Lange Schlangen vor Impfzentren und keine freien Termine beim Hausarzt. Vielerorts ist es mit erheblichem Aufwand verbunden, sich gegen Corona impfen zu lassen. Doch eine Berufsgruppe steht bereit und könnte Ärztinnen und Ärzte im Kampf gegen die Corona-Pandemie tatkräftig unterstützen - die Apothekerinnen und Apotheker.
Verschiedene Politiker, wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, forderten bereits im Frühjahr diesen Jahres die Einbindung der Apotheken in das Impfgeschehen, um Hausärzte und Impfzentren zu entlasten. Über den Sommer wurden die Rufe danach deutlich leiser. Seitdem die vierte Welle in Deutschland die Corona-Zahlen in die Höhe schnellen lässt und sich täglich hunderttausende Menschen ihre Erst-, Zweit, oder Drittimpfung abholen, werden allerdings auch die Apotheken wieder ins Spiel gebracht.
Söder fordert Impfungen in Apotheken
So forderte Markus Söder vor Kurzem via Twitter erneut, dass Impfungen in Apotheken ermöglicht werden sollen. In Bremen und Niedersachsen wird ebenfalls darüber diskutiert: „Ich sehe durchaus eine Chance in der Einbindung von Apothekern in die Impfkampagne. Wir brauchen in der aktuellen Situation Tempo bei den Impfungen, da müssen wir auch weitere Impfmöglichkeiten in Erwägung ziehen“, sagte Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Allgäuer Apotheker befürwortet Söders Forderung
Dr. Martin Pfefferle, Pressesprecher des Bayerischen Apothekerverbandes für den Raum Kempten, befürwortet die Forderung. "Apotheken könnten einen wertvollen Beitrag leisten, um die Corona-Impfungen voranzutreiben. Wenn der politische Wille da wäre, würde das funktionieren", sagt der Apotheker aus Waltenhofen.
Allerdings müssten dafür verschiedene organisatorische und rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden, so der 44-Jährige: "Wir können nicht von heute auf morgen anfangen. Impfen ist nicht unser Beruf." Der Apotheker würde deshalb eine Auffrisch-Schulung für sich und seine Kolleginnen und Kollegen begrüßen. Ein Onlinekurs mit einem Arzt sei beispielsweise denkbar. "Da würden schon ein oder zwei Stunden ausreichen", sagt Dr. Pfefferle, denn handwerklich komplex sei das Impfen an sich nicht.
Corona-Impfung in Apotheken? Rechtliche Fragen sind offen
Außerdem müsse der Bund klären, wer im Fall von möglichen Spätfolgen durch die Impfung haftet und wer impfwillige Personen über mögliche Nebenwirkungen aufklärt. "Mit meiner Versicherung müsste ich das ebenfalls abklären" sagt Dr. Pfefferle.
Klar sei zudem, dass nicht jeder Apotheker Impfungen durchführen könne, da nicht jede Apotheke über die nötigen Räumlichkeiten verfüge. Und die Impfungen seien auch nicht in den normalen Tagesbetrieb integrierbar. "Vorstellbar wäre, dass man am Samstagnachmittag Impfungen durchführt oder unter der Woche abends ein bis zwei Stunden Impfungen anbietet", sagt der Apotheker. Auch gemeinsame Impfaktionen mit Ärzten seien denkbar. (Lesen Sie auch: Boostern vom Auto aus: In Sonthofen wurden an einem Tag knapp 3000 Menschen geimpft)
Dr. Pfefferle: "Apotheken könnten in zwei Wochen loslegen"
An der Bereitschaft der Apothekerinnen und Apotheker mangle es jedenfalls nicht: "Wir wollen helfen und tun das an anderer Stelle bereits seit fast zwei Jahren", betont Dr. Pfefferle mit Blick auf Corona-Tests und das Ausstellen von Impfzertifikaten. "Ich denke, wir könnten in zwei Wochen loslegen."
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