In Momenten, in denen es gefährlich wurde, haben diese mutigen Menschen hingesehen. Und sie haben eingegriffen, um Schlimmeres zu verhindern. Jetzt wurden acht Allgäuerinnen und Allgäuer für ihre Zivilcourage vom Kuratorium Sicheres Allgäu (KSA) geehrt. Jährlich zeichnet das Kuratorium Menschen mit Zivilcourage aus.
Bei den offiziellen Feierlichkeiten sagte KSA-Präsident und Lindauer Landrat Elmar Stegmann: „Zivilcourage ist keine Frage der Stärke, sondern der Haltung. Ich bin dankbar, dass wir heute Menschen auszeichnen dürfen, die Mut gezeigt haben – für andere, für unsere Werte, für unsere Gesellschaft.“ Hier sind die Geschichten der Geehrten:
Helden aus dem Allgäu: Diese Menschen haben Zivilcourage bewiesen
Angelika Hänseler vereitelt Callcenter-Betrug: Im vergangenen September geriet die Ostallgäuerin an einen Betrüger. Hänseler erhielt einen Anruf von einer angeblichen Polizeibeamtin, die ihr mitteilte, ihre Tochter habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht und sitze nun in Untersuchungshaft. Nur durch die Zahlung einer Kaution in Höhe von 65.000 Euro könne sie eine Gefängnisstrafe abwenden. Hänseler reagierte geistesgegenwärtig: Sie wählte heimlich den Notruf – sprach aber nicht mit der Leitstelle, sodass die echte Polizei das Gespräch mitverfolgen konnte. In dem über zwei Stunden andauernden Telefonat spielte sie gegenüber den Betrügern mit, um Zeit zu gewinnen. Bei der angeblichen Geldabholung konnte eine mutmaßliche Abholerin festgenommen werden.
Patrick Friedrich hilft bei Festnahme von Geldabholer: Der Taxifahrer aus Memmingen hat entscheidend dabei geholfen, einen tatverdächtigen Callcenter-Betrüger festzunehmen. Im November 2024 wählte Friedrich die Nummer der Polizei, als er eine verdächtige Person vom Memminger Bahnhof in ein Wohnviertel gebracht hatte. Denn vor Ort sollte der Mann offenbar jemanden treffen, kehrte aber kurz darauf unverrichteter Dinge zurück und bat um die Rückfahrt zum Bahnhof. Dem Fahrer fiel auf, dass der Gast während der Hinfahrt wiederholt über ein Handy mit unbekannten Personen kommunizierte und sich auffällig verhielt. Als er sah, dass der Mann ein Haus betrat und nach wenigen Minuten wieder verließ, informierte er die Polizei. Es besteht der Verdacht, dass der Mann als sogenannter Geldabholer im Auftrag von Betrügern handelte. Hier lesen Sie die Geschichte von Friedrichs Mut.
Zwei Zeugen retten 17-Jährige vor Sprung in die eiskalte Iller
Hanspeter Gschwendt und Christina Bayer retten eine 17-Jährige vor dem Sprung in die Iller: Ihr beherztes Eingreifen verhinderte wohl ein tragisches Unglück, was die Polizei als herausragendes Beispiel für Zivilcourage würdigte. Gschwendt und Bayer beobachteten eine Jugendliche unter einer Fußgängerbrücke an der Iller in Kempten. Die Stelle ist besonders gefährlich: Das Ufer ist rutschig und steil, das Wasser an dieser Stelle tief und die Strömung stark. Das Wasser war an dem Tag nur etwa zehn Grad kalt. Die Jugendliche war zuvor aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie als vermisst gemeldet worden. Die beiden setzten einen Notruf ab und beruhigten das Mädchen. So gelang es ihnen, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, bis die Einsatzkräfte eintrafen.
Ordensschwester Ursula Maria Gruber stoppt Einmietbetrüger: Dank des besonnenen Handelns der Klosterschwester konnte ein mutmaßlicher Betrüger im Creszentia-Kloster Kaufbeuren festgenommen werden. Der Mann steht in Verdacht, bundesweit in mehreren Fällen sogenannte Einmietbetrügereien begangen zu haben. Im Oktober hatte sich der Mann gemeinsam mit einer angeblichen Ehefrau im Kloster eingemietet. Die Begleitung wurde jedoch nie gesehen. Stattdessen wurde der Mann mehrfach in anderen Gästezimmern des Klosters angetroffen. Trotz des erteilten Hausverbots erschien er kurz darauf erneut auf dem Klostergelände. Die Ordensschwester Ursula Maria Gruber erkannte ihn wieder und verwickelte ihn mehr als 30 Minuten in ein Gespräch, bis eine Streife der Polizei den Mann vorläufig festnahm. Und das, obwohl der Tatverdächtige ihr mit seinen 1,90 Metern und geschätzten 120 Kilogramm körperlich wohl überlegen war.
Ein Schwimmer überlebt - und ein Täter wird wegen versuchten Totschlags verurteilt
Drei Jugendliche retten 84-Jährigen aus Kuhstallweiher: Niklas Thuy, Clemens Hampp und Tobias Opitsch bewiesen im Oktober 2024 Heldenmut. Die drei retteten einem Mann (84) im Marktoberdorfer Kuhstallweiher das Leben. Der Schwimmer geriet etwa 40 Meter vom Ufer entfernt in Panik, weil er sich mit den Füßen in Wasserpflanzen verfangen hatte. Der Mann blieb unverletzt. Die ganze Geschichte der Jugendlichen lesen Sie hier.
Adem Abda und Sadam Salih Mohammed geben Hinweise zu verurteiltem Täter: Im Juni 2024 kam es in der Nacht in Kempten zu einer schweren Gewalttat. Ein Mann schlug bei einem Streit seinem Opfer mehrfach mit dem Metall-Fahrradschloss auf den Kopf, den Rücken und den linken Arm. Die beiden Zeugen konnten durch Zurufe den Täter stoppen und alarmierten die Polizei. Zudem filmten sie die Tat mit dem Handy. Das Opfer erlitt schwere Verletzungen. Die Anklage lautete auf versuchten Totschlag - der Täter wurde mittlerweile verurteilt.
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