Schürfwunden, Prellungen, Hämatome, aber auch schlimmere Blessuren: Immer wieder gibt es auch im Allgäu Fälle von Gewalt gegen die Polizei, Einsatz- oder Rettungskräfte. Besonders brutal war die Tat eines 18-Jährigen im Unterallgäuer Lautrach am vergangenen Freitag. Der Mann hatte bei einer Kontrolle einem jungen Polizisten unvermittelt mit der Faust ins Gesicht geschlagen.
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Der Polizeibeamte verlor das Bewusstsein und musste in die Notaufnahme des Klinikum in Memmingen gebracht werden. Jetzt kommt heraus: Der Angreifer trug bei seinem Faustschlag einen Siegelring, der laut Polizei die Wirkung des Schlages noch verstärkte.
Lautrach: Polizist drei Tage lang nicht im Dienst
Der junge Polizist erlitt mehrere Prellungen im Gesicht und musste im Krankenhaus behandelt werden. Laut Mitteilung wurde er krankgeschrieben und konnte drei Tage lang seinen Dienst nicht verrichten.
Polizeipräsident Werner Strößner zeigt sich entsetzt: „Es ist nicht hinnehmbar, wenn einem Polizeibeamten aus einer Nichtigkeit heraus mit der Faust ins Gesicht geschlagen wird. Wir werden der Justiz den Fall zeitnah zur Entscheidung vorlegen.“
Insgesamt war laut Mitteilung des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten die Anzahl der Angriffe auf Polizisten in der Region im vergangenen Jahr zwar leicht rückläufig, die Schwere der Taten nehme aber zu.
Angriffe auf die Polizei in der Region: Das sagt die Statistik
Im Jahr 2019 wurden 601 Fälle verbaler oder körperlicher Gewalt gegen Polizeibeamte im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West registriert, 35 Fälle weniger als im Jahr 2018 (-5,5 Prozent).
Von diesen Angriffen waren 1.475 Polizeivollzugsbeamte betroffen (98 Beamte bzw. 6,2 Prozent weniger als im Vergleich zu 2018), wovon 205 verletzt wurden. Im Jahr 2018 waren dies noch 188 Beamte - insgesamt wurden also 2019 in der Region 17 Polizisten mehr verletzt als im Jahr zuvor (plus 9 Prozent). Drei Beamte wurden laut Polizei sogar schwer verletzt.
Die Taten ereigneten sich laut Mitteilung hauptzächlich bei "freiheitsentziehenden Maßnahmen" (223 Fälle) und Identitätsfeststellungen beziehungsweise Sachverhaltsabklärungen (162 Fälle). Auch in den Vorjahren waren diese Maßnahmen typisch für Angriffe gegen Polizeibeamte. Bei 50 Fällen ging keine polizeiliche Maßnahme voraus.
Polizei Schwaben Süd/West: Beleidigung und tätliche Angriffe kommen häufig vor
Ebenfalls analog der Vorjahre fanden die Taten überwiegend nachts und am Wochenende statt. Am häufigsten waren die Beamtinnen und Beamten des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West Beleidigungen (229 Fälle), Tätlichen Angriffen (160) und Widerständen (102) ausgesetzt.
Beamte im Wach- und Streifendienst waren - wie in den Vorjahren auch - mit großem Abstand (94 Prozent) am häufigsten von Angriffen betroffen.
Die Anzahl der Tatverdächtigen, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standen, war mit 339 (insgesamt 501 Tatverdächtige) fast identisch zum Vorjahr.
Wieso Polizeipräsident Strößner auf Bodycams setzt
Die durch Gewalt gegen Polizisten verursachte Zahl der Dienstausfalltage stieg deutlich von 232 auf 346 Tage. Dies stellt eine Steigerung von 49,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar.
Polizeipräsident Werner Strößner: „Es stimmt mich nachdenklich, wenn die seit Jahren ohnehin schon hohe Anzahl verletzter Kolleginnen und Kollegen nun einen neuen Höchststand erreicht hat. Ich hoffe, dass die seit November 2019 in unserem Präsidium flächendeckend eingesetzte BodyCam zu einem Rückgang der Angriffe führt. Die ersten Erfahrungen der Kollegen mit diesem neuen Einsatzmittel sind sehr positiv.“