Alles begann mit der Rockband Status Quo, genauer gesagt mit deren Lied „Roll over lay down“. Als der junge Meggy Schneider das hörte, war er sofort Feuer und Flamme. Damals konnte der 16-jährige Schneider nicht ahnen, dass er später einmal als Veranstalter den Grundstein für eine lebendige Rock- und Metalszene im Allgäu legen würde. Mittlerweile ist Josef Schneider, wie der gebürtige Unterthingauer eigentlich heißt, 63 Jahre alt und in der Szene bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Rob Halford, der Sänger der Band „Judas Priest“, hat Schneider bei einem Treffen einmal als „Allgäuer Metal-God“ bezeichnet, erzählt Schneider.
Autorin Kenny Behnke-Gapp schrieb seine Lebensgeschichte auf
Nun hat der Marktoberdorfer seine Biografie veröffentlicht. „Einige Leute meinten, Mensch Meggy, du hast so viel erlebt, du müsstest da eigentlich mal was darüber schreiben“, sagt Schneider im Gespräch. Er hat lange blonde Haare und ein Gesicht, dessen Falten von einem bewegten Leben erzählen. Mit der Autorin Kenny Behnke-Gapp fand Schneider jemanden, der seine Erlebnisse aufgeschrieben hat. Fast ein Jahr lang telefonierten Schneider und Behnke-Gapp zwei bis drei Mal in der Woche miteinander. Er erzählte ihr seine Lebensgeschichte und aus den Gesprächen entwickelte sich eine Freundschaft.
In seiner Jugend war der Rockmusikfan Meggy Schneider auf so vielen Festivals wie möglich unterwegs, beispielsweise beim „Monsters of Rock“ in Schweinfurt oder in England beim Reading Festival. Allein das mittlerweile weltbekannte Metal-Festival „Wacken“ hat er 14 Mal besucht.
"Warum spielen wir nicht die Musik, die wir am besten finden?"
Nach vielen Konzert- und Discobesuchen in den 80er Jahren stellten sich Meggy Schneider und seine Freunde Anthony Erhard und Horst „Nazl“ Mische die Frage, warum es im Allgäu keine richtigen Rock-Veranstaltungen gab. Und so beschlossen sie, die Musik aufzulegen, die sie selber am besten fanden. Das war der Beginn der sogenannten Rockabende. Aus kleineren Veranstaltungen in Allgäuer Wirtshäusern wurde eine feste Instanz unter anderem im Marktoberdorfer Club „Papillon“, zu der Rock- und Metalfans aus der Umgebung strömten. Damals berichtete sogar das Fernsehen über Schneider und seine Freunde.
Mitte der 80er Jahre lernte er bei einem Konzert die Münchner Band „Railway“ kennen und veranstaltete mit ihnen sein erstes richtiges Konzert im Allgäu. Über die Zeit wuchs der Kontakt zu verschiedenen Bands und Schneider holte immer mehr und größere Namen beispielsweise in die Zeppelinhalle in Kaufbeuren oder ins Kaminwerk Memmingen.
Nightwish, Amon Amarth, Halloween und In Extremo brachte Schneider ins Allgäu
„Die Musiker waren immer ein bisschen meine Kinder“, beschreibt er mit einem Schmunzeln. Amon Amarth, Halloween, In Extremo und Nightwish sind nur einige der vielen Musikgruppen, die der 63-Jährige für Auftritte im Allgäu begeistern konnte. Und die mittlerweile teilweise die großen Bühnen der Welt bespielen. Im Spaß meint der Marktoberdorfer: „Die Kinder sind groß geworden.“
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Auch mehrere Festivals entstanden mithilfe von Schneider wie das „Stronger denn je“ und die „Germany rocks“- Festivals. Das alles organisierte Schneider während er einem Vollzeit-Job nachging. Aber gleichzeitig Feiern, Veranstaltungen organisieren und arbeiten war schwierig. „Das war ein Leben am Limit“, sagt Schneider. Und irgendwann war das Limit erreicht. Im Jahr 2008 erkrankte er am Pfeifferschen Drüsenfieber, hatte einen Burn-Out. Während der Corona-Pandemie war nicht an Veranstaltungen zu denken. Und Schneider erwischte es heftig mit Long-Covid. Das merke er immer noch. „Man hat nicht mehr die Kraft wie mit 25“, sagt er.
"Loud and Proud": Schneider hat seine eigene Radiosendung
Seit kurzem ist der 63-Jährige in Rente. Wird jetzt noch mal der Veranstaltungsturbo gezündet? Meggy Schneider winkt ab. Er möchte es nun langsamer angehen, lässt die Veranstaltungen auf sich zu kommen. „Ich nehme mir jetzt mehr Zeit für mich.“ Er gehe viel laufen und meditieren.
Die Liebe zur Musik allerdings, die lässt nicht nach: So hat Meggy Schneider seit etwa fünf Jahren seine eigene Radioshow namens „Loud and Proud“ bei dem Rocksender L.A. Rocks. Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat stellt er einen abwechslungsreichen Mix vor, spielt neue Interpreten und Klassiker. Nur eine Sache bleibt in jeder Sendung gleich: Der erste Song ist immer von Status Quo. Einmal Fan, immer Fan.
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- Buch: Kenny Behnke-Gapp: Meggy Schneider – Von der Wiege bis zur Bühne. Books on Demand, 184 Seiten, mit Farbfotos; 15 Euro.
- Lesung: Am Samstag, 10. Juni, um 20 Uhr stellt Schneider im Restaurant „Blochums Speisemeisterei“ in Marktoberdorf seine Biografie vor.