Allgäu

Dieser Konzertpianist sucht den Nervenkitzel

Brayden Drevlow spielt überall auf der Welt Klavier.

Brayden Drevlow spielt überall auf der Welt Klavier.

Bild: Drevlow

Brayden Drevlow spielt überall auf der Welt Klavier.

Bild: Drevlow

Pianist Brayden Drevlow reist um die Welt. Er spielte schon vor Trump und wurde von den Taliban für einen Spion gehalten. Jetzt gastiert er im Allgäu.
17.09.2023 | Stand: 18:00 Uhr

Es sind unglaubliche Geschichten, die Brayden Drevlow erzählen kann. Der 26-Jährige reist seit fünf Jahren um die Welt. Er war in etwa 120 Ländern – offiziell gibt es 195. Dabei erlebt er so viel, dass er es inzwischen zu einer kleinen Internetbekanntheit geschafft hat. Auf YouTube veröffentlicht er Videos von seinen Reisen. Mehrere Tausend Menschen sehen ihm regelmäßig dabei zu. Immer wieder zieht es ihn auch nach Deutschland – am liebsten ist ihm dabei der Süden des Landes, wie er im Gespräch erzählt. Und genau dort macht er auch jetzt wieder Halt: Nahe Ottobeuren trat der 26-jährige Konzertpianist in der Erich-Schickling-Stiftung auf. 2019 war er dort schon einml zu Gast.

Beim Anruf unserer Redaktion sitzt Brayden Drevlow in Konstanz in einer Wohnung. Dort besucht er gerade für ein paar Wochen Deutschkurse. Deutsch ist eine der vielen Sprachen, die er versucht zu lernen. Fragt man Drevlow nach seinen Erlebnissen, dann sprudeln die Worte sofort aus ihm heraus. Immer wieder dreht es sich dabei um Musik. Denn wann immer es möglicht ist, spielt er an besonderen Plätzen Klavier. Etwa in Sibirien, an einem der kältesten Orte der Welt. Aberauch in der Wüste, oder in der Nachbarschaft von Osama bin Ladens früherem Haus. Ebenso spielte er für Donald Trump. Der beschrieb ihn danach als „wunderbar und dynamisch“, erzählt Drevlow heute schmunzelnd. Worüber er heute ebenfalls lacht: Der Secret Service wollte ihn dazu bewegen, sein Stück früher zu beenden, denn der Präsident war bereit, zu sprechen. Drevlow spielte jedoch einfach weiter.

Weil nicht überall auf der Welt funktionierende Instrumente vorhanden sind, macht Drevlow aus der Not eine Tugend: „Ich habe das Klavierstimmen gelernt“, sagt er. Und so finanziert er sich inzwischen auch zum Großteil seine Reisen. In seiner Heimat Minnesota (USA) habe er inzwischen Hunderte Stammkunden. Einmal im Jahr kehrt er für mehrere Wochen zu seiner Familie mit zehn Geschwistern zurück.

Brayden Drevlow: Konzertpianist, Abenteurer, Youtuber - in seinen Geschichten hüpft er von Kontinent zu Kontinent

Wenn Drevlow erzählt, dann hüpft er in seinen Geschichten von Kontinent zu Kontinent. Immer wieder fällt dabei der Satz: „Oh ja, da bin ich per Zufall gelandet.“ So kam es auch, dass er China nur knapp vor dem Lockdown des Landes verlassen konnte. Eine weitere Erzählung handelt von einer wohl eher unangenehmen Begegnung mit den Taliban in Afghanistan. Im August 2021, als die radikalislamistische militärische Bewegung die Macht im Land übernahm, war Drevlow als einer der letzten amerikanischen Touristen vor Ort. Er erinnert sich noch gut an den Mann, der ihn in der Hauptstadt Kabul festnehmen ließ. Die dunklen Augen unter der Kopfbedeckung des Mannes bleiben ihm in Erinnerung, sagt er.

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Drevlow wurde in eine Militärbasis gebracht – die Taliban vermuteten, er sei ein amerikanischer Spion. Viele von ihnen sagten, sie hätten noch nie einen weißen Touristen gesehen, das mache ihn verdächtig. Die Geschichte ging gut für ihn aus – nach einem Gespräch mit einem Botschafter durfte er gehen.

Seinen Eltern könne er nicht immer erzählen, wo er sich gerade befindet. Und es gebe auch nur noch ein Land, wo sie ihn gebeten haben, dort auf keinen Fall hinzufliegen. Nordkorea. Aktuell habe er das auch nicht vor.

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