Die Camping- und Caravaning-Branche erlebte in den Corona-Jahren von 2020 bis 2022 einen regelrechten Boom: Die Zahlen der Neuzulassungen von Wohnmobilen und Wohnwagen kletterten auf neue Höchststände, Camping wurde als Urlaubsform immer attraktiver. Nun aber schwächt sich die Pandemie immer mehr ab - ist damit auch der Aufwind für die Branche 2023 vorbei? Und welche sind eigentlich die aktuellen Camping- und Caravaning-Trends?
Diesen Fragen ging unsere Redaktion bei einem Besuch der Urlaubs-Messe Caravan, Motor, Touristik (CMT) 2023 in Stuttgart nach. In diesem Artikel erfahren Sie:
- Was sind die Camping-Trends 2023?
- Warum wird "Green Caravaning" immer beliebter?
- Ist der Camping- und Caravaning-Boom 2023 vorbei?
Steckbrief: Die Urlaubsmesse CMT in Stuttgart
- Name: Urlaubs-Messe Caravan, Motor, Touristik (CMT)
- Ort: 70629 Stuttgart, Messepiazza 1
- Termin: 14. - 22.01.2023
- Umfang: 1677 Aussteller und über 1000 Fahrzeuge in 10 Hallen
Was sind die neuen Camping Trends 2023?
In Sachen Camping nennt CMT-Sprecherin Melissa Seitz diese aktuellen Trends für 2023:
- Dachzelte
- Kleinwohnwagen
- Minicamper
- Teardrop-Trailer
"Dachzelte und Kleinwohnwagen sind ein günstiger und einfacher Einstieg in den Bereich", sagt Seitz. Vor allem Dachzelte ließen sich mit wenigen Handgriffen auf fast jedes Auto montieren und seien eine gute Möglichkeit gerade für Menschen, die diese Art des Reisens ausprobieren wollen. "Der große Vorteil eines Dachzelts ist sicherlich die Unabhängigkeit." Es könne überall dort aufgerichtet werden, wo das Fahrzeug hinkommt.
Auch Kleinwohnwagen seien im Caravaning-Bereich relativ günstig, sagt die Sprecherin. Sie eigneten sich zudem für Fahrzeuge, die nur eine geringe Anhängerlast vorweisen. Der Aufbau sei ebenfalls unkompliziert - schnell werde der Wohnwagen zu einem kompletten, kleinen Zuhause.

Erstmals gibt es auf der CMT in Stuttgart einen eigenen Bereich für Anbieter von Dachzelten und Kleinwohnwagen. Zudem werden Minicamper und sogenannte Teardrop-Trailer vorgestellt - das sind Anhänger, die nur zwei Schlafplätze sowie eine einfache Außenküche unter der Heckklappe haben und sich unter anderem für Ausflüge in unwegsamem Gelände eignen. Ihre Form sieht aus wie eine große Träne, was sich von "teardrop" aus dem Englischen ableitet.
Noch immer sehr beliebt seien Seitz zufolge außerdem Kastenwagen, die man im Alltag als Familienauto nutzt und am Wochenende oder zur Urlaubszeit mit wenigen Handgriffen und Modulbauten zum Reisefahrzeug umbauen kann. "Sie sind aufgrund ihrer Kompaktheit, ihres Preises und ihrer leichten Fahrbarkeit zusammen mit den flexiblen "Camper Vans" (Campingbussen) definitiv der Topseller in der Branche."
Was ist Green Caravaning?
"Green Caravaning" steht für Nachhaltigkeit beim Camping beziehungsweise beim Reisen mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen. "Das Thema Nachhaltigkeit in Verbindung mit Elektro-Mobilität und umweltfreundlichem Fahren ist bereits seit einiger Zeit in aller Munde", sagt die CMT-Sprecherin. Käufer interessieren sich immer mehr fürs autarke Reisen. Das heißt: Strom über Solarpanels oder Batterien zu beziehen, nicht auf Sanitäranlagen angewiesen zu sein, in der Natur reisen und einen niedrigen CO2-Fußabdruck zu haben. Caravaning-Hersteller versuchen sich zudem immer wieder an neuen Antriebsformen wie Elektro oder Wasserstoff.
Warum wird Green Caravaning immer beliebter?
"Beim Thema "Green Caravaning" sind die Verkaufszahlen in der Branche wahnsinnig durch die Decke gegangen – die Campingplätze können diesem Trend gar nicht mehr folgen", weiß Raik Kempfle, Inhaber von Allgäu Camper - die Firma aus Wolfertschwenden (Unterallgäu) verkauft und vermietet nicht nur Camping-Fahrzeuge, sondern baut sie auch aus.

