Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Demenz-Verdacht im Allgäu: Was ist zu tun? Wo gibt es Screenings im Allgäu?

So bekommt man im Allgäu Hilfe

Demenz-Screening in Memmingen: Was tun bei Verdacht auf die Krankheit?

    • |
    • |
    Demenz-Screening: Professor Peter Kolominsky-Rabas befragt eine Teilnehmerin, um zu prüfen, ob etwa ihr Erinnerungsvermögen beeinträchtigt ist.
    Demenz-Screening: Professor Peter Kolominsky-Rabas befragt eine Teilnehmerin, um zu prüfen, ob etwa ihr Erinnerungsvermögen beeinträchtigt ist. Foto: Andreas Berger

    Welches Datum haben wir heute? In welchem Stockwerk befinden Sie sich gerade? Und in welchem Ort? Eigentlich recht simple Fragen. Wer sie nicht richtig beantwortet, bekommt im Gespräch mit Professor Peter Kolominsky-Rabas einen Punktabzug. Fehlt am Ende der Befragung eine bestimmte Zahl an Zählern, sollte das medizinisch abgeklärt werden.

    Die Fragen gehören zu einem Demenz-Screening. Das hat Kolominsky-Rabas mit einem Team von Wissenschaftlern am Mittwoch in Memmingen angeboten, in den Räumen der Versöhnungskirche. Hier die wichtigsten Fakten.

    Was hatte es mit dem Demenz-Screening in Memmingen auf sich? Zum einen konnten sich Frauen und Männer darauf testen lassen, ob bei ihnen die Gefahr besteht, dass sie an Demenz erkranken werden, oder ob sie bereits erkrankt sind. Zum anderen steckt dahinter auch ein übergeordnetes Interesse des Freistaats Bayern. Das Land unterstützt das Forschungsprojekt mit dem Namen digiDem, das steht für Digitales Demenzregister Bayern mit Sitz in Erlangen. Unter anderem solche Demenz-Screening-Termine wie in Memmingen helfen dem Team herauszufinden, wie viele Betroffene es in Bayern gibt und wie gut deren medizinische Versorgung und Betreuung in den einzelnen Teilen des Freistaats ist.

    Demenz-Hilfe soll vor allem im ländlichen Raum verbessert werden

    Was haben Betroffene davon? Da die Zahl der Demenzkranken laut dem Neurologen Kolominsky-Rabas massiv zunimmt, will der Freistaat reagieren: Mit dem Aufbau des Demenzregisters soll der langfristige Verlauf der Erkrankung besser verstanden werden. Und man will damit herausfinden, wo es in Bayern zu wenig medizinische Hilfe für Betroffene gibt. Dazu zählt beispielsweise ein Mangel an Fachärzten. Und es geht darum, welche Unterstützung sich Erkrankte, aber auch pflegende Angehörige wünschen. So soll die Hilfe vor allem im ländlichen Raum verbessert werden. „Je früher eine Demenz erkannt wird, desto früher lernen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen mit den Krankheitssymptomen umzugehen, und desto früher können Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten in die Wege geleitet werden“, sagt Peter Kolominsky-Rabas.

    Wie funktioniert das Demenz-Screening? Ein Wissenschaftler oder ein Arzt stellt dem Teilnehmer knapp zehn Minuten Fragen, mit denen unter anderem herausgefunden werden soll, ob sich dieser zeitlich und örtlich orientieren und ob er sich Dinge merken kann: „Welchen Wochentag haben wir heute?“ Zudem gibt es auch einige Anweisungen. Der Teilnehmer soll etwa einen Zettel falten und ihn zu Boden fallen lassen. Und sich einen Satz merken und wiedergeben.

    Verdacht auf Demenz? Im Bezirkskrankenhaus Kempten kann man sich testen lassen

    Was passiert, wenn jemand Probleme hat, den Test richtig zu lösen? Erreicht jemand zu wenig Punkte, wird ihm empfohlen, sich in einer „Gedächtnis-Ambulanz“ untersuchen zu lassen. Ein solches Angebot gibt es beispielsweise im Bezirkskrankenhaus Kempten. Dort findet dann noch einmal ein Test statt, der 45 bis 60 Minuten dauert. Ist auch dieses Ergebnis auffällig, wird nach sechs Monaten noch mal getestet. Außerdem werden Betroffene gefragt, ob sie das Projekt digiDem unterstützen wollen. Wenn ja, werden sie regelmäßig zu ihrer Situation befragt. Diese Daten fließen dann in das Demenz-Register.

    Was wird für pflegende Angehörige getan? Sie werden „zweiter unsichtbarer Patient“ genannt: Wer privat einen pflegebedürftigen Menschen 24 Stunden am Tag versorgt, sei in Gefahr, körperlich und seelisch zu erkranken, sagt Peter Kolominsky-Rabas. Deshalb gibt es auf der Internet-Seite von digiDem auch Hilfe für pflegende Angehörige. Zum Beispiel eine „Angehörigen-Ampel“. Nach einer kurzen Online-Befragung wird gezeigt, wie belastend die Pflege für die Person ist, was sie dagegen tun sollte und wo sie Hilfe findet. Ein weiterer Online-Fragebogen dreht sich darum, welche Unterstützung jemand in der Pflege benötigt und wie sie zu bekommen ist. Zum Beispiel, wo es finanzielle Hilfe gibt, wenn man für die eigene Entlastung eine Haushaltshilfe anstellen muss.

    Den Kaffee in die Müslischale geschüttet? Brille vergessen? Ab wann muss ich mir Sorgen machen? So etwas könne mal vorkommen, verursacht etwa durch Schlafstörungen oder eine Erkältung. Wenn solche Situationen aber immer wieder auftreten, sollte man medizinischen Rat einholen.

    Was Demenz ist und wo es im Allgäu Screenings gibt

    Was ist Demenz? Zunächst ist oft das Kurzzeitgedächtnis gestört. Später leidet auch das Langzeitgedächtnis. Erkrankte verlernen immer mehr alltägliche Fertigkeiten.

    Was sind Risikofaktoren für Demenz? Schwerhörigkeit gilt als eine der größten Gefahren. Unter anderem, weil weniger Reize das Gehirn erreichen und die Hirnaktivität abbaut.

    Kann Demenz vorgebeugt werden? Eine gesunde Lebensweise und viel Bewegung können helfen, das Risiko einer Demenzerkrankung zu verringern, sagt Neurologe Professor Peter Kolominsky-Rabas.

    Wer bietet Demenz-Screenings an? Wer nicht an dem Gedächtnistest in Memmingen teilnehmen konnte, kann sich etwa an den Verein Familiengesundheit 21 in Memmingen wenden, er ist Forschungspartner von digiDem: evi.uhl@mgh-mm.de. Auf digidem-bayern.de gibt es zudem einen Online-Test, den Angehörige mit Betroffenen nutzen können. Auch dessen Ergebnis zeigt, ob jemand genauer von einem Facharzt untersucht werden sollte.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden