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Auf der Via Ferrata in Duisburg

Duisburg

Auf der Via Ferrata in Duisburg

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    DSC_0434
    DSC_0434 Foto: Frank Eberhard

    Der „Monte Thysso“ steht nicht gerade auf der Liste der höchsten Gipfel in Deutschland. Eigentlich ist er gar kein Berg. Doch wer an seinem 38 Meter hoch gelegenen Gipfelkreuz ankommt, tut dies nach einer kurzen, kräftigen Kraxelei. Mit Helm, Klettergurt und Karabinern ausgerüstet, schweift der Blick über den Duisburger Landschaftspark Nord, mit üppigen Grünflächen inmitten stillgelegter riesiger Industrieanlagen. Wo früher Arbeiter schwitzend und mit rußigen Gesichtern Eisen schmolzen, flanieren jetzt Erholungssuchende und Fotografen fangen den morbiden Charme des Zerfalls ein.

    Außerdem gibt es hunderte eingebohrter Kletterrouten samt Abseilpisten. Und selbst wer den leichtesten Weg zum Kreuz des „Monte Thysso“ nimmt, bewegt sich auf einem Klettersteig im Schwierigkeitsgrad B/C auf einer Skala, die bis F reicht. Allerdings kostet der Steig Eintritt – ein (noch) ungewohnter Umstand für Alpenrand-Bewohner. Alpenvereinsmitglieder zahlen mit sechs Euro weniger, wenn sie ihren Ausweis vorzeigen. Der Duisburger Vereinskollege muss lachen, als er den Namen einer Allgäuer Sektion sieht. Meine nicht ganz ernst gemeinte Erklärung: „Für den Klettersteig sind wir extra nach Duisburg gefahren“, quittiert er mit einem Lachen. Dann geht es los: Nach den ersten wenigen ungesicherten Metern beginnt das Drahtseil, das über Eisenbügeln, -stiften und Einkerbungen im Beton eines ehemaligen Möllerbunkers verläuft. Die Bunker wurden in Hufeisenform aneinandergereiht angelegt. Zwei davon verbindet der Steig in verschiedenen Varianten. Zum Beispiel die E-Variante: Hier hangelt sich kaum einer einfach so durch. Bevor es schräg abfallend die glatte und fast trittlose Betonwand entlang geht, heißt es taktieren: Wie lassen sich an den Umhängepunkten am kraftsparendsten die Karabiner umklinken? Lässt sich irgendwo durchschnaufen? Wohl dem, der für maximale Reibung Kletterschuhe an den Füßen trägt.

    Der Mittelweg, die C/D-Variante, macht danach richtig Spaß: Senkrecht führt das Drahtseil ohne Metalltritte den Beton hinauf. Die Füße finden in einem breiten Riss Halt. Für Querungen bietet sich wieder ein Mix aus Eisenstiften und eingehackten Tritten an. Das Ende der Besteigung des „Monte Thysso“ markiert ein kurzer Balanceakt auf schmalem Grat. Doch auch hier gilt: Der Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist. Vorher gehörst du ihm. Der Industrie-Klettersteig endet schließlich nach einer dünnen Stahlbrücke und einem Abstieg, der so manchen aufgrund der ungewohnten Bewegungsrichtung noch einmal ins Schwitzen bringt.

    Zugegeben: Mit den Allgäuer Klettersteigen an der Lachenspitze oder in den Oberstdorfer Bergen kann der „Monte Thysso“ nicht mithalten. Spaß macht es trotzdem.

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