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Alarmierung per Smartphone: Projekt macht das Allgäu zur "Region der Lebensretter"

App schließt die Rettungskette im Allgäu

Alarmierung per Smartphone: Projekt macht das Allgäu zur "Region der Lebensretter"

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    In Freiburg sind die Lebensretter bereits im Einsatz (im Bild eine Übung). Jetzt soll das Projekt auch im Allgäu starten.
    In Freiburg sind die Lebensretter bereits im Einsatz (im Bild eine Übung). Jetzt soll das Projekt auch im Allgäu starten. Foto: Patrick Seeger, Stadt Freiburg

    Das Allgäu wird zur „Region der Lebensretter“. Mit dem Projekt soll die letzte Lücke der Rettungskette für Menschen mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand geschlossen werden. Eine Lücke, die über Leben und Tod entscheidet. Weil es um Minuten geht, erfolgt die Alarmierung von Ersthelfern übers Smartphone mit einer App. Damit das auch funktioniert, wurden mittlerweile die technischen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen. Was jetzt noch fehlt, sind viele Ersthelfer sowie Spender, die das Projekt unterstützen. Zum Start sind rund 50.000 Euro nötig.

    Das neue Rettungssystem gibt es bereits seit 2018 in der Stadt Freiburg. Und dort hat es sich bewährt, wie Dr. Judith Joos, Geschäftsführerin des Vereins „Region der Lebensretter“ erzählt. Es funktioniert so: Neben dem Rettungsdienst werden mögliche Ersthelfer über eine kostenfreie App auf dem Handy alarmiert. Auslöser dafür ist die Rettungsleitstelle. Informiert werden nur gut ausgebildete Helfer, die sich in unmittelbarer Nähe des Patienten befinden und in wenigen Minuten vor Ort sein können. „In Freiburg sind die Helfer durchschnittlich nach vier Minuten am Einsatzort und beginnen mit der Wiederbelebung“, sagt Joos.

    herz-Kreislauf-Stillstand: Schon nach vier Minuten ohne Sauerstoff ist Gehirn geschädigt

    70.000 Menschen erleiden jedes Jahr in Deutschland einen Herzstillstand. Auch wenn sofort der Notruf alarmiert wird, benötigt der Rettungsdienst im Durchschnitt acht bis 15 Minuten, bis er zum Patienten kommt. Und das ist für viele zu spät. Schon nach vier Minuten ohne Sauerstoff entwickeln sich Hirnschäden, die nicht mehr umkehrbar sind.

    „Auch bei uns im Allgäu ist der Rettungswagen im Schnitt erst nach zehn Minuten und 53 Sekunden beim Patienten“, sagt Julia Rebuck. Das ist der Grund, warum sie und ihre beiden Mitstreiter Alexander Kraus und Bernhard Settele – alle drei Notfall- oder Rettungssanitäter – seit über einem Jahr an den Voraussetzungen für das neue Rettungssystem arbeiten. Sie kümmerten sich um die Lizenz, Datenschutzbestimmungen und die Versicherung für die Ersthelfer.

    Mittlerweile haben sie viele Mitstreiter gefunden. Bei einer Infoveranstaltungen am Dienstabend in Immenstadt trafen sich Vertreter fast aller Blaulichtorganisationen des Allgäus: Klinikverbund Allgäu, verschiedene Rettungsdienste, Feuerwehr, Wasserwacht, DLRG. Sie alle wollen mithelfen, dass das Projekt hier – als erstes in Bayern – Wirklichkeit wird. Schirmherr ist Gesundheitsminister Klaus Holetschek, der per Videobotschaft dem Vorhaben alles Gute wünschte.

    Klinikverbund Allgäu will die Ersthelfer ausbilden

    Denn noch steht das Projekt am Anfang. Schließlich sollen das West-, Ober- und Ostallgäu sowie die Städte Kempten und Kaufbeuren abgedeckt sein. In dem Bereich alarmiert die Integrierte Leitstelle (ILS) Allgäu in Kempten. Bei der großen Fläche sind jede Menge Ersthelfer nötig, um im Notfall in wenigen Minuten helfen zu können. Neben Ärzten und Sanitätern sollen weitere Retter durch Kurse dafür ausgebildet werden. Dazu erklärte sich der Klinikverbund bereit.

    Die App stammt ursprünglich aus Dänemark, wird aber ständig weiterentwickelt. Über ein GPS-Ortungssignal werden der Rettungsleitstelle automatisch Ersthelfer gemeldet, die sich in der Nähe des Patienten befinden. Nur sie werden dann alarmiert. „Die Server-Lizenz für das System kostet einmalig über 40.000 Euro“, sagt Bernhard Settele. Hinzu kommen weitere laufende jährliche Ausgaben. Deshalb hoffen er und seine Mitstreiter auf Sponsoren, die das Projekt unterstützen. Neben den Volks- und Raiffeisenbanken der Region, die bereits 7500 Euro spendeten, erklärte sich der Verein „Von Herz zu Herz“ bereit, einen Teil der laufenden Kosten zu übernehmen.

    Wer als Ersthelfer die entsprechenden medizinischen Qualifikationen mitbringt und sich für die „Region der Lebensretter“ registrieren lassen will, kann dies über die Homepage des Vereins tun: www.regionderlebensretter.de

    Wer das Projekt als Spender oder Sponsor unterstützen will, kann dies bei der Allgäuer Volksbank, Konto „Region der Lebensretter Allgäu“: DE30 7339 0000 0007 1880 05.

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