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„Brauchen für Heim-WM ein besseres Timing“

Ski-Langlauf

„Brauchen für Heim-WM ein besseres Timing“

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    Peter Schlickenrieder ein Jahr vor der Heim-WM noch jede Menge Verbesserungspotenzial bei seinen Aktiven.
    Peter Schlickenrieder ein Jahr vor der Heim-WM noch jede Menge Verbesserungspotenzial bei seinen Aktiven. Foto: Ralf Lienert

    Momentan ruht der Sport – wegen des Coronavirus. Doch rund um Oberstdorf sieht man die Allgäuer Top-Langläufer immer noch vereinzelt beim Training. Jeder, so die Anweisung von Bundestrainer Peter Schlickenrieder, muss vor der anstehenden etwa vierwöchigen Trainingspause noch wichtige Kilometer herunterspulen. „Es ist wichtig, dass die Athleten die Saison zu einem guten Ende bringen“, bevor ab Mai dann die direkte Vorbereitung auf die Nordische Ski-WM 2021 in Oberstdorf beginnt.

    Träumt von einem Start bei der Nordischen Ski-WM 2021: Katharina Hennig.
    Träumt von einem Start bei der Nordischen Ski-WM 2021: Katharina Hennig. Foto: Ralf Lienert

    Zeit, um mit Schlickenrieder auf die vergangene Saison zurückzublicken, die wegen der Corona-Krise vorzeitig abgebrochen werden musste. Statt 37 kamen nur 31 Wettkämpfe in die Wertung des Gesamtweltcups. Die Wahlallgäuerin Katharina Hennig war die erfolgreichste deutsche Athletin. Sie schaffte es bei der Tour de Ski in Val die Fiemme (Italien) das erste Mal auf das Podest und wurde Dritte. Mit weiteren Top-Zehn Platzierungen belegte sie in der Weltcupwertung den 18. Rang. „Es sind viele gute und positive Dinge passiert“, sagt Schlickenrieder, mahnt aber gleichzeitig an, dass es gerade vor Oberstdorf 2021 noch sehr viel zu tun gäbe.

    Die Zusammenarbeit im Deutschen Skiverband (DSV) sei zwischen Athleten, Trainer und Betreuer intensiviert worden. „Alle ziehen immer mehr an einem Strang. Sie haben sich viele Gedanken gemacht und Dinge selbst in die Hand genommen“, sagt er. Auch das Training sei verändert und verbessert worden.

    „Gerade die Allgäuer Mädels haben es geschafft den Trainingsumfang deutlich zu steigern. Sie haben das gut verkraftet“, sagt er. Das sei nicht immer selbstverständlich. Oft würden hohe Umfänge und Intensitäten nicht immer zu einer Leistungssteigerung führen, sondern zu Müdigkeit. Bei allen Athletinnen unter den Trainern Markus Hoffmann und Stefan Dotzler sehe er hier aber Fortschritte. Für unsere Zeitung hat Schlickenrieder die Leistungen der Allgäuer noch einmal genau unter die Lupe genommen:

    Katharina Henning (23 Jahre, Sonthofen, 10 Weltcups/18. Platz Gesamtwertung):

    „Ihr erster Podestplatz im Weltcup war natürlich ein Highlight. Sie hat bis zum letzten Rennen in Oslo gezeigt, dass sie zu den Besten gehört. Über die ganze Saison ist sie immer wieder in die Top-Ten gelaufen“, sagt er.

    Sofie Krehl (24, Bolsterlang, 10/ 57.):

    Sie hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit Schulterproblemen zu kämpfen. Während der Saison musste Krehl ihre Schulter so dosiert trainieren, dass es zu keiner Überbelastung und damit zu Trainingsausfällen kommt. Schlickenrieder: „Sie hat das sehr gut und akribisch vorangetrieben. Sie lief ein paar Mal unter die besten 30 und holte Weltcuppunkte.“

    Laura Gimmler (26, Oberstdorf, 7/62.):

    Ihr attestiert der Bundestrainer eine positive Persönlichkeitsentwicklung: „Laura hat bei der Tour de Ski ein paar Rückschläge verkraften müssen. Sie hat das aber gut weggesteckt und sich pünktlich zum Heimweltcup und der deutschen Meisterschaft in Oberstdorf stark zurückgemeldet“, sagt Schlickenrieder. Gimmler sicherte sich im Sprint den deutschen Meistertitel.

