Die ehrenamtlichen Retter der Bergwacht (unser Foto entstand bei einem Lehrgang) rückten im Vorjahr über 2700 Mal aus.
Bild: Michael Munkler (Archivbild)
Die ehrenamtlichen Retter der Bergwacht (unser Foto entstand bei einem Lehrgang) rückten im Vorjahr über 2700 Mal aus.
Bild: Michael Munkler (Archivbild)
Die Bergwacht im Allgäu hat wieder so viel zu tun wie vor der Corona-Pandemie: Zu 2743 Einsätzen rückte sie im Vorjahr aus. Das sind mehr als doppelt so viele als im Pandemie-Jahr 2021, in dem die Bergbahnen im Winter stillstanden und sich deutlich weniger Skiunfälle ereigneten. „Wir sind im Schnitt wieder bei Zahlen wie in den Vor-Corona-Jahren“, sagt Regionalleiter Daniel Heim. Das betreffe auch die Zahl der tödlich verunglückten Bergsportler: 19 Menschen verloren 2022 ihr Leben in den Allgäuer Alpen.
Häufige Todesursache seien „internistische Notfälle“ wie Herz-Kreislaufversagen gewesen. Eine Tragödie, die die Retter noch heute beschäftigt, ereignete sich im Februar 2022 am Geißfuß bei Oberstdorf. Zwei Männer hatten sich verirrt und gegen Mitternacht einen Notruf abgesetzt. Ein großer Rettungseinsatz im Schneesturm gestaltete sich wegen der extremen Wetterbedingungen als äußerst schwierig. Für einen 58-Jährigen kam die Hilfe zu spät. Ein 62-Jähriger konnte zwar zunächst mit dem Hubschrauber gerettet werden, starb jedoch später im Krankenhaus an den Folgen einer Unterkühlung. „Dieses Drama ging an keinem Beteiligten spurlos vorbei“, sagt Heim.
Eng verzahnt ist die Bergwacht bei Einsätzen wie diesem mit der Crew des Rettungshubschraubers Christoph 17. Die Bergwachtler übernehmen im alpinen Bereich die Einsatzleitung. Über 700 Mal wurden 2022 Verletzte mit einem Hubschrauber in die umliegenden Krankenhäuser transportiert. Bundesweit für Schlagzeilen sorgte im September ein Unglück in der Starzlachklamm. Starkregen hatte das Wasser in der Klamm schnell steigen lassen. Mehrere Canyoning-Sportler konnte die Bergwacht retten. Für eine junge Frau jedoch kam jede Hilfe zu spät: Sie wurde von den Wassermassen mitgerissen und einen Tag später tot in der Starzlach gefunden. Die juristische Aufarbeitung der Tragödie läuft.
Die meisten Bergwacht-Einsätze, nämlich 1063, wurden in Oberstdorf verzeichnet. Die dortige Bergrettungswache ist die größte in der Region. Insgesamt hat die Bergwacht Allgäu 550 aktive Mitglieder und 140 Anwärter. „Wir stehen unterm Strich gut da“, sagt Heim. Auch erfreuliche Fakten liefere die Statistik: Obwohl es immer mehr E-Biker ins alpine Gelände zieht, sei die Zahl der Verletzten (15) vergleichsweise gering gewesen. „Mein Eindruck generell ist, dass die Leute bewusster unterwegs sind. Da zeigen verschiedene Kampagnen zur Sicherheit offenbar Wirkung“, sagt Heim. Aktuell rät er Wanderern ab etwa 1600 Höhenmetern zur Vorsicht. Altschneefelder könnten leicht zur Gefahr werden. Zudem könne es speziell nordseitig noch zu Lawinen kommen. Auch die Gefahr von Unwettern müsse bei der Tourenplanung berücksichtigt werden.