Nun ist es endgültig: Trotz landesweit immer noch hoher Infektionszahlen laufen auch in Bayern am Wochenende die allermeisten Corona-Beschränkungen aus.
Beispielsweise entfällt ab Sonntag die Maskenpflicht in Innenräumen. Bayernweit gibt es zudem keine 2G- oder 3G-Zugangsregeln mehr - auch Ungeimpfte haben damit ohne Test wieder Zugang zu allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Nur in Kliniken, Alten- und Pflegeheimen müssen Besucher und Beschäftigte tagesaktuelle beziehungsweise regelmäßige Tests machen (alle Neuerungen und Lockerungen hier im Überblick).
Ab Sonntag keine Maskenpflicht mehr, Zugangsbeschränkungen entfallen
Eine FFP2-Maskenpflicht gilt von Sonntag an nur noch im öffentlichen Nahverkehr, in Arztpraxen, Krankenhäusern, in Pflegeheimen, Flüchtlingsunterkünften und ähnlichen "vulnerablen Einrichtungen". Überall sonst entfällt die Maskenpflicht, etwa im Einzelhandel, in Freizeiteinrichtungen aller Art, aber auch in sämtlichen Schulen. Allerdings könnten Geschäftsinhaber über das Hausrecht die Maske im Innenraum noch vorschreiben (Lesen Sie auch:
).Von Apotheker bis Großhändler: Das denken Allgäuer über das Ende der Maßnahmen
Was halten Apotheker, Einzelhändler und Friseure in der Region vom Ende der Maßnahmen? Und soll es in den großen Supermärkten wie V-Markt doch noch eine Maskenpflicht geben?
"Es ist bewiesen, dass der Handel kein Corona-Treiber ist", so Hermann Oßwald, Geschäftsführer bei Mode Reischmann in Memmingen, und ergänzt: "Aber wenn jemand Sorgen hat, kann er doch für sich entscheiden, die Maske zu tragen." Derzeit werde das Vorhaben mit der Geschäftsführung besprochen und abgestimmt. "Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass es eine Empfehlung geben wird, den Mundschutz zu tragen." Die Empfehlung gelte nicht nur für Kunden, sondern sei auch das Minimum mit Blick auf die Mitarbeiter des Unternehmens. Diese tragen derzeit OP-Masken.
Maske beim Friseur in Kaufbeuren: ... "dann kann ich gleich zusperren"
Bei Sven Blood bleibt die Maske auf: Der Kaufbeurer Barbier und Frisör Sven "Blood" Reinsch will auch nach den Corona-Lockerungen weiter Maske tragen "und ich werde auch meine Kunden bitten, eine OP-Maske aufzuziehen", sagt der Kaufbeurer Barbier. Einerseits begrüßt er die Corona-Lockerungen, andererseits sorgt er sich um seine Frau und sein ungeborenes Kind. "Mir geht das alles etwas zu schnell", sagt er und verweist auf die hohen Infektionszahlen Ende März. "Wird jetzt die Maskenpflicht gelockert, und die Quarantäne-Regeln bleiben, kann ich gleich zusperren, weil ich dann fast nur noch in Isolation wäre", sagt er. Zu leicht würde man aktuell mit dem Virus infiziert.
Seit 2019 betreibt Sven Blood seinen Barber-Shop in der Kaufbeurer Innenstadt. Noch in diesem Jahr will er in eine größere Location umziehen.
Maskenpflicht? Zurückhaltung beim V-Markt
Bei der Firma Georg Jos. Kaes aus Mauerstetten (V-Märkte) gibt man sich am Dienstagnachmittag noch zurückhaltend. Man wolle erst auf eine offizielle Anordnung warten, ehe man sich zum Wegfall der Maskenpflicht im Supermarkt äußere, hieß es auf Nachfrage von allgaeuer-zeitung.de. Auch die kurze Zeitspanne, bis die neuen Regeln ab kommendem Montag umgesetzt werden müssen, nimmt man schulterzuckend zur Kenntnis. "Das sind wir ja schon seit zwei Jahren gewohnt. Die Schilder sind schnell weggestellt", sagt Martin Glöckner von V-Markt.
Friedrich Teller von der Gutenberg-Apotheke in Kaufbeuren sagte am Dienstagnachmittag auf Nachfrage unserer Redaktion: "Wir haben noch keine Information von der Apothekerkammer." Diese möchte er abwarten, denn "wir müssen die offiziellen Vorschriften beachten und einhalten". Würden Apotheken als vulnerable Einrichtungen eingestuft, dann würden dort in Bayern weiterhin FFP2-Masken getragen. Sollte das nicht der Fall sein, sehe Teller beispielsweise die Möglichkeit, einen Hinweis auf die freiwillige Nutzung der Maske zu geben. Doch damit beschäftige er sich, wenn er die Information von der Apothekerkammer erhalte, die "zumeist recht kurzfristig kommt".

Ende der Corona-Regeln: Bayerische Wirtschaft ist zwiegespalten
Das Auslaufen der Corona-Einschränkungen löst in der bayerischen Wirtschaft gemischte Reaktionen aus. Während der bayerische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) am Dienstag vom "besten Tag seit zwei Jahren" sprach, ist der Handelsverband zwiegespalten, während der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) die Entscheidung kritisierte.
"Endlich wagen wir den Schritt zurück zu mehr Freiheit und Normalität", sagte der Landesgeschäftsführer des Dehoga, Thomas Geppert. Eine zentrale Empfehlung für die Betriebe, wie sie mit dem Thema Masken in Zukunft umgehen sollen, gibt es vom Verband nicht. Geppert geht aber davon aus, "dass es künftig in den meisten Betrieben keine Zugangsbeschränkungen oder Maskenpflicht mehr geben wird".
Der bayerische Handel steht der Lockerung gespalten gegenüber, wie Geschäftsführer Bernd Ohlmann sagte. Ein Teil der Händler freue sich, dass die Maske "endlich" wegkomme. Andere seien in Sorge, Kunden zu verlieren. "Wir hatten schon Kunden, die sich bei uns gemeldet haben und gesagt haben: 'Dann kaufe ich nur noch online ein.'" Auch der Handelsverband setzt auf Eigenverantwortung. Ohlmann geht dabei aber nicht davon aus, dass viele Händler per Hausrecht das Tragen einer Maske verlangen werden. (mit dpa)