„Waisch no ...?“, hieß es am Sonntag auf der Stadtparkbühne der Festwoche: Bei einem Hoigarte standen die Land- und Hauswirtschaft im Fokus. Ehemalige Schulabsolventen blickten zurück und erzählten, wie sich die Anforderungen über die Jahrzehnte verändert hätten.
Das Kemptener Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Mediengruppe Allgäuer Zeitung sowie die Allgäuer Festwoche und der Verband für landwirtschaftliche Fachbildung hatten die Aktion „Bäuerliches Klassentreffen“ ins Leben gerufen.
Bäuerliches Klassentreffen auf der Allgäuer Festwoche 2024
Da ist zum Beispiel Martin Renn, Landwirt aus dem Oberallgäuer Altusried, der 1969 die Landwirtschaftsschule abgeschlossen hat. Damals gab es noch mehr Bauern, seine Klasse bestand aus 38 Schülern. Heute seien es zwischen 15 und 20, verglich Renn. Die Landwirtschaft habe sich verändert. Der Oberallgäuer erinnerte sich zum Beispiel an den Mähbalken – heute ein Stück Technik aus dem Museum, zu früheren Zeiten ein technischer Fortschritt, um effizienter zu mähen.
„In diesem Bereich hat die Technik viel gebracht“, sagte der 76-Jährige im Gespräch mit Moderator Helmut Kustermann, Leiter der Allgäu-Rundschau und Mitglied der AZ-Redaktionsleitung. (Lesen Sie auch: So fällt die Bilanz der Allgäuer Festwoche 2024 aus)
Was hat sich in den vergangen Jahren in der Landwirtschaft verändert?
Trotz besserer Technik haben viele Landwirte ihre Höfe aufgegeben. „Ein riesiges Thema“, sagte Renn. Der Grund? „Mit anderen Berufen kann man auch gutes Geld verdienen, hat aber am Samstag und Sonntag frei“, antwortete der 76-Jährige, der seinen Hof an seinen Sohn übergeben hat. Es gelte, das Beste aus all diesen Veränderungen zu machen, sagte Gertrud Knoll. Sie ist Bürgermeisterin in Wertach (Kreis Oberallgäu) und selbst Absolventin der Hauswirtschaftsschule.
Für viele Frauen sei diese Ausbildung früher der erste Schritt in eine neue Welt gewesen – also weg von zuhause. Knoll berichtete von Freiheiten, die man so bisher nicht gekannt habe: ins Kino oder zum Eisessen gehen, das Miteinander mit den anderen Auszubildenden genießen – „eine sehr schöne Zeit“. Gelernt habe sie viel, sagte Knoll, sie sprach von einer Lebensschule, die viele Grundkenntnisse vermittle, auf die man aufbauen könne.
Lerninhalte der Hauswirtschaftsschule haben sich verändert
Die Lerninhalte hätten sich über die Jahre verändert, berichtete Marie-Luise Althaus, Leiterin der Immenstädter Fachschule für Ernährung und Haushaltsführung. Früher, nach dem Krieg, sei es darum gegangen, wie man mit einfachen Mitteln auf dem Land einen Haushalt führen könne. Heutzutage spielten unternehmerische Kenntnisse sowie die Themen Dienstleistung und Selbstständigkeit eine größere Rolle.
Die heutigen Absolventinnen seien zwischen 20 und 55 Jahre alt. Die Motivation reiche von „ich will einen Haushalt richtig führen“ bis hin zu Frauen, die bisher etwa in der Verwaltung tätig waren und nun „etwas Handwerkliches machen möchten“.
Wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus?
Und wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus? Knoll richtete einen Appell an die Politik: Die Bürokratie müsse weniger werden. Die Landwirte gingen nicht wegen des Milchpreises auf die Straße, sondern wegen zu vieler Vorschriften. Renn wagte eine Prognose: In Zukunft werde es vor allem Höfe mit 50 bis 70 Kühen geben – und Melkroboter würden zunehmend die Bauern entlasten.