„Wer derzeit auf der Speisekarte ‚Felchen vom Bodensee‘ schreibt, ist für mich persönlich ein Betrüger“, sagt Berufsfischer Bernd Kaulitzki. Der 56-jährige ist Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Bodenseefischerei. Sie macht sich dafür stark, dass in der Gastronomie rund um das „Schwäbische Meer“ auch Fisch angeboten wird, der auch wirklich aus dem 64 Kilometer langen Gewässer stammt.
Und das kann bei Felchen derzeit schlichtweg nicht der Fall sein. Denn am Bodensee gilt noch zwei Jahre lang ein Felchenfang-Verbot. Davon erhoffen sich die Befürworter eine Erholung der Bestände. Kaulitzki und seine Mitstreiter wollen das Bewusstsein für den heimischen Fisch stärken.

Sie empfehlen den Verbrauchern, auf den Speisekarten genau hinzusehen - und nach dem Logo „Wildfang Bodensee“ zu suchen. Das gibt es seit vier Jahren und es ist in immer mehr Restaurants rund um den See zu finden. „Wir haben es vor vier Jahren als eigene internationale Marke eintragen lassen, um die nachhaltige Bodenseefischerei zu stärken.“
Zu den Zielen gehört auch, dass die Wirte vermeintlich unbekanntere Fischarten aus dem Bodensee zubereiten und anbieten. Besonders geht es dabei um das Rotauge. Ein grätenreicher Fisch, der deshalb in der Beliebtheitsskala bislang nicht ganz oben steht. Doch das ändert sich. Mit speziellen Maschinen „können wir die Gräten zuschneiden“, erklärt Kaulitzki.
Bestände der Felchen sind stark dezimiert
Und die bis zu 40 Zentimeter langen Rotaugen schmeckten sehr gut. Zum Beispiel gebraten oder als Matjes-Fisch. Um das Image zu verbessern, finden noch bis 13. April die „Rotaugen-Wochen“ am Bodensee statt. Auch andere Bodensee-Fische wie Schleie, Hecht oder Wels sollen stärker ins Bewusstsein gehoben werden.
Denn die Bestände des eigentlichen „Brotfischs“ am Bodensee, also der Felche, sind stark dezimiert. Im Jahr 2022 gingen den Berufsfischern im Bodensee nur noch etwa 21 Tonnen dieser Fische ins Netz. Vor 20 Jahren waren es noch mehr als 800 Tonnen.

Seit Anfang 2024 gilt das Fangverbot. Was es bringt, bleibt abzuwarten. Kaulitzki hat den Eindruck, dass es den Felchen wieder besser geht. Aber nicht wegen des Fangverbots: „Durch das Hochwasser im vergangenen Jahr sind viele Nährstoffe in den Bodensee gelangt, das wirkt sich positiv aus.“
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