„Das ist eine große Tragik.“ Brigitte Protschka, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt Schwaben, spricht von Situationen, die es wegen der immer älter werdenden Gesellschaft recht oft gibt. Und die künftig zunehmen werden: Ein Mensch lebt allein, hat keine Angehörigen und auch sonst niemanden, der sich um ihn kümmert. Irgendwann kommt der Tag, an dem er nicht mehr allein leben kann, weil er pflegebedürftig ist. Dieser Umstand trifft nun auf ein Problem: Derzeit ist es oft schwer, in einem Pflegeheim einen Platz zu bekommen. Weil Personal fehlt, haben viele Einrichtungen auch im Allgäu die Zahl ihrer Betten verringert. Gleichzeitig wächst die Warteliste derer, die einen Platz suchen. Was macht so eine Person nun, wenn kein Angehöriger da ist, der erst mal einspringen kann?
Immer mehr ambulante Pflegedienste schließen
Zu wenig Geld für ambulante Dienste? Da ist die Möglichkeit, einen ambulanten Pflegedienst zu beauftragen. Theoretisch. Die bekämen aber so wenig Geld für ihre Leistungen von der Pflegeversicherung, dass immer mehr schließen, sagt Brigitte Protschka von der AWO, die im Allgäu mehrere Pflegeheime betreibt. Wer könne schon ein Unternehmen aufrechthalten, wenn er ständig draufzahlen müsse? Deshalb fordert sie, dass ambulante Pflegedienste besser bezahlt werden müssen, damit sich ihre Arbeit wieder lohnt.
Anfragen wegen Personalmangels abgelehnt
Anfragen abgelehnt? Dass ambulante Pflegedienste nicht mehr alle Anfragen annehmen können, bestätigt ein Sprecher des Landkreises Ostallgäu. „80 Prozent der befragten ambulanten Pflegedienste gaben zuletzt an, dass sie in der vergangenen Zeit Anfragen ablehnen mussten.“ Auch Pflegeeinrichtungen meldeten immer wieder, dass Pflegeplätze wegen fehlenden Personals nicht belegt werden können. „Fälle, in denen final kein Platz gefunden werden konnte, sind uns jedoch nicht bekannt.“ Lesen Sie auch:
Sich beraten lassen und nach einer Lösung suchen
Welche Möglichkeiten haben alleinstehende Senioren noch? Welche Möglichkeiten haben alleinstehende Menschen, die einen Pflegeplatz benötigen, sonst? Das haben wir – stellvertretend für alle Allgäuer Landkreise und kreisfreien Städte – beim Landratsamt Ostallgäu nachgefragt. Wer in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt lebe, der oder die über einen Pflegestützpunkt verfügt, könne dort „umfassend, unabhängig und kostenlos“ beraten werden. Wer gesetzlich versichert sei, habe zudem Anspruch auf Beratung durch die Kranken- oder Pflegekasse. Privatversicherte könnten sich bei „Compass Pflegeberatung“ beraten lassen, einer Einrichtung des Verbands Privater Krankenversicherungen. Die Beratungsstellen könnten helfen, „eine angemessene sowie erforderliche Pflege, Betreuung, Behandlung, Unterstützung und Versorgung zu erreichen“.
Was, wenn eine Person sich nicht mehr selbst um solche Dinge kümmern kann? Dann könne sie sich an die Betreuungsbehörde wenden und etwa eine gesetzliche Betreuung beantragen, etwa in Belangen der gesundheitlichen Versorgung.
Pflegekasse hilft beim Finanziellen
Und wer kein Geld hat, um die Pflege zu bezahlen? Auch hier könne eine Pflegeberatung weiterhelfen. „Auf jeden Fall sollte die Einstufung in einen Pflegegrad bei der Kranken- und Pflegekasse beantragt werden“, sagt der Sprecher. Denn wer einen Pflegegrad habe, könne
. Decke das den Bedarf nicht, und gebe es auch keine Angehörigen, die sich an der Finanzierung beteiligen müssen, helfe der überörtliche Träger der Sozialhilfe, im Fall des Allgäus ist das der Bezirk Schwaben in Augsburg. Lesen Sie auch:Was kommt nach dem Krankenhaus? Ein alleinstehender Mensch ohne Angehörige kommt ins Krankenhaus. Es stellt sich heraus: Er wird nach dem Aufenthalt nicht mehr allein wohnen können. Und wenn kein Pflegeplatz frei ist? Hier eine Lösung zu finden, sei Aufgabe des Entlassmanagements des Krankenhauses, heißt es beim Landratsamt. Kliniken arbeiteten dafür mit Pflegekasse und Betreuungsbehörden zusammen. „Sollte kein Angebot gefunden werden, hat das Krankenhaus die Möglichkeit, über die Übergangspflege die jeweilige Person bis zu zehn weiteren Tage im Krankenhaus zu versorgen.“ In dieser Zeit müsse eine Lösung gefunden werden.
In welchem Radius muss nach einem Pflegeplatz gesucht werden? „Im Normalfall gelingt es derzeit noch, ein passendes Angebot im Landkreis oder zumindest nahe der Landkreisgrenzen zu finden“, sagt der Landkreissprecher. „Die großräumige Platzsuche findet eher in sehr speziellen Bereichen statt, für die es im Landkreis kein oder nur ein äußerst geringes Angebot gibt.“ Etwa für Erwachsene mit speziellen Behinderungen. Oder wenn sie auf besondere Art versorgt werden müssten, wie bei Wachkomapatienten und Pflegebedürftigen mit Adipositas.