Wenn ein "gurrr gurrr" und "hu huu" erklingt, ist eine Taube meist nicht weit. Die grauen Stadttauben, manchmal auch Straßentauben genannt, dürften wohl den meisten Menschen bekannt sein. Doch im Allgäu gibt es noch eine weitere Taubenart, die regelmäßig zu sehen ist und sich in einigen Merkmalen von der Stadttaube abhebt: die Türkentaube.
Die Türkentaube stammt aus Asien
Vor allem in ihrem Aussehen unterscheidet sich die Türkentaube von der Stadttaube. "Im Gegensatz zu den Stadttauben ist die Türkentaube weitestgehend einheitlich hell gefärbt, besonders charakteristisch ist der schwarze Nackenring und das schwarze Auge", sagt Brigitte Kraft, Diplom-Biologin beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Im Gegensatz dazu ist die Brust der Stadttaube oftmals metallisch glänzend und das Auge rotbraun.

Türkentauben bauen Nester eher in Bäumen als an Häusern
Was die Türkentaube noch von der Stadttaube unterscheidet: Sie baut ihre Nester eher in freistehenden Bäumen oder Sträuchern und eher selten an Gebäuden. Letzteres tut die Stadttaube viel häufiger. Außerdem haben Türkentauben jährlich nur ein bis zwei Bruten, "während die Stadttaube mittlerweile das ganze Jahr über brütet", erklärt Kraft. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Stadttaube das ganze Jahr in Schwärmen auftritt, während Türkentauben sich nur außerhalb der Brutzeit in Schwärmen versammeln.
Anders als die Stadttaube ist die Türkentaube ein Wildvogel
"Die Türkentaube ist im Gegensatz zur Stadttaube eine eigene Art und somit ein typischer Wildvogel", sagt die Biologin. Die Stadttaube hingegen stammt von einer Züchtung der Felsentaube ab und wurde als Haustaube gehalten. "In der Gefangenschaft hat sie die Scheu vor dem Menschen verloren", sagt Kraft. Deshalb halten sich die Tiere auch heute noch in unmittelbarer Nähe zu Menschen auf.
Wie die Türkentaube nach Europa kam
Wie der Bund Naturschutz (NABU) auf seiner Webseite schreibt, ist die Türkentaube "ein wahrer Ausbreitungskünstler". Denn eigentlich stammt sie aus dem asiatischen Raum, ist nach Europa eingewandert und hat sich dort innerhalb weniger Jahre eingelebt. Ihre Ausbreitung hierzulande begann laut Biologin Kraft im 20. Jahrhundert. In Deutschland kam die Art vor weniger als 50 Jahren an.
Aussehen der Türkentaube:
- Die Türkentaube ist mittelgroß. Sie ist in etwa so groß wie die Stadttaube, aber deutlich schlanker.
- Sie hat überwiegend beige-graues Gefieder, wobei Kopf und Bauch meist heller sind als die Oberseite.
- Das wohl auffälligste Merkmal ist der schwarze Nackenring.
Lebesraum der Türkentaube:
- Bis in die 1930er Jahre kam die Türkentaube laut Bund Naturschutz in Europa nur auf der Balkanhalbinsel vor (daher auch ihr Name).
- Die Tauben sind aus den westasiatischen Steppen und Halbwüsten nach Europa gewandert und mittlerweile auch in Mitteleuropa heimisch.
- Sie leben gern in oder nahe an menschlichen Siedlungen.
- Voraussetzung sind lockere Baumbestände und ein günstiges Winterklima.
Verhalten der Türkentaube:
- Türkentauben bleiben eigentlich nur eine Saison bei ihrem Partner. Allerdings sind sowohl Männchen als auch Weibchen ihrem Revier sehr treu und treffen sich deshalb teils mehrere Saisonen wieder.
- Die Männchen zeigen den Weibchen verschiedene Nistmöglichkeiten und versuchen sie durch Rufe und Flügelklatschen von sich zu überzeugen.
Gefährdung der Türkentaube:
- Obwohl sich die Türkentaube in Mitteleuropa zunächst schnell ausbreitete, gehen die Bestände wegen Nahrungsengpässen nun wieder zurück (Gründe sind laut dem Bund Naturschutz die modernen Erntetechniken sowie die sterile Gartengestaltung).
- Zudem ist die Konkurrenz zu anderen Arten, die ebenfalls in der Nähe menschlicher Siedlungen leben, größer geworden.
Nahrung der Türkentaube:
- Die Nahrung der Türkentaube ist hauptsächlich pflanzlich.
- Die Tauben ernähren sich von Getreide, Samen und Früchten sowie Blättern und junge Trieben.
Stimme der Türkentaube:
- Der "hu-huu-hu"-Ruf der Türkentaube ähnelt laut NABU dem der Turteltaube, ist aber deutlich kürzer.
Zugverhalten der Türkentaube:
- Ältere Vögel bleiben meist in einem Gebiet, bei jüngeren Vögeln kann es aber auch zu Streuungswanderungen kommen.
- Die Jungvögel entfernen sich dann oft weit von ihrem Geburtsort und siedeln sich woanders an.
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