begrenzt liefern konnten. Die Versorgungsknappheit machte sich in Süddeutschland bemerkbar.

    Ist die aktuelle Krise für Sie ein Grund, mehr auf alternative Energien zu setzen?

    Deisenhofer: Wir haben in diesem Bereich schon vorher die Weichen entschieden gesetzt. So wollen wir bis 2030 beispielsweise mindestens sechs Millionen Euro in den Aufbau einer öffentlichen E-Ladeinfrastruktur investieren. Der Ausbau wird aber beispielsweise durch lange Antragsverfahren oder durch Behinderungen beim Errichten der Infrastruktur auf öffentlichen Flächen gebremst. Letzteres haben wir leider in Kempten erlebt.

    Welche Unterstützung erhoffen Sie sich von der Politik?

    Deisenhofer: Akut arbeitet die Politik mit Hochdruck daran, die Energieversorgung abzusichern. Zudem müssen die Härten vor allem für einkommensschwache Haushalte und energieintensive Branchen abgefedert werden. Die Politik hat bis dato sehr stark auf Erdgas als „Brückenenergieträger“ gesetzt. Dahinter steht jetzt ein Fragezeichen. Neben dem schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien werden wir auch deutlich mehr Tempo beim Wasserstoff machen müssen, der auch die Basis für sogenannte E-Fuels bildet. Das sind insbesondere flüssige, synthetische Kraftstoffe, die weitestgehend klimaneutral mit erneuerbarem Strom hergestellt werden.

    Warum werden diese Lösungen nicht schon umgesetzt, wenn sie so gut sind …

    Deisenhofer: Weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen diese im Vergleich zu anderen Lösungen zum Teil benachteiligen. Eigentlich sollte es bei der gesetzlichen Regulierung zum Klimaschutz in erster Linie um die CO2-Bilanz gehen. Was sich dann am Ende durchsetzt, darüber sollten der Markt und der Kunde entscheiden. Diese Grundsätze werden leider nicht immer beachtet.

    Woher kommen solche E-Fuels? Wären wir dann nicht wieder in einer Abhängigkeit?

    Deisenhofer: Ideal sind Orte, an denen erneuerbarer Strom sehr günstig erzeugt werden kann. Ein Beispiel ist Chile, aber auch viele andere Länder sind geeignet. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir in Energiefragen in Deutschland in absehbarer Zeit komplett autark sein werden. Wir werden trotz stark ansteigender heimischer Grünstrom-Erzeugung noch für viele Jahre Importe aus anderen Ländern benötigen. Diese werden allerdings künftig nachhaltig und klimaneutral sein.

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