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Buchinger Klinik steht vor endgültigem Aus

Buching

Buchinger Klinik steht vor endgültigem Aus

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    Reha-Klinik Buching
    Reha-Klinik Buching Foto: Benedikt Siegert

    Was sich über Monate angedeutet hat, wird nun immer mehr zur Gewissheit: Die Psychosomatische Reha-Klinik in Buching (Kreis Ostallgäu) soll dicht gemacht werden. Und zwar schon am 30. April nächsten Jahres. Von diesem Plan wurden die 87 Angestellten des Hauses gestern unterrichtet. Einen entsprechenden Entschluss hatte zuvor der Vorstand der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Schwaben am Donnerstag gefällt. Das geht aus einem Schreiben von DRV-Geschäftsführer Bernd Schön vor, das unserer Redaktion vorliegt. Die Rentenkasse ist Träger der seit 1965 bestehenden Klinik.

    Die Gewerkschaft Verdi kündigt jetzt schon an, gegen diese Entscheidung mobil zu machen. Deren Bezirksgeschäftsführer Werner Röll bezeichnet das Vorgehen der DRV als „moralisch verwerflich“ und „super unsozial“. Man werde sich massiv einbringen, um das Aus für die Klinik doch noch abzuwenden, sagt Röll. Er spielt damit auf die Vertreterversammlung der DRV an, die voraussichtlich am 6. Dezember stattfindet. Dort muss die Empfehlung des Vorstands nämlich noch bestätigt werden. Der Gewerkschafter setzt darauf, die je 15 Vertreter von Versicherten und Arbeitgebern doch noch umstimmen zu können.

    Wie der Träger das geplante Aus für die Klinik begründet? Zum einen mit Schwierigkeiten bei der Personalsuche. Unter anderem war es in acht Bewerbungsrunden nicht gelungen, einen neuen Chefarzt für die Klinik zu finden. „Wie viel Sinn macht es da noch, eine neunte und zehnte Runde durchzuführen?“, fragt DRV-Sprecherin Ingrid Högel. Ihr zufolge hat man größte Anstrengungen unternommen, um einen geeigneten Kandidaten zu finden, stand mit einigen Interessenten sogar kurz vor dem Abschluss, doch eine Einigung blieb aus.

    Zur Begründung heißt es außerdem, dass die DRV in Anbetracht der Versichertenzahl zu viele Patienten-Betten vorhalte. Daher das Vorhaben, die 76 Betten in Buching wegfallen zu lassen. Pikant daran ist allerdings, dass parallel dazu in der DRV-Klinik in Lindenberg 40 neue Betten entstehen sollen, die Einrichtung dort also aufgestockt wird. Diese Tatsache bringt wiederum Gewerkschafter Röll auf die Palme. Das Haus in Buching so kurzfristig dicht zu machen, während andernorts erst noch gebaut werden muss – das passt aus seiner Sicht nicht zusammen. „Da könnte man sich doch noch Zeit lassen“, sagt Röll. Zumal viele Beschäftigte langfristige Arbeitsverhältnisse mit entsprechenden Fristen hätten. Und das weit über das geplante Schließungsdatum hinaus.

    Röll befürchtet zudem, dass die betriebsbedingten Kündigungen kurz vor Weihnachten ausgestellt werden könnten. „Das ist ein fatales Signal von einem öffentlich-rechtlichen Arbeitgeber“, sagt er. Und ihm stößt auch der Kommunikationsstil der Rentenkasse sauer auf. Schließlich seien jetzt mit dem Schreiben von Schön Fakten geschaffen worden, obwohl eine Bestätigung durch die Mitgliederversammlung noch aussteht. DRV-Sprecherin Högel hält dagegen und sagt: „Wir wären im Falle der Schließung bestrebt, den Mitarbeitern Arbeitsplätze in anderen Kliniken anzubieten, soweit es geht.“

    Auch die Politik hat sich gestern zum geplanten Aus für die Klinik geäußert. „Ich appelliere an die Vertreterversammlung, der Schließungsempfehlung nicht zu folgen“, sagte etwa Bundestagsabgeordneter Stephan Stracke (CSU). In dem Buchinger Haus werde sehr gute Arbeit geleistet. Auch trage sich die Klinik wirtschaftlich. Zudem wurde immer wieder in den Standort investiert, wie zuletzt in die Sanierung des Schwimmbades, berichtet Stracke. Halblechs Bürgermeister Johann Gschwill (CSU) zeigte sich gestern ebenfalls sehr besorgt. Die Klinik sei der zweitgrößte Arbeitgeber im Ort. Ein Aus würde die gesamte Gemeinde „sehr hart und schwer treffen“.

    Gschwill warf zudem die Frage auf, weshalb eine solch renommierte Klinik nicht in der Lage sei, einen neuen Chefarzt für sich zu gewinnen. In einer Sondersitzung wird sich der Gemeinderat in der nächsten Woche mit dem Thema beschäftigen. „Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, um das alles noch abzuwenden“, verspricht der Gemeinde-Chef.

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