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Deutsche Bahn versenkt Bagger beim Kampf gegen Biber in Buchloe

Holzhausen

Deutsche Bahn versenkt Bagger beim Kampf gegen Biber in Buchloe

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    Bei dem Versuch eine unterspülte Zugstrecke zu räumen, hat die Deutsche Bahn einen Bagger versenkt.
    Bei dem Versuch eine unterspülte Zugstrecke zu räumen, hat die Deutsche Bahn einen Bagger versenkt. Foto: Robert Stannecker

    Kleine Ursache – große Wirkung: Ein Biber hat bei Holzhausen für einen spektakulären Unfall gesorgt. Das Nagetier hat mit seinem Damm dafür gesorgt, dass der Bahndamm der Strecke Lindau -München unterspült wurde. Als die Bahn das beheben wollte und mit einem Bagger anrollte, versank dieser allerdings im Schlamm. Das Ganze hat jetzt ein Nachspiel, denn so hätte die Reparatur niemals stattfinden dürfen und sollen.

    Die Bilder sind spektakulär: Bis zur Hälfte ist der Bagger im Morast versunken. Passiert ist das Unglück, bei dem niemand verletzt wurde, vor wenigen Tagen. Der Bagger ist inzwischen zwar wieder geborgen, doch die Folgen sind gravierend.

    Deutsche Bahn fragte nicht um Erlaubnis

    Dass in dieser Gegend ein Biber sein Zuhause habe, sei schon lange bekannt, sagt Robert Stannecker, Gemeinderat und Umweltreferent der Gemeinde Igling, der das Vorgehen der Bahn hart kritisiert. Die Deutsche Bahn rückte nämlich mit dem Bagger über die Ausgleichsfläche an. „Dort brüten Kiebitze und Brachvögel, vergangenes Jahr hatten sie auch Junge“, sagt Stannecker. Dass man nun einfach mit dem Bagger über das Gelände fahre, gehe gar nicht. Vor allem, da die Bahn nicht mal um Erlaubnis gefragt hat. „Das kümmert die überhaupt nicht.“

    Zum Verhängnis wurden dem Baggerfahrer auch die zuletzt starken Regenfälle, die den Boden der Feuchtwiese noch weiter aufgeweicht hatten. Ehe er sein Werk vollbringen konnte, steckte die Maschine zur Hälfte im Schlamm fest. So war es zu befürchten, dass Flüssigkeiten (Öl, Benzin, Hydrauliköl) ausgelaufen sein könnten. „Als Erstes würden diese in Fischweiher bei Großkitzighofen fließen“, sagt Stannecker. Noch wisse er von keinen Schadensmeldungen, aber der Vorfall ereignete sich erst vor wenigen Tagen. Damit nicht genug: Schließlich musste der Bagger wieder geborgen werden – und dazu rollte noch ein weiterer größerer Bagger über die Feuchtwiese.

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    Versunkener Bagger verschmutzte das Gewässer nicht

    Immerhin kann das Landratsamt Landsberg in Sachen einer möglichen Wasserverschmutzung Entwarnung geben. Gemeinsam mit der technischen Gewässeraufsicht des Wasserwirtschaftsamts Weilheim sei man vor Ort gewesen. „Der Umgriff im Bereich des Baggers sowie der Entwässerungsgraben hat keine Anzeichen einer Verunreinigung mit wassergefährdenden Stoffen gezeigt“, teilt Pressesprecher Wolfgang Müller mit. Augenscheinlich sei nichts ausgelaufen. „Auch der Test mit Ölteststreifen war negativ.“ Der Wasserspiegel des Teichs, den der Bagger durch sein Einsinken gebildet hatte, sei mit einer Pumpe abgesenkt worden, sodass der Motorraum trocken geblieben sei. „Aus wasserwirtschaftlicher Sicht besteht diesbezüglich deshalb aktuell kein weiterer Handlungsbedarf“, sagt Müller.

    Bagger verursachte erheblichen Flurschaden

    Ganz anders verhält es sich aber mit den Flurschäden. „Der Bagger fuhr quer durch die Feuchtwiesen, versank bis zum Führerhaus im Boden und musste mit einem weiteren großen Bagger geborgen werden. Der Flurschaden hat größere Ausmaße und muss entsprechend behoben werden“, berichtet Müller. Doch auch nördlich der Bahnstrecke sei eine Fläche von etwa 500 Quadratmetern „durch tiefe Fahrspuren negativ verändert“ worden. Die Bahn müsse die Schäden wieder in Ordnung bringen.

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    Eigentlich hätte das alles gar nicht passieren dürfen, denn ursprünglich war vereinbart worden, dass die Bahn die Reparaturarbeiten zum Teil vom Gleis aus und auf der anderen Seite des Damms von dem Weg aus, der parallel zu den Gleisen führt, erledigen soll – und zwar bei trockenem Wetter. Stattdessen sei der Bagger aber querfeldein zu seiner Einsatzstelle gefahren. Vonseiten der Bahn gab es zu dem Vorfall trotz mehrfacher Nachfrage noch keine Stellungnahme. Für Schlagzeilen haben Biber im Landkreis Landsberg in der Vergangenheit immer wieder gesorgt. Erst im April war ein Nager ins noch leere Schwimmerbecken des Landsberger Inselbads gefallen. Nach nicht einmal zehn Minuten hatte Stephan Wenning von der Unteren Naturschutzbehörde mit seinem Team den etwa 25 Kilogramm schweren Biber eingefangen. Dieser wurde dann wieder ausgewildert.

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    Die Vorfälle mit Bibern häufen sich, sagt Wenning. „Im Landkreis sind fast alle Gewässer mit Bibern besetzt. Inzwischen wildern sie sogar in Vorgärten. Von Magnolie bis Apfelbaum – alles wird gefressen.“ Zahlen für den Landkreis kann der Experte nicht nennen, aber in ganz Bayern wird die Population der Biber auf 20.000 bis 30.000 Tiere geschätzt. „Und das ist relativ hoch.“

    Dass Biber auch in den Städten unterwegs sind, zeigte ein Vorfall Anfang Februar: Ein Tier war auf der Landsberger Katharinenbrücke angefahren und so schwer verletzt worden, dass es von den herbeigerufenen Polizeibeamten erschossen werden musste. Kurios war ein weiterer Vorfall im vergangenen Jahr, als ein Dackel beim Baden im Hungerbach beinahe von einem Biber angefallen worden wäre. Zum Glück für den Dackel konnte seine Besitzerin den Biber durch lautes Schreien verjagen.

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    Biberdämme wurden trotz Schonzeit entfernt

    Dass der Biber in Holzhausen bei Igling demnächst sein Revier verlassen muss, stehe nicht zur Debatte, sagt Stephan Wenning. „Der Abfluss auch unter dem Bahndamm muss gewährleistet werden, deshalb durften die Dämme des Bibers entfernt werden, und das, obwohl noch Schonzeit ist.“ Den Biber selbst zu entnehmen, bringe auch nichts. „Denn da sitzt dann vermutlich schon morgen der nächste Biber da.“

    Bis zur Hälfte ist der Bagger in den Morast eingesunken. Er sollte Biberdämme entlang der Bahnlinie Lindau-München entfernen. Statt auf dem Weg fuhr der Fahrer aber quer über ein Feld zur Einsatzstelle, dann versank er. Foto: Robert Stannecker

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