Das Medikament Methadon statt der Droge Heroin: So funktioniert, stark verkürzt, die sogenannte Substitutionstherapie. Süchtige ersetzen (substituieren) mit Hilfe von Ersatzstoffen ihre Drogen. In manchen Fällen schaffen es Betroffene so wieder zurück in die Gesellschaft. Die Behandlung ist laut Kassenärztlicher Vereinigung Bayern (KVB) nach wie vor das „Mittel der Wahl“. Doch nur einzelne niedergelassene Ärzte und Ärztinnen bieten im Allgäu eine Substitutionstherapie an. Und die Kaufbeuren und Kempten, sind oft lang.
(BKH), unter anderem inDrogen-Substitution: Im Allgäu öffnet eine Praxis
Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Ein Arzt, der derzeit noch am BKH in Kaufbeuren arbeitet, will in einigen Wochen eine Praxis in der Region eröffnen. Seinen Namen will er lieber nicht in der Zeitung lesen – er befürchtet einen großen Ansturm von Patienten. Doch er hat vorerst nur eine Genehmigung für 50 Patienten und Patientinnen bekommen, erklärt er. Die Nachfrage nach dieser Therapie sei aber riesig. Allein im Kaufbeurer BKH gebe es derzeit 102 Süchtige, die substituiert werden. Man habe sogar aufgestockt: In den Jahren 2014/15 seien es noch 40 gewesen.
Jetzt gebe es theoretisch 110 Plätze, doch es fehlt Personal, um sie zu versorgen. Laut dem Mediziner sei die Region „komplett unterversorgt“. Das liege auch daran, dass es nur wenige niedergelassene Ärzte mit Erfahrung aus Suchtkliniken gebe. Zudem seien die Abhängigen nicht einfach zu versorgen, hätten oft Persönlichkeitsstörungen oder
.Warum gibt es so wenige Ärzte in der Suchtmedizin?
Imageprobleme, enormer zeitlicher Aufwand für Ärzte und Suchtmediziner, die in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus der Justiz geraten sind: Mit diesen Problemen, um nur einige zu nennen, sei die Kassenärztliche Vereinigung konfrontiert, erläutert ein Sprecher. Auch deshalb sei es so schwer, neue Ärzte zu finden. Dafür ist die KVB allerdings verantwortlich. Der Sprecher sagt: Vor allem auf dem Land werden opioidabhängige Patienten „zumeist in den hausärztlichen Praxisablauf integriert“. Das sei nicht immer einfach, weil in der Bevölkerung „noch immer Berührungsängste gegenüber suchterkrankten Menschen“ existieren würden. Dazu kommt: Weil die Vergabe der Ersatzstoffe täglich unter Aufsicht erfolgt – auch am Wochenende – sei es für die wenigen behandelnden Ärzten umso schwieriger, geeignete Vertreter zu finden.
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Schon seit Jahren ist die
, bestätigt der Bezirk Schwaben. Er ist Träger mehrerer Suchtberatungsstellen, von denen es im Allgäu sieben gibt. Eine psychosoziale Begleitung sei maßgeblich für den Erfolg von Suchtpatienten, teilt eine Sprecherin des Bezirks mit.Die Folgen von zu wenigen Ärzten
Auch die Bezirkskliniken Schwaben, zu denen das BKH Kaufbeuren gehört, üben Kritik. Professor Alkomiet Hasan, Vorstand Krankenversorgung, prognostiziert: Weil fast kein niedergelassener Hausarzt oder Psychiater die Therapie anbietet und praktizierende Ärzte oft schon älter seien, werde sich das Problem noch weiter verschärfen. Bayernweit stieg die Zahl der Patienten in den vergangenen Jahren an.
Den Erfolg einer Substitutionstherapie kann der Kaufbeurer Arzt bestätigen: Rund die Hälfte seiner Patienten könne wieder arbeiten. Er müsse nun sehen, wie seine Praxis anläuft, hält es aber zukünftig für möglich, auch mehr als die 50 Patienten zu behandeln.