Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise: 2022 war ein turbulentes Jahr, das viele auch mit Blick auf den Arbeitsmarkt mit Sorge erfüllte. Würden sich die Probleme negativ auswirken? Bislang ist davon im Allgäu kaum etwas zu spüren. Trotz der Krisen habe sich der regionale Arbeitsmarkt als „enorm robust“ erwiesen, bilanziert die Arbeitsagentur Kempten-Memmingen. Die durchschnittliche Erwerbslosen-Quote betrug im vergangenen Jahr 2,5 Prozent. Das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als 2021. Zum Vergleich: Bundesweit lag die Quote im abgelaufenen Jahr bei 5,3 Prozent. „Umso bemerkenswerter sind die Zahlen für die Region, wenn man bedenkt, dass ab Juni Geflüchtete aus der Ukraine in die Statistik eingeflossen sind“, bilanziert Maria Amtmann, Leiterin der Arbeitsagentur in Kempten.
Etwa 2000 Personen und Familien seien zwischenzeitlich bei den Jobcentern arbeitslos gemeldet worden. Das sei eine große Herausforderung gewesen. Mittlerweile würden etwa 1200 erwerbsfähige, ukrainische Flüchtlinge an Sprach- und Integrationskursen teilnehmen. Zudem hätten einige bereits eine Arbeit gefunden. Die Aufnahmebereitschaft der Allgäuer Unternehmen sei dabei „äußerst hilfreich“.
Arbeitsmarkt in der Region - Über 7600 offene Stellen im Allgäu
Auch für 2023 sieht Amtmann die Region gut aufgestellt: „Natürlich kann niemand die Zukunft vorhersagen. Aber die Branchenvielfalt und der bisherige Verlauf auf dem hiesigen Arbeitsmarkt stimmen mich hoffnungsvoll.“ So verzeichne das Allgäu weiterhin einen „enorm hohen Stellenbestand“ und es lägen keine Signale vor, dass sich daran etwas ändert. (Lesen Sie auch:
)Im Dezember gab es 7623 offene Stellen in der Region – das sind knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Betriebe im Bezirk der Agentur suchten am häufigsten Mitarbeitende in den Berufsgruppen Lagerwirtschaft, Post, Zustellung und Güterumschlag (646 Stellen), Verkauf (460), Metallbearbeitung (295), Gastronomie (271) sowie Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehungspflege (265).
Demgegenüber waren im Dezember 10.222 Menschen im Allgäu arbeitslos gemeldet. Unter ihnen sind allerdings viele, denen eine Qualifikation fehlt: „Etwa die Hälfte sucht Arbeit auf Helferniveau“, sagt Amtmann. Dagegen seien über 70 Prozent der offenen Stellen Angebote für Fachkräfte. „Wir sind gespannt, wie sich die gezielte und gesteuerte Zuwanderung, wie sie die Bundesregierung plant, auswirkt“, sagt Amtmann. Demnächst soll ein entsprechender Gesetzentwurf in den Bundestag eingebracht werden. Ziel sei, das „modernste Einwanderungsrecht“ Europas zu schaffen, sagt Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Ob davon Unternehmen im Allgäu profitieren, muss sich erst noch zeigen.