Das Problem der deutschen Wirtschaft heißt nicht Donald Trump: Das sagt Dr. Albert W. Schultz, Geschäftsführender Gesellschafter des Memminger Unternehmens Magnet-Schultz. Wir haben ihn und weitere Unternehmen aus dem Allgäu gefragt, wie sich die Wiederwahl Trumps zum US-Präsidenten auf die Wirtschaft auswirken könnte. Es werde sicher nicht einfacher, sagt Schultz. Doch die grundsätzlichen Probleme seien hausgemacht, also in Berlin und in Brüssel. Deshalb müsse man sie hier lösen und nicht Trump dafür verantwortlich machen.
"Versorgungssicherheit in Deutschland hat gelitten"
Schultz nennt Beispiele: In Deutschland sei die Energie sehr teuer. Mitte der Woche etwa habe eine Kilowattstunde Strom über 80 Cent gekostet. In den USA und in China seien Stromkosten wesentlich niedriger. "Die Versorgungssicherheit hat durch die Abschaltung der Atomkraftwerke gelitten und die Abhängigkeit vom Ausland ist dadurch gestiegen", sagt Schultz. Die deutsche Energiepolitik sei inzwischen ein massiver Nachteil für Industrie-Unternehmen im internationalen Wettbewerb. Und auch die Bürokratie bereite Unternehmen Probleme. Der Geschäftsführer macht die Unterschiede zwischen den Standorten Deutschland und den USA am eigenen Unternehmen deutlich: Der Umsatz von Magnet-Schultz Memmingen ist im vergangenen Jahr um vier Prozent gesunken. Das amerikanische Schwesterunternehmen MSA hingegen wachse seit Jahren kräftig.
Unternehmenschef: Lindners Papier könnte Probleme der Wirtschaft lösen
Wie diese Probleme zu lösen wären, steht nach Schultz' Ansicht im Grundsatzpapier „Wachstum und Generationengerechtigkeit“ des am Mittwoch entlassenen Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP). Er stellt darin viele bisherige Entscheidungen der Ampelkoalition infrage und fordert erhebliche Änderungen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Das Papier soll wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Koalition auseinandergebrochen ist. Schultz: "Dieses Papier bietet die richtigen Ansätze, nämlich wieder eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik und weniger Ideologie."
Zölle der USA könnten Probleme bringen
Ein Dämpfer für das Memminger Unternehmen könnte dennoch aus den USA kommen: Sollte Trump Strafzölle für Produkte aus der EU einführen, zehn bis 20 Prozent sind im Gespräch, werde das Magnet-Schultz als Zulieferbetrieb indirekt zu spüren bekommen. Trotzdem: "Wir werden den seit Jahren unabhängig von der jeweiligen US-Administration gepflegten Kurs beibehalten." Das bedeute: Ein weiterer Ausbau des dortigen Standortes, der aktuell einen Umsatz von knapp 37 Millionen Euro aufweise, und "eine Steigerung des Memminger Exportgeschäfts in die starke US-Wirtschaft".
Multivac will Geschäftsbeziehungen in den USA weiter ausbauen
"Für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau sind die USA der mit weitem Abstand wichtigste Exportmarkt und Investitionsstandort", sagt Christian Traumann, Geschäftsführender Direktor der Multivac-Group in Wolfertschwenden (Kreis Unterallgäu). Trumps zweite Amtszeit werde eine größere Herausforderung als die erste, vor allem wegen der Zölle. Betroffen davon seien vor allem Unternehmen, die keinen Standort in den USA hätten. "Wir erwarten, dass die US-Binnennachfrage nochmal deutlich steigt, eine lokale Präsenz kann sich daher mit Blick auf vermeidbare Importzölle positiv auswirken", sagt Traumann. Multivac habe bereits seit Jahren eine große Produktions- und Vertriebsorganisation in den Staaten und erwarte deshalb nur überschaubare Auswirkungen. "Wir werden weiterhin unsere Geschäftsbeziehungen pflegen und ausbauen, um unseren amerikanischen Kunden die bestmöglichen Lösungen und Dienstleistungen zu bieten."
Bosch ist seit 118 Jahren in Amerika
Seit 1906 in den USA vertreten ist Bosch. Das Unternehmen, das auch in Immenstadt und Blaichach Standorte mit zusammen 4500 Mitarbeitern betreibt, könne laut einer Sprecherin derzeit noch nicht abschätzen, wie sich die US-Wahlen auf die Wirtschaft auswirken. "Angesichts der großen aktuellen Herausforderungen, wie die andauernden geopolitischen Spannungen, wird es von entscheidender Bedeutung sein, die engen transatlantischen Beziehungen zwischen den USA und Europa fortzusetzen – denn wir können die großen Aufgaben nur gemeinsam bewältigen."
Auch das Handwerk bekommt die Wahl zu spüren
Auch das Handwerk blickt ebenfalls gespannt auf Trumps zweite Amtszeit. Der Präsident der Handwerkskammer Schwaben, der Oberallgäuer Hans-Peter Rauch, spricht von unsicheren Zeiten. Trump sei unberechenbar und habe für die kommende Amtsperiode womöglich mehr Vertraute um sich geschart. Und wer denke, die Auswirkungen der Wahl hätten mit dem Handwerk nichts zu tun, täusche sich. "Er hat einen Wirtschaftswahlkampf geführt", sagt Rauch. Man sei von Import und Export abhängig und das Handwerk hänge auch an Zulieferern. Mit Blick auf mögliche Zölle sagt Rauch: "Es wird
entstehen."