Karl Geiger war in Hinterzarten mit einem Dauergrinsen unterwegs. Für den 26-jährigen Oberstdorfer hätte der Auftakt in den Sommer-Grand-Prix der Skispringer im Schwarzwald gar nicht besser laufen können: Innerhalb weniger Stunden feierte er gleich zwei Siege. Erst gewann er zusammen mit den beiden Wahl-Oberstdorfern Juliane Seyfarth (29) und Richard Freitag (27) sowie Agnes Reisch (19, WSV Isny) im Mixed-Wettbewerb, am Abend setzte sich Geiger auch im Einzel der Männer durch. Im sozialen Netzwerk Instagram schrieb er: „Ein super Tag neigt sich dem Ende. An einem Tag zwei Mal ganz oben auf dem Podest stehen zu dürfen, ist wirklich etwas ganz besonderes.“
Auch Frauen-Bundestrainer Andreas Bauer (55, Oberstdorf) zieht ein positives Fazit: „Es ist gut gelaufen für uns. Ich bin zufrieden.“ Die neue Saison bringt für Bauers Team aber große Herausforderungen mit sich. Die deutschen Skispringerinnen sind vom Verletzungspech gebeutelt. Aus dem Team, das im Februar dieses Jahres bei der WM in Seefeld so erfolgreich war, sind mit Katharina Althaus (23, Oberstdorf) und Seyfarth nur noch zwei Sportlerinnen übrig geblieben. Ramona Straub (25, Langenordnach), Anna Rupprecht (22) und Carina Vogt (27, beide Schwäbisch Gmünd) fallen allesamt mit Knieverletzungen aus. Auch Gianina Ernst (20, Oberstdorf) ackert nach einem Kreuzbandriss im Dezember 2018 noch für ihr Comeback. Bauer sagt: „Ich will über diese Situation aber gar nicht jammern. Andere Nationen wären völlig blank, wenn drei Top-Springerinnen fehlen, wir hatten trotzdem drei Mädels unter den besten Zehn.“ Mit Selina Freitag, Luisa Görlich und Pauline Hessler haben jetzt zudem drei junge Athletinnen die Chance, sich in den Weltcup-Kader zu springen. So wie das in Hinterzarten Agnes Reisch mit Bravour gemacht hat.
Für die 19-Jährige war der Wettkampf gewissermaßen ein Heimspiel. Sie startet zwar nach wie vor für den WSV Isny, wohnt und trainiert aber mittlerweile in Neukirch südlich von Furtwangen und gehört der Bundeswehr-Sportfördergruppe in Todtnau-Fahl an. Beim Einzel-Sieg der Japanerin Sara Takanashi war die Allgäuerin als Sechste Beste ihres Teams. „Sie war die Sensation des Tages“, meint Horst Hüttel, Sportlicher Leiter für Skispringen und Nordische Kombination im Deutschen Ski-Verband. Auch von Coach Bauer gibt es Sonderlob: „Sie hat das hervorragend gemacht.“
Seyfarth lag nach dem ersten Durchgang als Dritte noch auf Podestkurs und fiel nach einem schwächeren zweiten Sprung auf Rang acht zurück. Bauer: „Ihr ist ein technischer Fehler unterlaufen. Aber im Training und in der Qualifikation hat sie mit guten Sprüngen schon gezeigt, dass die Formkurve stimmt.“ Althaus hatte – wie in den vergangenen Jahren – erneut Probleme mit der Schanze in Hinterzarten und wurde Zehnte. Doch auch um sie macht sich der Bundestrainer wenig Sorgen: „Sie hat im Training durchgehend Leistungen auf hohem Niveau gezeigt. Ich bin mir sicher, dass sie in zwei Wochen in Courchevel schon wieder viel besser abschneidet.“ Im August 2018 hatte Althaus dort sogar gewonnen.