Stopp der Schaffung „alpiner Disneylands“. Stopp der Subventionierung von Beschneiung. Das sind zwei zentrale Standpunkte von mehreren Verbänden wie dem Bund Naturschutz und dem Deutschen Alpenverein (DAV). Sie fordern in einer Petition, die sie der Vorsitzenden des Umweltausschusses im Bayerischen Landtag übergeben haben, die Neuausrichtung der Seilbahnförderrichtlinie.
Der Freistaat unterstützt die technische Erneuerung und die Modernisierung von Seilbahnen in kleinen Skigebieten einschließlich „betriebsnotwendiger Nebenanlagen“ mit bis zu 35 Prozent der Kosten. Diese Förderung gibt es seit 2008. Nach Angaben des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wurden seither 49 Millionen Euro bewilligt. Genutzt wird die Förderung auch im Allgäu – beispielsweise von den Oberstdorf-Kleinwalsertal-Bergbahnen, die laut Sprecher Jörn Homburg mit deren Hilfe zuletzt die Bahnen am Söllereck und am Nebelhorn ersetzt hatten.
Die Seilbahnförderung läuft dieses Jahr aus - und dann?
Die aktuelle Richtlinie läuft Ende dieses Jahres aus. Sie gilt in der Regel drei Jahre und wird dann verlängert. „So ist es auch dieses Mal vorgesehen“, sagt eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums auf Anfrage unserer Redaktion.
Dass dies hinter verschlossenen Türen passiert, das wollen die Petenten verhindern, sagt Thomas Frey, Regionalreferent für Schwaben beim Bund Naturschutz. Der Umweltausschuss habe die Petition angenommen. Sie soll noch heuer in einer Sitzung behandelt werden, in der auch die Verbände ihre Positionen klar machen wollen.
Laut der Petition berücksichtige die aktuelle Richtlinie „nicht ausreichend, ob die jeweilige Modernisierung wirtschaftlich und vor allem ökologisch nachhaltig ist“. Auch solle die Förderung von Beschneiungsanlagen gestrichen werden. „Schneekanonen und neue Speicherbecken sollen nicht mehr durch Steuergelder subventioniert werden. Das ist in Zeiten des Klimawandels das falsche Signal“, sagt DAV-Vizepräsident Manfred Sailer. Eine weitere Forderung der Verbände: Es soll keine Förderungen für Seilbahnen geben, die mit Angeboten verknüpft sind, die Fahrgeschäften ähneln – wie zum Beispiel Seilrutschen.
Das Wirtschaftsministerium hält dagegen: „Bereits heute unterliegt die Seilbahnförderung einem hohen ökologischen Standard“, sagt die Sprecherin. Und sie habe sich bewährt. „Sie leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass Bayerns Regionen weiterhin eine attraktive Infrastruktur für Touristen bieten.“ Ziel der Förderung sei es, die Transformation „weg vom reinen Wintertourismus hin zu einem zukunftsfähigen Ganzjahrestourismus zu unterstützen“. Und: Dass „alpine Disneylands“ gefördert werden, sei unzutreffend.
Seilbahnen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
Auch der Verband Deutscher Seilbahnen (VDS) bekräftigt in einem Statement zur Petition, dass der Naturschutz bei Bauvorhaben schon heute eine maßgebliche Rolle spiele und die Bahnen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor seien. Auch habe sich in den Corona-Lockdowns, als die Seilbahnen nicht liefen, gezeigt, wie wichtig sie für die Besucherlenkung seien. Man begrüße „jederzeit einen konstruktiven Dialog, der auf Fakten und belastbaren Zahlen beruht. Polemik ist dem Gewicht dieser Herausforderungen gegenüber weder angemessen noch zielführend“. Einer dieser Fakten sei beispielsweise, dass weniger als ein Prozent der bayerischen Alpenfläche in der Wintersaison als Pistenflächen genutzt wird; davon würden nur rund 25 Prozent beschneit.
Wie wichtig das sei, betont auch Jörg Homburg: „Die Beschneiung ist entscheiden für das touristische Produkt.“ Nur so könne der Gast planen und entsprechend buchen, was auch den Hotels und anderen Unternehmen in der Region zugute komme. Zudem setze man bereits seit vielen Jahren auch auf den Sommerbetrieb. „So können die Gäste kanalisiert werden und halten sich da auf, wo es Angebote gibt.“