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Die Finanzaffäre in Seeg im Allgäu um Bürgermeister Berktold hinterlässt tiefe Spuren

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Diese Finanzaffäre hinterlässt tiefe Spuren in Seeg

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    Das Urteil des Bundesgerichtshofs gegen den früheren Seeger Bürgermeister macht nun einen Neuanfang in der Gemeinde möglich.
    Das Urteil des Bundesgerichtshofs gegen den früheren Seeger Bürgermeister macht nun einen Neuanfang in der Gemeinde möglich. Foto: Benedikt Siegert

    Für Außenstehende ist es schwer zu verstehen, warum die juristische Aufarbeitung der Finanz-Verfehlungen in der Ostallgäuer Gemeinde Seeg mehr als zwei Jahre gedauert hat. Zur Erinnerung: Im Januar 2023 waren der bisherige Bürgermeister Markus Berktold und ein weiterer Verdächtiger in einer spektakulären Aktion festgenommen worden. Der gravierendste Vorwurf: Beide hätten unerlaubt über zwei Millionen Euro aus dem Corona-Rettungsschirm erhalten und das Geld zum großen Teil in den laufenden Betrieb des örtlichen Caritas-Heims gesteckt.

    Der Bundesgerichtshof hat nun endlich einen Schlussstrich unter die weit und breit einmalige Angelegenheit gezogen: Das Urteil gegen Berktold ist rechtskräftig, der frühere Rathauschef muss fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis. Mehr als zwei Jahre davon hat er bereits abgesessen. Damit nichts in den falschen Hals kommt: Es war richtig, die gravierenden Anschuldigungen sorgsam zu prüfen und keinen Beteiligten vorschnell zu verurteilen. Schließlich geht es in diesen Fall nicht nur um die berufliche Existenz der Betroffenen, sondern auch um die Zukunft der beteiligten Familien. Und Rechtsstaatlichkeit ist in diesem Land nach wie vor ein hohes Gut. Dass die Strafe vergleichsweise hoch ausgefallen ist, liegt nicht zuletzt an der besonderen Vertrauensstellung, die ein Bürgermeister für sein Gemeinwesen, ja für die Allgemeinheit genießt. Wenn diese herausgehobene Position zu illegalen Zwecken genutzt wird, wie es das jüngste Urteil nun eindeutig festgestellt hat, darf das nicht als Kavaliersdelikt durchgehen.

    Nun also Friede, Freude, Frühling in Seeg? Sicherlich nicht! Die Finanz-Affäre hat tiefe Spuren in dem 3000-Einwohner- Ort hinterlassen. Verletzungen und Gräben im Dorf müssen überwunden werden. Das braucht Zeit. Wenig Zeit wird zum Glück vergehen, bis Seeg politisch endlich wieder voll handlungsfähig ist. Bereits am 29. Juni steht die Bürgermeister-Wahl an. Grund für alle im Ort, aufzuatmen, egal wer künftig im Rathaus regiert.

    Dieses Vakuum hätte früher enden können, hätte Berktold im Zuge der juristischen Aufarbeitung freiwillig auf sein Amt verzichtet - nicht als Schuldeingeständnis, sondern als Zeichen des Verantwortungsgefühls für die ihm anvertraute Gemeinde. Dieses Signal hat er leider nicht gesetzt. Dass Seeg dennoch auf Kurs geblieben ist, haben die Bürger dem enormen Einsatz des Zweiten Bürgermeisters, des Gemeinderats und der zupackenden Verwaltung zu verdanken. Sie alle haben nicht lang gefackelt, sondern die Weichen dafür gestellt, dass Seeg künftig wieder als das wahrgenommen wird, was es ist: das sympathische Honigdorf im Ostallgäu.

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