Tourismus-Branche in der Region

Allgäuer Gastronomen und Hoteliers haben Existenzängste: „Wir brauchen klare Ansagen“

Arben Alimusaj betreibt den Gasthof Hirsch in Betzigau im Oberallgäu. Der Gastronom und Hotelier hat mit den steigenden Energiepreisen zu kämpfen, blickt aufgrund der guten Buchungslage im Herbst aber positiv in die Zukunft.

Arben Alimusaj betreibt den Gasthof Hirsch in Betzigau im Oberallgäu. Der Gastronom und Hotelier hat mit den steigenden Energiepreisen zu kämpfen, blickt aufgrund der guten Buchungslage im Herbst aber positiv in die Zukunft.

Bild: Matthias Becker

Arben Alimusaj betreibt den Gasthof Hirsch in Betzigau im Oberallgäu. Der Gastronom und Hotelier hat mit den steigenden Energiepreisen zu kämpfen, blickt aufgrund der guten Buchungslage im Herbst aber positiv in die Zukunft.

Bild: Matthias Becker

Ein Drittel der Tourismusunternehmer im Allgäu hat wegen der Energiekrise Existenzängste, sagt ein Verbandsvertreter. Die Branche sucht nach Lösungen.
07.10.2022 | Stand: 18:30 Uhr

Kurz sah es so aus, als ginge es für die von Corona gebeutelte Tourismus-Branche im Allgäu wieder bergauf: Der Sommer verlief laut Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, zwar ohne Rekordzahlen, aber dennoch gut. „In den Herbst blicken wir allerdings mit großer Sorge.“ Der Knackpunkt ist die Energiekrise. Nach einer aktuellen Umfrage des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands bangen 65,3 Prozent der Betriebe angesichts explodierender Kosten und sinkender Umsätze um ihre Existenz.

Davon betroffen sind auch viele Allgäuer Häuser. „Ich schätze, dass es bei uns etwa ein Drittel der Betreiber sind, die Existenzängste haben“, sagt Armin Hollweck, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands im Oberallgäu. „Wir fordern mehr Tempo bei den von der Politik angekündigten Entlastungsmaßnahmen.“ Es sei beispielsweise weiter unklar, wie die Gas- und Strompreisbremse ausgestaltet wird und wann sie kommt. Dabei gehe es den Hoteliers und Gastronomen nicht um ein „Rundum-sorglos-Paket“, sondern darum, für die kommenden Monate planen zu können.

Oberallgäuer Gastronom hat mit hohen Gaspreisen zu kämpfen

Vor allem kleine Betriebe haben mit den gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen zu kämpfen. Etwa der Gasthof Hirsch in Betzigau (Kreis Oberallgäu), schildert Inhaber Arben Alimusaj im Gespräch mit unserer Redaktion: „Für uns ist es durch die hohen Energie- und Lebensmittelpreise sehr hart geworden.“ Im Vergleich zu vor drei Jahren habe sich die Gasrechnung für das Restaurant sowie die sieben Hotelzimmer mehr als vervierfacht. „Das kann ich natürlich nicht komplett an die Gäste weitergeben“, sagt Alimusaj, der den Gasthof mit seiner Frau, einer festangestellten Mitarbeiterin und mehreren Aushilfen betreibt. Mittlerweile überlege er genau, wann es sich lohnt, seinen Gasgrill zu benutzen. „Für ein einzelnes Schnitzel oder eine Currywurst schalte ich ihn schon nicht mehr an.“ Noch könne er sich aber über Wasser halten – dank eines umsatzstarken Sommers sowie der guten Buchungslage der Hotelzimmer im Oktober und November. Es dürfe jedoch nichts dazwischenkommen, sagt der Gastronom.

Memminger Gastwirt Uwe Rohrbeck: "Sorgen zu 100 Prozent berechtigt"

Der Memminger Gastwirt Uwe Rohrbeck, der ein gleichnamiges Restaurant sowie ein Hotel in der Innenstadt betreibt, blickt auf einen „exorbitant guten Sommer“ zurück. Er versteht aber die Existenzängste seiner Kolleginnen und Kollegen und hofft auf ein Signal der Bundesregierung. Besonders kleine Betriebe seien in Gefahr. „Ihre Sorgen sind zu 100 Prozent berechtigt“, sagt Rohrbeck, der selbst 25 Angestellte hat. Er habe den steigenden Preisen frühzeitig entgegengewirkt. „Wir haben unsere Karte deutlich verkleinert und die Preise erhöht.“ Zusätzlich helfe die stabile Mitarbeiterstruktur und die Tatsache, dass sein Stromvertrag noch bis September 2023 läuft. „Wir werden es überleben“, sagt Rohrbeck mit Blick auf seinen Betrieb.

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Viele Ferienwohnungen bleiben im Oktober leer

Existenzängste gebe es auch bei den Mitgliedern des Vereins „Gastgeber mit Herz“, in dem sich zahlreiche Betreiber von Ferienwohnungen zusammengeschlossen haben, eher weniger, sagt die Vorsitzende Margret Hohberger. Große Probleme habe man dennoch. „Der Sommer ist gut gelaufen, im Oktober sind aber so viele Wohnungen leer wie selten zuvor.“ Im Winter seien voraussichtlich nur die Unterkünfte ausgebucht, die nahe an Skiliften liegen. Und auch für das kommende Jahr sehe es bisher mau aus. Viele Gäste warteten noch ab, wie es mit der Pandemie weitergeht und wie sich die persönliche finanzielle Situation entwickelt. „Wenn das Geld knapp wird, ist der Urlaub oft das Erste, was gestrichen wird.“ Die Preise seien bei den meisten Gastgebern aber nur moderat erhöht worden. „Sonst kommt am Ende vielleicht gar keiner mehr.“

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Droht ein Verbot für Außenpools?

Von vielen Unsicherheiten berichtet auch Bernhard Joachim. „Die Branche will den Urlaubern eine gute und unbeschwerte Zeit bieten“, sagt er. Und doch: „Es besteht die Sorge, dass es zum Beispiel ein Verbot geben könnte, Außenpools zu betreiben.“ Damit gehe auch die Frage nach möglichen Entschädigungen einher – wie es sie im Corona-Lockdown gegeben hat. Auch die Bergbahnen suchten nach Lösungen. Hier gibt es laut Joachim unter anderem Überlegungen, nur noch in der Nacht zu beschneien, wenn der Strom günstiger ist – und nicht auch tagsüber. Zudem sei es eine Möglichkeit, die Bahnen zu betriebsschwachen Zeiten langsamer laufen zu lassen und Gondeln bei gutem Wetter nicht mehr in die Garage zu fahren, sondern draußen zu lassen.

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