Cornel Renn strahlte mit den letzten Sonnenstrahlen des gestrigen Sonntags um die Wette. Der 21-jährige Skicrosser vom SV Hindelang war überglücklich, dass er beim Europacup-Heimrennen auf Grasgehren nach Platz zehn am Samstag nun sogar einen Podestplatz herausfahren konnte. „Vielleicht lag’s daran, dass ich mir absolut keinen Druck gemacht habe“, sagte Renn und schob selbstkritisch hinterher. „Im Weltcup gelingt mir das nicht immer.“
Dabei waren die Vorzeichen für Renn alles andere als gut. Seit Weihnachten konnte er wegen einer Außenband- und Kapselverletzung im Knie nicht trainieren. Und als er am vergangenen Montag wieder zur deutschen Skicross-Nationalmannschaft stieß, musste er den Lehrgang auch gleich wieder abbrechen. Ein Magen-Darm-Infekt stoppte ihn in der Vorbereitung auf sein erhofftes Comeback. Obwohl er in einer Woche fünf Kilo Gewicht verloren hatte, holte sich Renn das Okay vom Arzt und stand am Samstag am Start. Sein unglaublicher Wille und eine große Portion Wettkampfhärte verhalfen ihm dann gestern sogar ins Finale. „Meine Starts waren super und die Ski sind mega gelaufen. Lob an meinen Servicemann.“ Das Angebot, mit den DSV-Topleuten zum Weltcup nach Russland zu reisen, schlug Renn allerdings aus. Er will bei weiteren Europacup-Rennen auf der Reiteralm in Schladming so viel Rennpraxis wie möglich sammeln, um im nächsten Winter wieder voll angreifen zu können.
Auch am Samstag gab es schon einen Podestplatz für den DSV: Topathlet Daniel Bohnacker vom SC Gerhausen wurde Dritter, verzichtete aber wegen der Anreise nach Russland ebenso auf einen Start am Sonntag wie Tobias Müller vom SC Fischen, der am Samstag auf Rang 16 landete und abends einen noch galanteren Auftritt beim Allgäuer Presseball hinlegte. Die Siege im „extrem starken Teilnehmerfeld“, so Heli Herdt, Sportlicher Leiter beim DSV, gingen jeweils an Jonas Lenherr aus der Schweiz und Marielle Thompson aus Kanada (siehe Ergebnisse links oben).
Nicht zufrieden war ein Großteil der Zuschauer am Streckenrand. Sie bekamen zwar auf der verkürzten Sprint-Strecke einen Eindruck von der spektakulären Sportart, allerdings gab es weder Start- noch Ergebnislisten geschweige denn Lautsprecher-Durchsagen. „Man weiß ja gar nie, wer da gerade fährt“, klagte eine Besucherin. Herdt entschuldigte sich für den erkrankten Roland Frey vom Verein für Alpine Talentförderung: „Das war nach Sturmtief Sabine organisatorisch nicht zu stemmen. Wir hatten Mühe, die Piste hinzubekommen.“