Das Betreiben von kommunalen Hallenbädern wird immer teurer. Gründe sind die insgesamt steigenden Energiekosten, aber auch sinkende Einnahmen wegen weniger Gäste durch die Corona-Auflagen. Das Minus müssen die Kommunen auffangen. Gerade bei geplanten Neubauten wie in Memmingen, Oberstdorf und Lindenberg (Landkreis Lindau) spielt daher das Thema „Energieversorgung“ eine große Rolle. Möglicherweise werden in manchen Bädern die Eintrittspreise steigen.
Bei Vollauslastung kann ein Hallenbad an einem Tag schon mal so viel Energie verbrauchen wie ein Einfamilienhaus in einem Jahr. Schlechte Karten haben vor allem alte Einrichtungen. Dazu zählt das Alpenbad in Pfronten, das nach fast 50 Jahren extrem sanierungsbedürftig ist. Dort sanken zwar die Stromkosten von 2016 bis 2020 um sieben Prozent wegen energieeinsparender technischer Maßnahmen, aber wegen der nun steigenden Preise rechnet Philipp Hechenberger vom Liegenschaftsamt mit deutlichen Mehrausgaben. Die Wasserkosten stiegen von 2016 bis 2020 bereits um 35 Prozent und die Heizkosten um 15 Prozent – obwohl wegen des Corona-Lockdowns in 2020 weniger Energie verbraucht wurde.
Pfronten wünscht sich mehr Unterstützung für laufenden Betrieb
Die Gemeinde Pfronten bekenne sich zur Verantwortung für die Bürger, ein Angebot für Schwimm- und Gesundheitssport bereit zu halten, sagt Hechenberger. „Wegen der stetig steigenden Aufwendungen wäre eine Unterstützung durch übergeordnete behördliche Instanzen wie Landkreis, Bezirk, Land und Bund aus kommunaler Sicht mehr als nur wünschenswert.“
Die Lösung des Pfrontener Problems sollte ein Neubau bringen – gemeinsam mit dem Zweckverband Allgäuer Land, bestehend aus der Stadt Füssen, der Gemeinde Pfronten und acht weiteren Kommunen. Doch das interkommunale Hallenbadprojekt platzte Ende September. Daher denkt Pfronten nun sowohl über eine Kernsanierung als auch über einen Neubau nach. „Wir wollen ein öffentliches Bad, das sich jeder leisten kann.“ Eine Erhöhung der Eintrittspreise solle nicht der einzige Weg sein, um die hohen Kosten zu reduzieren.
Memmingen setzt bei Neubau auf Photovoltaik und Biogas
Pläne für ein neues Bad gibt es in Memmingen. Für rund 40 Millionen Euro bauen die dortigen Stadtwerke ein Kombibad – also mit Innen- und Außennutzung. Fertig soll es Ende 2025 sein. Das Thema „Energie“ spielt eine große Rolle. Im Gespräch war ein Pilotprojekt mit „grünem Wasserstoff“. Doch die Idee ist vom Tisch (siehe Hintergrund unten "Wasserstoff als Energiespeicher?"). Das geplante Kombibad wird nun mit einem Gasbrennwertkessel und einem Blockheizkraftwerk, beide mit Biogas betrieben, sowie einer großflächigen Photovoltaikanlage versorgt.
Des Weiteren wird Energie aus verschiedenen Wärmerückgewinnungsprozessen wie Duschwasser oder Filterrückspülung genutzt, die dann dem Bad wieder zur Verfügung steht.
Wie Oberstdorf Energiekosten bei neuer Therme senken will
Ähnliches plant auch die Marktgemeinde Oberstdorf. Für 32 Millionen Euro entsteht dort eine neue Therme – Eröffnung soll in zwei Jahren sein. Ohne Fördermittel sei so ein Projekt nicht zu stemmen, sagt Projektleiter Max Feldengut. 11,7 Millionen Euro gibt’s vom Freistaat. Oberstdorf sieht bei der neuen Therme im Vergleich zur alten allein durch bessere Technik und bessere Baudämmung ein jährliches Einsparpotenzial von rund 50.000 Euro – obwohl der Energiebedarf steigt, da die neue Therme größer als die alte wird.
Bisher beliefen sich die Kosten für Strom, Gas, Wasser, Abwasser und Wärme pro Jahr auf eine halbe Million Euro. Beim Neubau sollen 15 Prozent der Energie durch Photovoltaik erzeugt werden – mit einer Anlage, die über das gesamte Dach geht.
Lindenberg investiert in den Wärmeschutz
Für 13,6 Millionen Euro baut die Stadt Lindenberg ein neues Hallenbad – Eröffnung Ende 2022. Die Stadt stecke zwar jetzt beispielsweise viel Geld in den Wärmeschutz – doch bei einer anzunehmenden Laufzeit von 40 Jahren plus X sei das gut angelegt, um die laufenden Kosten möglichst niedrig zu halten. „So wie die Energiepreise momentan steigen, haben wir da sicherlich richtig gehandelt“, sagt Architekt Andreas Sutter.
Der Neubau bekommt auf dem Dach eine 30-kWp-Solaranlage für den Eigenverbrauch. Sie wird so konzipiert, dass sie bei Bedarf erweitert werden könnte. Im Keller steht zudem ein Blockheizkraftwerk und im Hang hinter dem Bad sind 17 Erdkörbe für die Geothermie-Wärmepumpe vergraben.
LED-Beleuchtung spart Strom in Füssens Eissporthalle
Wie die Energiekosten reduziert t werden können, zeigt auch die Eissporthalle in Füssen. Beliefen sich die Stromkosten 2019 auf rund 269.000 Euro, konnten im Jahr darauf fast 40.000 Euro gespart werden, weil auf LED-Beleuchtung umgerüstet wurde, erklärt Felix Blersch von der Stadt Füssen. Spätestens 2023 soll zudem ein Blockheizkraftwerk in Betrieb gehen, das etwa 120.000 Euro zusätzliche Energiekosten einsparen soll.
Hintergrund: Wasserstoff als Energiespeicher?
Beim Thema „Energiekosten und Energieversorgung“ kommt auch immer wieder Wasserstoff zur Sprache. Auch beim geplanten Kombibad-Neubau in Memmingen wurde darüber diskutiert. Warum diese Technologie im aktuellen Fall nicht sinnvoll sei, begründet die Stadt so: Wasserstoff ist ein hervorragendes Medium, um Strom, der nicht verbraucht wird, zu speichern – um ihn dann zeitverzögert verbrauchen zu können. Grüner Wasserstoff wird dabei durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt, wobei ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt.
„Allerdings haben wir beim Kombibad eine Gleichzeitigkeit zwischen Stromgewinnung und Stromverbrauch. Das bedeutet, es wird der Strom, der über die Photovoltaik-Anlagen gewonnen wird, sofort 1:1 im Kombibad zu 100 Prozent direkt im Objekt verbraucht und das ohne Umwandlungsverluste von Strom zum Speichermedium und wieder zurück zu Strom“, erklärt das Hochbauamt der Stadt. Die Dachflächen würden bereits maximal mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Mehr Strom könne nicht gewonnen werden. „Damit fällt die Möglichkeit weg, den Strom in Form von Wasserstoff zu speichern, da erneuerbarer Strom im erforderlichen Umfang einfach nicht zur Verfügung steht.“
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