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„Das war die Tour unseres Lebens“ - Wie zwei Allgäuer 1963 auf der Vespa bis nach Athen fuhren

Vespa wird 75

„Das war die Tour unseres Lebens“ - Wie zwei Allgäuer 1963 auf der Vespa bis nach Athen fuhren

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    Geschafft: Als wohl erste Allgäuer erreichten Klaus Hupfauer und Peter Albrecht die Akropolis in Athen mit der Vespa.
    Geschafft: Als wohl erste Allgäuer erreichten Klaus Hupfauer und Peter Albrecht die Akropolis in Athen mit der Vespa. Foto: Fotos: Klaus Hupfauer

    Sie waren jung und brauchten kein Geld. Fast zumindest. Gerade einmal 250 Euro kostete Klaus Hupfauer (76) aus Lauben (Oberallgäu) der Abenteuer-Trip seines Lebens. Mit einem Vespa-Roller fuhr er 1963 mit seinem Kumpel Peter Albrecht vom Allgäu bis nach Athen - und wieder zurück.

    6.500 Kilometer legten die beiden in viereinhalb Wochen während der Sommerferien kurz vor ihrem Abitur zurück. „Wir haben gegessen, was es am Straßenrand gab und was uns die Menschen schenkten: Melonen, Trauben und Kartoffeln. Übernachtet wurde am Straßenrand unter einer Plane, die wir zwischen den Vespas spannten. Das war Freiheit pur“, schwärmt er noch heute.

    Die Erinnerungen, an den einzigartige Ritt sind in diesen Tagen, besonders präsent. Vespa-Fans weltweit feiern den 75. Geburtstag des Kultrollers. Am 23. April 1946 wurde der erste Vespa-Roller zum Patent angemeldet. 15 Jahre später kaufte sich Hupfauer von einem italienischen Gastarbeiter in Waltenhofen (Oberallgäu) eine „Vespa Grand Sport“ mit 7,5 PS - und es war um ihn geschehen.

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    Nach ersten Ausflügen im Allgäu verwirklichten die beiden schon bald ihren verwegenen Plan: Sie brachen mit ihren Vespas und jeweils 20 Kilogramm Gepäck zu den Plitvicer Seen im damaligen Jugoslawien auf, wo der „Schatz am Silbersee“ gedreht wurde. Von dort aus ging es weiter bis nach Griechenland. Mit Tempo 60 vom Allgäu bis zur Akropolis!

    Selbst von diversen Pannen und einem Unfall ließen sie sich nicht stoppen. Nahe Skopje, der heutigen Hauptstadt von Mazedonien, waren sie in einen Unfall verwickelt - und verbrachten fünf Tage im Krankenhaus. Klaus zog sich üble Schürfwunden zu, Peter erwischte es noch schlimmer: Er brach sich das Schlüsselbein. Doch das hielt ihn nicht davon ab, die Reis fortzusetzen - mit nur noch einer Hand am Lenker, die andere im Gips-Verband verpackt. Helme trugen die beiden anfangs übrigens nicht. „Wir sind doch keine Bergsteiger!“, zitiert Hupfauer ihre damalige Einstellung.

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    Erst in Athen, wo der Verkehr recht unübersichtlich war und sie zudem Erdbeben befürchteten, kauften sich die jungen Männer welche - und posierten stolz vor der Akropolis. Aus heutiger Sicht schier unglaublich: Die beiden Allgäuer übernachteten auf der bekanntesten Stadtfestungen des antiken Griechenlands ungestört unter freiem Himmel! „Damals gab es noch keinen Massentourismus. Wir wurden deshalb auch nicht als Touris betrachtet, sondern einfach als zwei nette, junge Burschen, die von weit her gereist kamen und die zwei tolle Maschinen hatten.“ Die Vespas seien auf der gesamten Tour wie ein Türöffner für Gespräche und Kontakte gewesen.

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    „Meine Maschine hat mir unglaubliche Momente beschert“, sagt der spätere Volksschullehrer Klaus Hupfauer, wenn er sich am Laptop durch die Fotos von seiner verrückten Vespa-Tour klickt. Zwei Vasen, die er damals aus Athen mitbrachte, zieren noch heute sein Wohnzimmer. Auch wenn er seine Vespa später verkaufte, so blieben unzählige Erinnerungen und die Freundschaft zu seinem Weggefährten Peter Albrecht. Und der Humor: „Lieber Roller als Rollator“, sagt der 76-Jährige, der sich glücklich schätzt fit und gut zu Fuß zu sein und ab und zu noch eine Runde mit seinem Leichtmotorrades Imme R100 zu drehen.

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