    Pia Fink (24, Fischen, 9/71.):

    Lief in fünf Weltcuprennen unter die besten 30. Trotzdem verlief der Winter nicht ganz nach ihrer Vorstellung. „Pia ist eine Spätstarterin. Für sie wären die letzten Wettkämpfe in Übersee noch ein wichtiger Gradmesser gewesen. Möglicherweise hätte sie dort gute Rennen laufen können“, sagt Schlickenrieder.

    Friedrich Moch (19, Isny, ein Weltcupeinsatz):

    Der junge Allgäuer hat den Bundestrainer besonders beeindruckt. Er holte bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Oberwiesenthal zwei Medaillen und wurde deutscher Meister in der allgemeinen Klasse. „Er hat einen Riesensprung gemacht. Friedrich hat ein gutes Körpergefühl und geht sein Training schon sehr eigenverantwortlich an.“

    Florian Notz (27, Oberstdorf, 7/65.).

    Der Freund von Laura Gimmler hat es geschafft, in der freien und der klassischen Technik gleich gute Leistungen zu bringen. „Trotz einer langen Krankheitsphase hat er sein gutes Trainingsniveau vom Sommer annähernd erreicht. Platz 14 beim Skiathlon in Oberstdorf war sein bestes Einzelergebnis. Das ist wichtig für die WM 2021. Somit kann er flexibel in verschiedenen Disziplinen eingesetzt werden.“

    Sebastian Eisenlauer fokussiert sich nach einer durchwachsenen voll auf die Heim-WM 2021 in Oberstdorf.
    Sebastian Eisenlauer fokussiert sich nach einer durchwachsenen voll auf die Heim-WM 2021 in Oberstdorf. Foto: Ralf Lienert

    Sebastian Eisenlauer(30, Sonthofen, 10/69.):

    Der zweifache Olympia-Teilnehmer war intensiv in den Winter gestartet und hat früh gute Leistungen gezeigt. „Leider hat er es nicht geschafft diese weiter zu steigern“, sagt Schlickenrieder. Dafür würde es aber Gründe geben, die Eisenlauer schon analysiert habe. „Ich bin mir sicher, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen. Es gilt, die guten Weiterentwicklungen in Kraft und Technik fortzusetzen und die Form auf die WM zu timen. Die wechselhafte Saison haken wir ab.“

    Janosch Brugger(22, Fischen, 7 Weltcup-Einsätze):

    Der gebürtige Schwarzwälder hat eine schwierige Saison hinter sich. „Er musste beim Heimweltcup aussetzen, um mit sich ins Reine zu kommen. Das ist ihm aber gut gelungen und er konnte jetzt am Ende noch einmal Form zeigen“. Bei der JWM in Oberwiesenthal verpasste Brugger nur knapp das Podium.

    Bei all dem Einzellob, das der Bundestrainer an die Allgäuer Athleten verteilt, gesteht er, dass die Saison nicht planmäßig verlief. Schlickenrieder: „Für nächstes Jahr müssen wir uns noch einmal mehr Gedanken über den Trainingsaufbau machen. Das muss in einem WM-Jahr einfach passen.“ Eigentlich hatte sich die deutsche Mannschaft die Weltcuprennen in Lahti, Drammen und Oslo als Höhepunkt der Saison gesetzt. Die Wettkämpfe wären genau zur gleichen Zeit wie die WM im kommenden Jahr gewesen. „Abgesehen von Katharina haben wir es nicht geschafft, dort unsere sportliche Höchstleistung zu bringen. So ist die Generalprobe für die WM nicht gelungen. Wir haben die Athleten genau für diese Rennen vorbereitet. Leider nicht mit dem erwarteten Erfolg“, sagt er. „Entscheidend ist, wann die Athleten eine Vorbereitung starten sollen, dass sie am Tag X die beste Leistung abrufen können“, sagt er.

    Auf alle Fälle die richtige Entscheidung sei es gewesen, auf einen Start bei der neu geschaffenen Ski Tour in Skandinavien zu verzichten und stattdessen auf den WM-Strecken in Oberstdorf zu trainieren: „Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaft und beim Heim-Weltcup in Oberstdorf haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Die Läufer, so Schlickenrieder, seien jetzt mit den Strecken vertraut. Und auch für das WM-Organisationskomitee sei das die beste Probe gewesen.

    Peter Schlickenrieder (50) ist seit 2018 Langlauf-Bundestrainer. Der ehemalige Langläufer aus Schliersee feierte mit der Silbermedaille im Sprint bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City 2002 seinen größten Erfolg.

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