Seit Tagen und teils Wochen gab es in den Allgäuer Landkreisen und kreisfreien Städten keine Corona-Neuinfektionen mehr. Die Landräte und Oberbürgermeister bezeichnen die Lage als „stabil“ und „ruhig“. Sie mahnen zwar weiter zur Vorsicht, befürworten aber die aktuellen Lockerungen. Diese sind nach den Worten der Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker „dringend notwendig“ gewesen.
Bei den Corona-Regeln sei wichtig, dass es eine einheitliche Vorgehensweise gibt, sagt der Lindauer Landrat Elmar Stegmann.
Dies sei in der Vergangenheit jedoch nicht immer der Fall gewesen. Für Stegmann war beispielsweise „unverständlich“, warum die Ein- und Ausreisebeschränkungen zwischen Deutschland und Österreich von den beiden Ländern nicht aufeinander abgestimmt wurden. Zinnecker sieht das ähnlich: „Gerade für die Wirtschaft und den Tourismus waren die oft unterschiedlichen Handhabungen und Auslegungen in den Bundesländern oder Nachbarstaaten schwierig zu begreifen.“
Lesen Sie auch:
- Neue Corona-Lockerungen in Bayern: Was ist nun erlaubt, was nicht?
- Diese Corona-Regeln gelten bei unseren Nachbarn
Nicht alle Lockerungen seien „stimmig und nachvollziehbar“ gewesen, findet auch die neue Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller. „Ich erinnere mich an die Flut von Anfragen, als es darum ging, wer nun wie öffnen darf und wer nicht.“ Dennoch sagt sie genau wie die anderen Landräte und Oberbürgermeister: „Der Weg der bayerischen Regierung war grundsätzlich richtig“, auch wenn die wirtschaftlichen Schäden „immens“ seien.
"Gut durch die Krise gekommen"
Mit den Corona-Lockerungen ging auch die Aufhebung des Katastrophenfalls in Bayern einher. Für Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse war das „überfällig“. Überall in den Verwaltungsbehörden mussten Stabsstrukturen geschaffen und rund um die Uhr aufrecht erhalten werden. So sollte beispielsweise die Steuerung von Patienten erleichtert werden. „Ich denke, dass das zumindest auf unserer lokalen Ebene auch ohne den Ausruf des Katastrophenfalls gegangen wäre. Aber hinterher ist man immer schlauer.“ Bosses Zwischenfazit fällt dennoch positiv aus: „Wir sind bisher gut durch die Krise gekommen und haben viel für die Zukunft gelernt.“
Der Unterallgäuer Landrat Alex Eder kann sich vorstellen, einige Corona-Regeln beizubehalten. In Behörden wie die Zulassungsstelle darf derzeit nur, wer vorher einen Termin vereinbart hat. „Das kommt gut an und vielleicht weiten wir das noch aus.“ Auf die jetzt beschlossenen Lockerungen hatte er schon gewartet: „Ich war enttäuscht, dass wir regional nicht mehr Freiheiten hatten.“
Regionale Lockerungen "schwierig"
Derzeit gibt es individuelle Regeln nur, wenn sich die Infektionszahlen an einzelnen Hotspots erhöhen. Das befürworten die meisten Allgäuer Kommunalpolitiker. Selbst Eder sagt: „Dass nicht jeder einfach alles lockern kann, dient auch dem Schutz der Landräte. Denn sonst würden alle Lockerungen fordern.“ „Da kommt man in Teufels Küche“, glaubt auch Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Er hat in den vergangenen Wochen viele Anrufe von Unternehmern und Privatleuten erhalten, die ihm ihre Situation geschildert haben. „Das war nicht leicht auszuhalten, aber man kann sich als Einzelner nicht über Allgemeinverfügungen hinweg setzen.“ Regionale Lockerungen hält Kiechle generell für schwierig. Mit den aktuellen Regeln hätten die Bürger aber „ein großes Stück Freiheit“ zurückbekommen.
Auch Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder hält landesweite Regeln für sinnvoll: „Es gab anfangs ein Hin und Her, was eine Maskenpflicht auf Märkten anging. Eine bayernweit einheitliche Regelung hat Klarheit gebracht.“