Ein Gefangener der Memminger Justizvollzugsanstalt (JVA) hat die Matratze in seiner Zelle in Brand gesetzt. Mehrere Beamte wurden verletzt, als sie dem 27-Jährigen aus den Flammen halfen. "Die Situation hätte auch ganz anders ausgehen können", sagt Anja Ellinger. Sie leitet die Justizvollzugsanstalten (JVA) Memmingen und Kempten. Die Beamten hätten das Leben des Gefangenen gerettet. Inzwischen seien alle Betroffenen aus dem Krankenhaus entlassen worden und wohlauf.
JVA Memmingen: Mitarbeiterin bemerkte Rauch aus Zelle
Eine Mitarbeiterin des Gefängnisses hatte bemerkt, das Rauch aus der Zelle nach außen drang, teilt die Polizei mit. Mehrere alarmierte Justizbeamte hätten sofort eingegriffen. Der Häftling hatte laut Ellinger seine Matratze angezündet und den Brandmelder abgeschlagen. Die Beamten hätten sich schwer getan, die Tür zu öffnen, weil sie verbarrikadiert gewesen sei. Dann gelang es ihnen jedoch schnell, die Flammen zu löschen. 19 Beamte hätten im Anschluss im Krankenhaus untersucht werden müssen.
Ebenso wurde ein Mithäftling, der seine Zelle über dem des mutmaßlichen Brandstifters hatte, durch die Rauchschwaden verletzt. Kollegen aus der JVA Kempten seien eingesprungen, um den Betrieb in Memmingen aufrecht zu erhalten, sagt Ellinger. Dafür sei sie ihnen dankbar - ebenso den Rettungskräften, die sofort zur Stelle gewesen seien.
Im Gefängnis in Kempten gab es schon mehrmals Brände
Brandstiftung in Allgäuer Gefängnissen gab es in der Vergangenheit mehrmals. Vergangenes Jahr zündete ein Häftling in der Kemptener JVA Kleidungsstücke an. Im Juni 2021 entfachte ein damals 44-Jähriger ebenfalls ein Feuer in seiner Zelle in Kempten. Der Brand löste einen Großeinsatz aus: Der JVA entstand ein Sachschaden von 206.000 Euro. Der betroffene Trakt war mehrere Monate nicht bewohnbar.
In ganz Deutschland nehme die Zahl der Gefängnisbrände zu, sagt Ellinger. Seit 2015 und der Ankunft vieler Flüchtlinge würden mehr Nationalitäten in den Gefängnissen aufeinandertreffen. Die Brandstiftung als Mittel, um Ärger zu stiften, komme seitdem häufiger vor. Das sei wohl auch jetzt in Memmingen der Grund für das Feuer gewesen, vermutet sie.
Zahl der Brände in Gefängnissen nimmt zu - Warum?
Haben Gefängnisse hier ein Sicherheitsrisiko? Im Vollzug werde Gefangenen die Freiheit entzogen, nicht aber vieles andere, was es im normalen Leben auch gebe, sagt Ellinger. Deshalb hätten etwa Raucher Feuerzeuge. Das könne man niemandem verbieten, fügt sie hinzu. Nur in Ausnahmefällen könne Häftlingen etwa der Gebrauch von Rasierern verboten werden. Zum Beispiel, wenn sie suizidale Gedanken hätten.
Die Memminger JVA war im Juni stark vom Hochwasser betroffen gewesen. Gefangene wurden damals vorübergehend in andere Gefängisse verlegt. Jetzt sind die Folgen geringer: Durch den Brand ist allein die betroffene Zelle beschädigt worden, sagt die Polizei. Der Gefangene befinde sich nun in der Kemptener JVA.