Wenn die Mitarbeiter der Firma Max Wild anrücken, wird es meist laut und staubig: Das Familienunternehmen mit Sitz in Berkheim nahe Memmingen ist auf Tiefbau spezialisiert – aber auch auf den Abbruch von Gebäuden und Brücken. An der Autobahn A6 bei Heilbronn gab es so einen Großauftrag.
Dort mussten wegen des sechsspurigen Ausbaus insgesamt 40 Brücken abgerissen und dann die Reste beseitigt werden, um Platz für Neubauten zu schaffen. Insgesamt kamen 400.000 Tonnen Beton und 15.000 Tonnen Stahl auf einer Strecke von 42 Kilometern zusammen. Über fünf Jahre dauerte das Mammutprojekt, das 2022 abgeschlossen wurde und dem Unternehmen einen Umsatz im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich einbrachte, erinnert sich Geschäftsführer Markus Wild.
Markus Wild: „Abbruch hat nichts mit roher Gewalt zu tun“
Die Herausforderung sei auch gewesen, den Verkehr auf der A6, ebenso den Schiffsverkehr auf dem Neckar und die Züge auf der nahen Bahnstrecke möglichst nicht zu beeinträchtigen. Immerhin mussten einzelne Brückenteile gesprengt werden. „Inzwischen haben wir auch einen eigenen Sprengmeister im Haus“, sagt Markus Wild. Er erklärt: „Abbruch hat aber nichts mit roher Gewalt zu tun – das muss gut durchdacht und Schritt für Schritt erfolgen.“
Aber Max Wild reißt nicht nur ab, sondern schafft auch Neues. Ein Beispiel ist die Bahnstrecke Ulm-Sigmaringen. Dort brach Max Wild erst drei alte Brücken ab. Dann schob das Team drei neue, bis zu 600 Tonnen schwere Brücken ins Gleisbett. Dafür war die Strecke im vergangenen Jahr eine Woche lang gesperrt.
Um Zeit zu sparen, kam ein spezielles Verfahren der Berkheimer Firma zum Einsatz: das sogenannte Fluidts-Verschubsystem. Damit lassen sich tonnenschwere Brücken und Industrieteile mit hydraulischen Pressen bis zu 25 Zentimeter anheben und direkt an Ort und Stelle verschieben – einen Meter pro Minute. Max Wild war während der Einschubphase mit 40 Mitarbeitern im Drei-Schicht-Betrieb sowie 14 Baggern und 20 Lkw rund um die Uhr auf den drei Baustellen der Bahn im Einsatz.
Firma Max Wild auf rund 100 Baustellen tätig
Aktuell ist das Unternehmen auf rund 100 Baustellen tätig – im gesamten Bundesgebiet, aber mit Schwerpunkt in Baden-Württemberg und Bayern. Schwertransporte im Auftrag von Maschinen- und Fahrzeugherstellern gehen aber auch durch ganz Europa.
Inzwischen ist die dritte Generation in der Führung: Jochen Wild (48 Jahre, Geschäftsführer Logistik und Personal), Christian Wild (42, Geschäftsführer Bau), Roland Wild (63, Geschäftsführer Werkstatt und Fuhrpark), Elmar Wild (58, Geschäftsführer Backoffice) und Markus Wild (38, Geschäftsführer Abbruch, Heavy Move und Flächenrecycling). Letzterer löste Anfang des Jahres in der Geschäftsführung seinen Vater Max Wild (65) ab, der aber Gesellschafter des Unternehmens bleibt.
„Wenn’s mal eng wird, hocken wir uns zusammen“
„Ein klarer Vorteil eines Familienunternehmens ist die Verlässlichkeit untereinander“, sagt Christian Wild. „Wenn’s mal eng wird, hocken wir uns zusammen – man hilft sich gegenseitig.“ Was ist, wenn die Meinungen doch mal auseinandergehen? „Wir diskutieren das aus, und dabei raucht es manchmal auch. Wenn wir immer noch zu keiner Lösung kommen, stimmen wir ab“, sagt Jochen Wild. Es gebe aber „klare, gemeinsam erarbeitete Spielregeln“ im Umgang Miteinander und bei den Verantwortlichkeiten in der Firma. „Da weiß jeder, was er zu tun hat.“
Geregelt ist beispielsweise, dass die Geschäftsführer mit 65 Jahren aus dem Unternehmen ausscheiden und so den Platz für die nächste Generation freimachen. Für die gibt es spezielle Trainingsprogramme zum Reinwachsen in die Firma. Und auch das Mindestalter für den Einstieg in die Chefetage ist mit „circa 40 Jahren“ festgelegt.
Zahlen und Fakten zum Unternehmen Max Wild
- Geschichte: Max Wild gründete das Tiefbau- und Logistikunternehmen 1955 in Berkheim nahe Memmingen. Inzwischen leiten seine Kinder und Enkel die Firma.
- Geschäftsfelder: Unter anderem der Abbruch von Gebäuden und Brücken, Kanal- und Rohrleitungsbau, Erdbohrungen, Renaturierungen (aktuell auch an der Iller), Abfallentsorgung und Recycling sowie Schwer- und Spezialtransporte. Zudem betreibt das Unternehmen in Berkheim eine öffentliche Werkstatt für Lkw und Pkw sowie Bau- und Landwirtschaftsmaschinen.
- Mitarbeiter: 650, davon etwa 130 in der Verwaltung, die übrigen vor allem auf den Baustellen. Plus 60 Auszubildende in über 20 Berufsfeldern. Die nächste Ausbildungsmesse bei Max Wild findet am 8. Juli statt.
- Offene Stellen: Etwa 40, vor allem Facharbeiter im Bereich Tiefbau, aber auch Lkw-Fahrer.
- Standorte: Hauptsitz ist in Berkheim; weitere Standorte sind in Dornstadt, Heidelberg, Augsburg, Mindelheim, Leutkirch und Röttenbach. Kiesgruben betreibt die Firma in Heimertingen, Ochsenhausen und Achstetten sowie Recyclingplätze für Baumaterial in Eichenberg, Dornstadt, Illerkirchberg, Münsingen, Achstetten, Mengen, Affing und Kempten.
- Umsatz: 155 Millionen Euro jährlich.
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