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Bienen & Co. das Leben leichter machen

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Bienen & Co. das Leben leichter machen

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    Bellandris Gartencenter Wörlein
    Bellandris Gartencenter Wörlein Foto: Thorsten Jordan

    Das Volksbegehren zum Artenschutz in Bayern hat auch viele Allgäuer ins Grübeln gebracht: Wie können wir Bienen, Schmetterlingen und Co. Gutes tun? Michael Kutter aus Memmingen, Gartenbauingenieur und Unternehmer, hat eine simple Antwort: „In jedem Garten, auf jedem Balkon lässt sich mit wenig Aufwand etwas erreichen.“ Da müssen nicht gleich Obstbäume gepflanzt werden – schon einzelne Sträucher oder einfache Blühmischungen in Blumenkästen machen den Pollensammlern das Leben leichter. Und natürlich hilft es, den Rasen nicht ultrakurz zu trimmen, sondern Klee und Konsorten auch mal einige Wochen wachsen zu lassen.

    Gemeinsam die Artenvielfalt in der Region stärken: Das will auch unsere Zeitung und startet deshalb mit Unterstützung von Landwirten, Imkern, Landschaftspflegeverbänden und dem Gartencenter Kutter in Memmingen und Kempten die Aktion „Das Allgäu blüht“. In den kommenden Wochen und Monaten vermitteln wir Wissenswertes rund um Balkon, Garten und Landwirtschaft, wir stellen Ideen und Aktionen für den Artenschutz vor – und wir versuchen, unsere Leser selbst zum Handeln zu verleiten: Ab sofort bieten die Kutter-Gartencenter sowie die Servicecenter unserer Zeitung eine bienenfreundliche Blühmischung zum Sonderpreis an.

    Nach der langen Kälteperiode haben die Pollensammler erst einmal die Winterblüher abgeerntet, sagt Barbara Welte, Gartenbautechnikerin bei Kutter. Danach wurden Löwenzahnwiesen und blühende Obstbäume angesteuert. Nun gelte es, Bienen und Schmetterlingen Nachschub zu bieten – eben durch spezielle Blühmischungen, aber auch durch Intensivblüher wie den lila-leuchtenden Ziersalbei (Frecher Michel) oder das Schmuckkörbchen (Cosmea). „Die Zeit zum Ansäen und Anpflanzen ist jetzt optimal“, erläutert Welte. Die Blühmischung mit einjährigen Arten sei robust und liefere bereits ab Juni erste Blüten. Dabei seien nicht zwingend größere Flächen in Gärten nötig. „Jeder Balkonkasten, jeder Blumentopf hilft“, sagt Michael Kutter. Zumal die Bienendichte in den Städten und großen Gemeinden zugenommen hat.

    Mit dem Volksbegehren sei das Bewusstsein vieler Allgäuer für den Artenschutz gewachsen, freut sich der Gartenbauingenieur und Chef von etwa 100 Mitarbeitern. Mehrmals täglich erhält Kutter Nachfragen nach bienenfreundlichen Gewächsen – von versierten Gartenbesitzern, aber auch von städtischen Kunden. Entsprechend habe man die Produktion von Bienengehölzen erhöht. Wobei insektenfreundliche Pflanzen laut Fachmann nicht teurer sind als andere. So wie ein naturnaher Garten langfristig weniger Kosten und Aufwand erfordere als eine kühl komponierte Grünfläche.

    Michael Kutter, dessen Großvater 1910 mit der Obstbaumzucht begonnen hatte, bevorzugt regionaltypische Sorten. „Die kommen mit den Bedingungen bei uns am besten zurecht.“ So seien die Böden im Allgäu besonders schwer, die Wurzeln litten häufig an Luftmangel. „Es macht auch einen Unterschied, ob ein Baum oder Strauch in Memmingen oder im Oberland, auf fast 1000 Meter Höhe, wächst.“ Das spiele etwa bei der Winterhärte eine Rolle.

    Der Trend im Handel gehe zu Pflanzen, die robust gegen Krankheiten sind. Kutter empfiehlt, die chemische Keule nur als letztes Mittel einzusetzen. So werde es auch in der eigenen Baumschule gehandhabt. Bei Schädlingen rät er zu mechanischen Hilfsmitteln, etwa Netzen oder Schneckenblechen.

    Sorgen macht etlichen Berufskollegen laut Kutter die geplante bayernweite Verordnung zum Schutz von Obstbäumen. Demnach gelten Obstwiesen mit einer Fläche von über 2500 Quadratmetern als geschütztes Biotop, die entsprechende Kartierung seit weit gediehen. „Wenn ich Bäume so strikt schütze, verhindere ich, dass neue gepflanzt werden“, bemängelt Kutter. Denn niemand wolle sich die Nutzung seiner Grünfläche vorschreiben lassen.

    Auch die Oberallgäuer Kreisbäuerin Monika Mayer hält eine Verordnung für kontraproduktiv. „Zwang bringt nichts. Viel wirkungsvoller wäre es, Anreize zu schaffen und auf Freiwilligkeit zu setzen.“ Sie verweist auf einen Milchviehbetrieb im Westallgäu, zu dem seit Generationen eine üppige Streuobstwiese in Hofnähe gehört. „Die ist der Schatz der Familie. Aber wenn die Verordnung kommt, darf der Betrieb sich nicht mehr weiterentwickeln. Das geht nicht!“

    Die heimischen Landwirte bemühten sich seit vielen Jahren und mit großem Elan für den Artenschutz – das belege die enorme Artenvielfalt in Bayern, aber auch die Tatsache, dass über 70 Prozent der Betriebe im Oberallgäu bei Agrar-Umweltprogrammen dabei seien. Umso härter habe die Bauern nach dieser freiwilligen Vorleistung „die Watschen“ durch das Volksbegehren getroffen. Die Kreisbäuerin erwartet nun, dass die Vorschläge der Bauern zu einer fairen Umsetzung auch in die Gesetzgebung einfließen. Die Aktion „Das Allgäu blüht“ begeistert sie. Die Artenvielfalt zu sichern – das dürfe man nicht einer einzelnen Berufsgruppe aufbürden: „Das geht nur gemeinsam.“

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