Mit deutlichen Worten hat die Bergwacht Hinterstein in einem Posting auf Facebook drei ihrer Einsätze kommentiert. Für gleich zwei Alarmierungen waren Bergwanderer an der vorderen Schafwanne verantwortlich. Zudem musste die Bergwacht mal wieder in Richtung Schrecksee ausrücken. "Wir sind echt schockiert, wie viele absolut untaugliche Leute derzeit in den Hochlagen der Allgäuer Berge unterwegs sind" - so das das ernüchternde Fazit der Bergwacht.
Bergwanderer verweigern Rettung - einer muss später aber doch geborgen werden
Am frühen Samstagvormittag hatte sich ein Bergsteiger gemeldet, der drei Personen im vereisten Steilgelände an der vorderen Schafwanne beobachtet hatte. Der Anrufer ging davon aus, dass mindestens ein Mitglied des Trios abzustürzen drohte. Die Crew des Rettungshubschraubers RK2 machte sich auf den Flug in Richtung Hinterstein. Kurz darauf klingelte erneut das Telefon bei der Bergwacht. Der Beobachter teilte mit, dass er bis auf Rufweite an die drei Bergwanderer herangekommen sei. Diese wollten aber keine Hilfe und verweigerten ihre Rettung. Also drehte der Rettungshubschrauber wieder ab.
Damit war diese Aktion aber noch nicht beendet. Eine Stunde später meldete ein Bergsteiger, dass sein Begleiter wegen Steilheit und Schnee nicht mehr absteigen könne. Erneut forderte der Einsatzleiter der Bergwacht einen Hubschrauber an, diesmal startete „Christopherus 8“ aus Vorarlberg. Der festsitzende Bergwanderer wurde von der Crew per Tau geborgen und nach Hinterstein geflogen. "Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um die ein und dieselbe Person handelte, die eine Stunde zuvor keine Hilfe in Anspruch nehmen wollte", so die Bergwacht.
Weil der Schnee gefriert: Trio muss Nacht auf dem Rauhorn verbringen
Die Bergretter erfuhren nun auch, dass die Dreiergruppe bereits am Freitag zu einer Tour zum Rauhorn aufgebrochen war. Obwohl sie laut Bergwacht "keinerlei bergsteigerisches Können und eine völlig unzureichende Ausrüstung" hatten, schafften sie es bis zum Gipfel. Weil aber gegen Abend der weiche Schnee zu frieren begann, trauten sie sich einen Abstieg nicht mehr zu und campierten eine Nacht auf dem Rauhorn. "Wir haben Videos geschaut, das hat nicht schlimm ausgesehen“, schilderten die drei laut Bergwacht ihre unzureichende Tourenplanung.
Weiterer Rettungsflug der Bergwacht Hinterstein am Samstag an den Schrecksee im Allgäu
Am Samstagnachmittag erreichte die Bergretter dann ein Notruf vom Schrecksee. Ein Unbeteiligter hatte zwei Personen beobachtet, die oberhalb des Sees im Steilgelände "auf allen Vieren und teils auf dem Bauch robbend "unterwegs waren. Gemeinsam mit einem Mitglied der Bergwacht flog der Rettungshubschrauber RK2 zum Schrecksee. Mittlerweile hatten die beiden Bergwanderer sich aber schon bis zum sicheren Weg durchgeschlagen und mussten nicht mehr gerettet werden.
In ihrem Facebook-Posting warnt die Bergwacht erneut Frühjahrs-Bergwanderer vor den aktuellen Bedingungen. "Ab ca. 1600 m Höhe gibt es noch ausgedehnte Schneefelder, vor allem im Bereich Jubiläumsweg und Schrecksee, in vielen Bereichen ist die Schneedecke sogar noch komplett geschlossen". Und: "Diese Bedingungen können für normale Wanderer ohne alpine Erfahrung und entsprechender Ausrüstung schnell zu Todesfalle werden".
Auch die Füssener Bergwacht hatte am vergangenen Wochenende alle Hände voll zu tun. Gleich sechs Mal mussten die Retter ausrücken, um Wanderer, Kletter oder Mountainbiker zu retten.