Weihnachtszeit ist Glühweinzeit. Auf den Allgäuer Weihnachtsmärkten duftet es süß-süffig, die Auswahl ist groß: Rot, weiß, rosé. Apfel, Vanille, Orange. Mit oder ohne Schuss - und auch ohne Alkohol.
Aber was ist mit den anderen Weihnachtsmarkt-Klassikern? Und welche winterlichen Heißgetränke gibt es in anderen Ländern? Wir stellen neun außergewöhnliche Winterdrinks vor.
Feuerzangenbowle: Ein kleines Spektakel
Die Feuerzangenbowle ist ein Wintergetränk mit Show-Bedürfnis. Trotz des Namens ist sie keine Bowle, sondern ein Glühwein. Über diesem wird ein mit weißem Rum getränkter Zuckerhut auf der "Feuerzange" angezündet. Nach und nach tropft der geschmolzene Zucker dann in den Glühwein. Ein kleines Spektakel, das beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt Kempten oder auf dem Immenstädter Christkindlesmarkt angeboten wird.

Agua de Horchata: Der All-Rounder, ein Reisdrink aus Mexiko
Agua de Horchata - wörtlich könne man das überhaupt nicht übersetzen, stellt Sophia Reimann mit einem Schmunzeln fest. Zusammen mit ihrem Vater Andreas betreibt sie in Memmingen das mexikanische Foodbike "La Masa". Im Angebot: Tacos, Burritos, Guacamole. Diesen Winter gibt es bei den beiden Memmingern aber auch Süßes aus Mexico: Agua de Horchata, ein All-Rounder Reisdrink.
"Horchata besteht in Mexiko aus Reismilch, Kondensmilch, Zimt-Zucker und Vanille", sagt Sophia Reimann. Es sei ein Aufguss aus pflanzlicher Milch - das bedeute "Agua de" übersetzt.
Horchata heißt in etwa "aus Gerste gemacht" - ist aber eher ein Eigenname. Horchata werden im spanischsprachigen Raum vor allem Erfrischunggetränke genannt.
Hier erzählt Sophia Reimann, warum sie sich entschieden haben, Agua de Horchata nach Memmingen zu bringen:
Reimann sagt, dass Agua de Horchata in Mexiko das ganze Jahr über getrunken wird, meistens kalt, "mit Eiswürfeln sogar". Trotzdem passe es gut in den deutschen Winter, nicht zuletzt wegen des Zimts.
Und was sagen die Kunden? "Schmeckt phänomenal", sagt ein Mann, der zum ersten Mal Agua de Horchata probiert. Die Zimtnote sei dezent, die Horchata insgesamt nicht zu süß.
Bierpunsch: Auf dem Adventsmarkt Irsee aus dem eigenen Klosterbräu
Von Mexiko aus geht es zurück nach Deutschland, zurück zum Bier. Denn die deutsche Liebe zum Bier macht auch vor Weihnachtsmärkten nicht halt.
Auf dem Irseer Adventsmarkt gibt es nicht nur einen "Christbaum" aus 1000 Bierkisten, sondern statt Früchtepunsch auch Bierpunsch. Dieser stammt von der Klosterbrauerei Irsee.
Der Bierpunsch besteht aus kräftigem, dunklem Bier, Rum, Eigelb und Schlagsahne. Verfeinert mit Zimt, Zucker und Zitrone ergibt sich ein schaumiges Weihnachtsgetränk für alle Bierliebhaber. Anstatt Rum kann auch Weinbrand und Sherry genutzt werden.
Glühbier: Der Liebling auf Facebook
Wir haben auch auf der Facebook-Seite der Allgäuer Zeitung gefragt, welche eher unbekannten Wintergetränke zu den Lieblingen der Allgäuerinnen und Allgäuer gehören.
In den Kommentaren sind viele vor allem von Glühbier begeistert. Beim Glühbier werden Kirsch- oder Orangensaft zum dunklen Bier und den üblichen Glühwein-Gewürzen gegeben.
Das originale Glühbier kommt übrigens aus Belgien und wird Glühkriek genannt. Glühkriek wird auf Basis eines Kirschbieres hergestellt, kommentiert Leser Hans Bouricha-Hörmann unter dem oberen Facebook-Post. Der Herstellungsprozess dauere etwa zwei Jahre. "Kriek" heiße auf flämisch Sauerkirsche, daher hat der Glühkriek seinen Namen.
Jagertee: Aus dem Österreich des 19. Jahrhunderts
Wie es der Name so schön sagt: Jagertee ist ausnahmsweise auch keine Glühwein-Variante, sondern eine Mischung aus schwarzem Tee und Rum.
Jagertee darf unter dieser Bezeichnung nur in Österreich hergestellt werden, das Land ließ sich beim EU-Beitritt die exklusiven Produktionsrechte zusichern. Ursprünglich kommt Jagertee nämlich aus dieser Region: Er soll im 19. Jahrhundert von Jägern, Förstern und Waldarbeitern im winterlichen Tirol und Vorarlberg getrunken worden sein.

Glögg: Eine skandinavische Glühwein-Variante
Hier wird weder an Zucker noch an Alkohol gespart: Glögg ist ein skandinavischer Glühwein, der es in sich hat. Zu dem heißen Rotwein wird Korn oder Wodka gegeben, als kleiner Snack schwimmen Mandeln oder Rosinen an der Oberfläche. Traditionell wird Glögg zum Luciafest am 13. Dezember und auch den restlichen Dezember über getrunken.

Lumumba: Die "Tote Tante", ein kongolesicher Premierminister und Nordfriesland
Das Wintergetränk Lumumba bringt viele kuriose Fakten mit sich. Es besteht aus heißem oder kaltem Kakao, Rum und Schlagsahne. Alternativ können auch Weinbrand oder Amaretto dazu gegeben werden.
Der Name Lumumba ist umstritten. Benannt ist der Drink nach dem ersten Premierminister der Demokratischen Republik Kongo, Patrice Lumumba. Manche sehen in der Namensgebung eine rassistische Anspielung, andere empfinden die Bezeichnung als völlig in Ordnung.

In den Niederlanden, Dänemark und Norddeutschland - vor allem Nordfriesland - ist Lumumba aber als "Tote Tante" bekannt. Der Name geht auf eine Legende der Insel Föhr zurück: Danach soll die Urne einer in Amerika verstorbenen Föhrerin einst in einer Kakaokiste auf die Insel zurückgekommen sein.
Grog: Ein Klassiker aus Ostfriesland
Noch mehr heißer Rum und Zucker auf dem Weihnachtsmarkt: Grog ist ein typisch norddeutsches Getränk, das rund um Flensburg das ganze Jahr über getrunken wird. In der Adventszeit hält es aber auch im Rest von Deutschland Einzug. Es besteht aus etwa drei Viertel heißem Zuckerwasser und einem Viertel Rum.
Eierpunsch und Eggnog: Cremig und süß aus den USA
Eierlikör ist bei vielen Allgäuer Familien an Weihnachten sowieso Tradition. Wieso also nicht auch einmal den britischen Weihnachtsklassiker probieren? Für Eierpunsch werden Weißwein, Eierlikör, Zucker und Sahne gebraucht. Oft wird er aber auch mit ganzen Eiern hergstellt.
Sehr ähnlich, aber nicht zu verwechseln: Eggnog. Der besteht aus einem Ei, Milch, Rum, Zucker, Vanille und Sahne.
