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Daumendrücken auf dem Sofa

Hindelang/Doha

Daumendrücken auf dem Sofa

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    Tristan Schwandke
    Tristan Schwandke Foto: Ralf Lienert

    76,22 Meter. So weit mussten die besten Hammerwerfer der Welt bei der WM in Doha/Katar die Metallkugel schleudern, um sich für den Wettkampf zu qualifizieren. „Ganz ehrlich: Dazu fehlt bei mir noch ein Winter“, sagt Tristan Schwandke. Ein Winter, in dem intensiv an Kraft und Technik gearbeitet wird. Der 27-Jährige aus Bad Hindelang, immerhin amtierender deutscher Meister in dieser Disziplin, hatte mit einem Wurf auf 74,03 Meter zwar die halbe WM-Norm geschafft, verzichtete aber auf eine Teilnahme an den Wettkämpfen auf der arabischen Halbinsel.

    Durchschnittlich hatte er 2019 seine Vorjahresweiten um vier bis fünf Meter übertroffen, auch beim Gewicht hat er zuletzt knapp fünf Kilo zugelegt. „Es war aber ungewiss, ob ich mich noch einmal um zwei Meter hätte steigern können. Andererseits passte die WM terminlich auch nicht zu meiner Planung, die jetzt voll auf die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Tokio ausgerichtet ist“, sagt er.

    Dass der Titel in Katar an den Polen Pawel Fajdek ging, überrascht den Allgäuer nicht. „Der Wettkampf lief genauso wie es alle erwartet hatten. Mein großes Ziel ist es, auch irgendwann einmal zur internationalen Spitze zu gehören. Dazu muss ich aber in jedem Wettkampf konstant an die 76 Meter werfen“, erzählt Schwandke.

    Statt nun also auf der großen Bühne zu starten, drückt Schwandke zuhause auf dem Sofa die Daumen. Kugelstoßerin Christina Schwanitz gratulierte er am Donnerstagabend per Handy-Nachricht ebenso zu deren Bronzemedaille wie Niklas Kaul, dem Überraschungs-Weltmeister im Zehnkampf.

    Doch bei aller Freude über Medaillen gibt es auch Kritik an der WM: miese Stimmung, leere Ränge und große Hitze. Die Medien sprechen von „verkauften Spielen“. Doch Schwandke ist anderer Meinung: „Natürlich geht es um viel Geld. Aber ich sehe das grundsätzlich nicht so negativ. Katar hat in der Leichtathletik den einen oder anderen Weltklasse-Athleten. Die Organisatoren geben sich wirklich Mühe und versuchen, mit vielen Effekten eine würdige Atmosphäre zu schaffen“, sagt er. Und auch die Klima-Diskussion versteht er nicht. Schwandke: „In Tokio wird das nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen noch schlimmer. Da hat’s 38 bis 40 Grad bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit.“ Dennoch hofft er, dann dabei zu sein, wenn es für die Hammerwerfer um die Medaillen geht. Er sagt: „Die Olympia-Vorbereitung hat bei mir längst begonnen. Und sie ist sehr intensiv.“

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