Die hitzige Debatte im Allgäuer Amateurfußball ist erst einmal zu Ende. Bei der Online-Abstimmung, wie die bereits zwei Jahre laufende und wegen Corona nun endgültig abgebrochene Saison 2019/2021 abgewickelt werden soll, gab es ein eindeutiges Votum : Eine klare Mehrheit der knapp 3000 Vereine, die in Bayern bei den Männern und Frauen im Erwachsenen-Spielbetrieb teilnehmen, hat sich für Auf- und Absteiger ausgesprochen. Der Abbruch, so teilte der Bayerische Fußball-Verband am Dienstagmittag mit, finde unter der Maßgabe statt, "dass es durch Anwendung der in §93 der Spielordnung verankerten Quotienten-Regelung direkte Auf- und Absteiger in den einzelnen Spielklassen gibt und die Relegation ersatzlos entfällt." Dafür stimmten 71 Prozent.
Das zur Abstimmung stehende Alternativmodell, wonach alle Vereine, die unter Berücksichtigung der Quotienten-Regel in der Tabelle auf einem Aufstiegs- und Relegationsplatz stehen, aufsteigen können und kein Verein absteigen müsste, brachte es auf 29 Prozent.
Die Zahlen der Abstimmung im Detail
- Wahlberechtigte Vereine: 3695
- Wahlbeteiligung: 2973 (80,46 Prozent)
- Stimmen für Variante 1: 2115 (71,14 Prozent)
- Stimmen für Variante 2: 858 (28,86 Prozent)
Der Bayerische Fußballverband weist ausdrücklich darauf hin, dass mit der technischen Durchführung der Abstimmung und der Feststellung des Ergebnisses ein externer Dienstleister beauftragt wurde, und zwar die Nürnberger SLC Management GmbH. Der BFV-Vorstand hat noch am Dienstagnachmittag das Votum der Vereine diskutiert und angenommen und ab 15.30 Uhr in seiner virtuellen Sitzung mit dem Ergebnis beschäftigen und die entsprechende Beschlussfassung vornehmen.
Bei den meisten Funktionären wird das Ergebnis auf große Erleichterung stoßen. Schließlich könnte die neue Saison nun ohne gröbere Umgruppierungen starten. Aufgeblähte 22er-Ligen (vor allem in den Landesliga) galten einigen von Anfang an als Horror-Szenario. Auch eine verschärfte Abstiegsregelung, bei der vier oder fünf Vereine am Ende der nächsten Saison eine Klasse tiefer gehen müssen, war für viele ein Grund, für Variante eins zu stimmen. Eine Vielzahl an Fußballern und Funktionären konnte und kann der Quotientenregel nichts Gutes abgewinnen. Selbst ein oder zwei Nachholspiele gegen angeblich leichtere Gegner könnten den Quotienten massiv verändern, so deren Argument. Einer der vehementesten Verfechter von Variante zwei im Allgäu war der 1. FC Sonthofen, der mit einer Mehrheit für Variante 2 sowohl den Abstieg der zweiten Mannschaft aus der Kreisliga Süd hätte verhindern wollen als auch den Aufstieg der ersten Mannschaft (derzeit Landesliga-Zweiter) in die Bayernliga schaffen können.
Am Wochenende hatte es im Allgäu und auch in einigen Fußballkreisen in Ober- und Niederbayern Kritik am Abstimmungsprozedere und den Wahlempfehlungen etlicher BFV-Funktionäre gegeben. Lesen Sie dazu auch unsere Berichte "Schlechte Stimmung bei Allgäuer Klubs" und "Nächstes Kapitel um Streit um BFV-Abstimmung".
Die konkreten Auswirkungen für den Spielbetrieb im Allgäu
Das sind nun die Konsequenzen für das Allgäu aus der Abstimmung für Variante 1 (es gibt Auf- und Absteiger, die Relegation entfällt):
- Kreisligen: 2 Ligen mit jeweils 13 (in Klammern Kommentar der Kreisspielleitung: "ist wenig, aber dann steigen auch weniger ab")
- Kreisklassen: 4 Ligen mit 14 ("wie bisher")
- A-Klassen: 6 Ligen mit 14 ("eigentlich wie bisher")
- B-Klassen: 8 Ligen mit bis zu 14 ("eigentlich wie bisher")
- Aussage der Kreisspielleiter vor der Abstimmung: "Wir könnten die Saison planen und spielen, wie wir es gewohnt sind, nämlich in allen Ligen mit einem 14er Schlüssel und haben kein Problem mit dem verstärkten Abstieg aus der BZL, da wir die KLs wieder füllen können."
Und hier der Vollständigkeit halber noch die Auswirkungen, wenn Variante 2 eine Mehrheit bekommen hätte. Dann wäre niemand abgestiegen, in die nächsthöheren Ligen wären sowohl die Mannschaften auf den Aufstiegsplätzen als auch die auf den Relegationsplätzen aufgestiegen. In Klammern wieder die Anmerkungen der Kreisspielleitung Allgäu unter der Führung von Elmar Rimmel.
- Kreisligen: 1 Liga mit 17 ("oder falls möglich ein Team nach Augsburg oder Donau") und eine mit 16 Mannschaften
- Kreisklassen: 4 Ligen mit jeweils 15 – also 16er Spielschlüssel
- A-Klassen: 6 Ligen mit jeweils 14 (wie bisher)
- B-Klassen: 7 Ligen ("vielleicht teilweise nur 10/11 Mannschaften, je nach Region, aber mit 14er Schlüssel, da ihr ja zusammenspielen wollt").
- Aussage vor der Abstimmung: "Wir haben dann bei ungewissem Beginn in den Kreisligen und Kreisklassen auf jeden Fall 4 Spieltage mehr, was heißt wir spielen unter der Woche. Ein paralleler Spielbetrieb 1. und 2. Mannschaft ist nur noch möglich, wenn die erste in der A-Klasse spielt. Alle anderen müssen damit leben, dass ein gemeinsames Spielen in den wenigsten Fällen der Fall ist. Spielt die zweite Mannschaft in der A-Klasse, dann ist es fast ausgeschlossen, dass viele Spiele zusammen mit der ersten Mannschaft stattfinden."