Dieser Trend gehe immer mehr in Richtung „freies Stehen und autark sein“, sagt der Chef von Allgäu Camper. Soll heißen: Seine Kunden wollen beispielsweise immer mehr weg von herkömmlichen Camping-WC mit chemischen Zusätzen und hin zu neuen Toiletten, deren biologischer Inhalt sich frei von Chemie in der Natur entsorgen lässt.
Camping: Was bedeutet autark sein?
Außerdem wünschten sich Kunden, dass ihre Camping-Fahrzeuge immer mehr in Richtung Autarkie entwickelt werden, sagt Kempfle. Heißt: (Mehr) Solar auf dem Dach und bessere Batterien – damit der Camper mehrere Tage lang ohne externe Stromversorgung stehen und betrieben werden kann. „Das Thema Solar ist quasi unser täglich Brot und wird wahnsinnig viel nachgefragt.“

Die Richtung gehe also immer mehr weg von Campingplätzen, hin zu dieser Autarkie, weiß Kempfle. Die Kunden wollen „weg von alle dem, was die herkömmlichen Camper an das bestehende Netz von Campingplätzen oder ähnlichen Anlagen bindet.“
Warum geben Kunden mehr Geld für Autarkie aus?
Aber sind die Kunden derzeit auch bereit, für diese Autarkie mehr Geld auszugeben? Trotz Energiekrise sagt der Chef von Allgäu Camper: Ja. Und zwar einfach aus dem Grund, weil der Wunsch nach Freiheit größer sei. „Du bist nicht darauf angewiesen, schon im Voraus deine Reise zu buchen oder dich festzulegen. Sondern du steigst am Freitag in deinen Camper und fährst los – dorthin, wo es dich hin verschlägt. Dorthin, wo das Wetter gut ist oder an einen schönen See.“ Das sei ein großer Mehrwert, der dann wiederum den Preis für die Autarkie relativiere.
Geht der Camping-Boom 2023 weiter?
„Wir merken jetzt nicht, dass unsere Kunden sagen: Ok, Corona ist vorbei – wir machen nun wieder einen normalen Urlaub“, sagt Kempfle. Wer sich einen Camper während der Pandemie gekauft habe, wolle es auch weiterhin nutzen. Kurzum: „Es sind viele auf den Geschmack gekommen: auf Wohnmobile, das damit verbundene Freisein und Nicht-Gebunden-Sein.“

Vielmehr gebe es derzeit ein ganz anderes Problem: „Durch die Krisen sind die Lieferfähigkeiten jeglicher Hersteller nicht mehr gegeben“, weiß Kempfle. Heißt: Die ganze Branche könne derzeit nicht das liefern, was gefordert wird.
Wollen die Deutschen trotz Krise 2023 in Urlaub fahren?
Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation bleiben Urlaubsreisen auch 2023 für die meisten Deutschen „ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität“. Das ergibt eine Umfrage, die Prof. Martin Lohmann, wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft Reisen (FUR), auf der Stuttgarter Reisemesse CMT vorstellte. Bei den Konsumprioritäten liegen Reisen laut der Umfrage sogar auf Platz zwei hinter Lebensmitteln – und noch vor dem Wohnen. Kurz- und Wochenendreisen finden sich auf Platz sieben hinter dem Auto und vor den Medien.
Welche Aussteller aus dem Allgäu sind 2023 bei der CMT in Stuttgart?
Neben Allgäu Camper aus Wolfertschwenden (Unterallgäu) stellen unter anderem der Wohnmobilhersteller Dethleffs aus Isny sowie Allgäuer Tourismusorte bei der CMT in Stuttgart aus. Das Verzeichnis aller Ausstellerinnen und Aussteller 2023 finden Sie hier.
Was ist die Caravan, Motor, Touristik (CMT) Messe in Stuttgart?
Die CMT - Caravan, Motor, Touristik - 2023 in Stuttgart ist nach Angaben der Veranstalter die größte Touristikmesse in Europa und die weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit. Sie findet von Samstag, 14., bis Sonntag, 22. Januar 2023, statt und hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Einlass ist bereits um 9 Uhr.
Die Tochter-Messen Fahrrad- und Wander-Reisen, Golf- und Wellness-Reisen sowie Kreuzfahrt- und Schiffs-Reisen ergänzen die CMT. Die Fahrrad- und Wander-Reisen wird zum ersten Mal auf drei Tage Laufzeit verlängert. Premiere hat zudem die internationale Tauchmesse „Interdive“, die am zweiten Wochenende (19. bis 22. Januar ) stattfindet. Wer Caravaning-Fahrzeuge bei der CMT sucht, findet über 1000 davon hier in der Fahrzeugsuche.
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