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Allgäuer Wildnis-Experte: So lange kann ein Mensch ohne Proviant im Wald überleben

"Wald-Rambo" weiter auf der Flucht

Allgäuer Wildnis-Experte: So lange kann ein Mensch ohne Proviant im Wald überleben

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    Die Polizei sucht noch immer nach dem flüchtigen "Wald-Rambo" in Oppenau (Schwarzwald). Der Allgäuer Wildnis-Experte Stefan Koch aus Oberstdorf hat selbst schon drei Wochen ohne Proviant in freier Wildbahn verbracht.
    Die Polizei sucht noch immer nach dem flüchtigen "Wald-Rambo" in Oppenau (Schwarzwald). Der Allgäuer Wildnis-Experte Stefan Koch aus Oberstdorf hat selbst schon drei Wochen ohne Proviant in freier Wildbahn verbracht. Foto: dpa/Koch

    Tagelang war ein 31-Jähriger, der als "Wald-Rambo" für Schlagzeilen sorgte, auf der Flucht. Der vorbestrafte Mann hat am Sonntag in Oppenau (Schwarzwald) vier Polizisten entwaffnet, ehe er mit ihren Pistolen ins Dickicht floh. Die Beamten wollten ihn in einer Waldhütte kontrollieren. Der Geflohene soll sich in den Wäldern um Oppenau gut auskennen. "Der Gesuchte ist ohne festen Wohnsitz, kommt aus der Region und ist ortskundig. Der Wald ist sein Wohnzimmer“, sagte der Offenburger Polizeipräsident Reinhard Renter auf einer Pressekonferenz am Dienstag.

    Doch wie lange kann man ohne Proviant in der freien Wildbahn überleben?

    Die Allgäuer Zeitung bat Wildnispädagoge Stefan Koch um eine Einschätzung. Der 44-Jährige leitete die Wildnisschule Allgäu in Oberstdorf, die Kurse wie "Wildnis für Erwachsene" anbietet.

    "Ich würde sagen, dass man es maximal drei Wochen ohne Vorräte in einem Wald in unseren Breitengraden aushalten kann ", sagt Koch und schränkt ein: "Dazu braucht man aber viel Erfahrung und Wissen."

    Über genau das verfügt Experte Stefan Koch. Er hat selbst schon einmal drei Wochen in den Südalpen unter allereinfachsten Bedingungen verbracht. Zusammen mit zwei Weggefährten war er nur mit Kleidung und einem Messer ausgerüstet. Das Trio ernährte sich ausschließlich von dem, was die Natur ihnen anbot. Dazu zählen:

    • Wasser
    • Insekten
    • Samen
    • Wurzeln
    • Blütengräser
    • Beeren

    Auch der 31-Jährige hätte dies tun müssen. Schüsse auf Wildtiere hätten ihn verraten. Gleiches gilt für ein Feuer. Wobei das ohne auch ohne Feuerzeug oder Streichhölzer entfacht werden kann. Experte Stefan Koch und seine beiden Weggefährten verzichteten bei ihrem dreiwöchigen Wildnis-Aufenthalt freiwillig auf moderne Hilfsmittel. Mit der alten Technik des Feuerbohrens entzündeten sie ihr Feuer. Zudem fertigten sie aus Holz ein Gefäß an, in dem sie aus ihren spärlichen Zutaten "Eintöpfe" kochten. Heiße Steine erhitzten das Wasser. "Die warme Mahlzeit gibt einem einen wichtigen Energieschub", sagt Koch.

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    Nässe, frieren, Hunger: Diese drei Dinge könnten das Leben in freier Wildbahn für einen Ungeübten schnell zur Hölle machen. Wer erschöpft ist, wird leichter krank, hat mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen und er macht leicht Fehler.

    Allgäuer Wildnis-Experte rät: Die Natur als Partner sehen

    "Wer sich auf so ein Abenteuer einlassen möchte, dem kann ich nur empfehlen, sich über einen längeren Zeitraum vorzubereiten und dabei Dinge wie Zucker und Kohlehydrate langsam herunterzufahren", sagt der Experte. Wichtig sei zudem, die Natur nicht als Gegner zu sehen, sondern das Leben von und mit ihr wertzuschätzen.

    Dass die Polizei den 31-Jährigen so lange nicht gefunden, deutet für den Experten aber eher darauf hin, dass er den Wald schnell verlassen hat. "Es ist sehr schwierig, sich dauerhaft in einem Wald zu verstecken und dabei keine Spuren zu hinterlassen", sagt Stefan Koch, der auch als Fährtensucher über viel Erfahrung besitzt.

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